rachen, wie tief der Wurm im Herzen naget. Man
braucht eben kein großer Menschenkenner zu seyn, um die
Verwirrung in dem Gesichte einer schönen Frau zu bemer-
ken ,. wenn man in ihrer Gegenwart die Schönheit einer
andern lobt. In der That, alles und das einzige, was
man thun kann, ist höchstens, daß man den Neid so
in sich selbst verschließt, daß er sich nur durch Blicke ver-
rätst. Menschen, die sich nicht enthalten können, wider
jene zu lästern, die sie beneiden, glauben ihre Leiden-
schaft aufs Beste verborgen zu haben, wenn sie unter-
taufend Schwüren und Versicherungen erklären, daß sie
gewiß nichts aus Neid nachreden. Besonders trift diese
Bemerkung bey dem schönen Geschlechte ein.
Wer keinen Neid im Herzen trägt, hat auch die
Vorsicht nicht, die Leute überreden zu wollen, daß er
niemand beneide. Warum redet man nicht von Leuten,
die man verachtet? Und würde man wohl so gerne von
diesen oder jenen Vergehungen eines Menschen reden,
allen seinen geheimen Fehltritten nachspüren, wenn er
nicht auch eben so viel Verdienst hätte, das unfern Neid
erregt.
Eben so richtig ist auch diese Bemerkung, daß man
den Neid viel leichter eigenen Augen verbirgt, als fremden.
In jedem Menschen wird man eine gewisse Art heimli-
chen Neides gegen seinen Nebenmenschen entdecken; und
doch wird fast ein jeder, wenn man diese Iumuthung ge-
gen ihn äußern sollte, bey seiner Seele schwören, daß er
gewiß niemanden beneide, denn das Schwache und Nie-
drige dieser Leidenschaft beleidigt ihre Selbstliebe zu sehr,
als daß sie sich dazu gestehen sollten. Man gewöhnt sich
selbst daran, sich dieses Gefühl abzuläugncn, und schiebt
alles auf Rechnung anderer Leidenschaften, wovon der
Neid
braucht eben kein großer Menschenkenner zu seyn, um die
Verwirrung in dem Gesichte einer schönen Frau zu bemer-
ken ,. wenn man in ihrer Gegenwart die Schönheit einer
andern lobt. In der That, alles und das einzige, was
man thun kann, ist höchstens, daß man den Neid so
in sich selbst verschließt, daß er sich nur durch Blicke ver-
rätst. Menschen, die sich nicht enthalten können, wider
jene zu lästern, die sie beneiden, glauben ihre Leiden-
schaft aufs Beste verborgen zu haben, wenn sie unter-
taufend Schwüren und Versicherungen erklären, daß sie
gewiß nichts aus Neid nachreden. Besonders trift diese
Bemerkung bey dem schönen Geschlechte ein.
Wer keinen Neid im Herzen trägt, hat auch die
Vorsicht nicht, die Leute überreden zu wollen, daß er
niemand beneide. Warum redet man nicht von Leuten,
die man verachtet? Und würde man wohl so gerne von
diesen oder jenen Vergehungen eines Menschen reden,
allen seinen geheimen Fehltritten nachspüren, wenn er
nicht auch eben so viel Verdienst hätte, das unfern Neid
erregt.
Eben so richtig ist auch diese Bemerkung, daß man
den Neid viel leichter eigenen Augen verbirgt, als fremden.
In jedem Menschen wird man eine gewisse Art heimli-
chen Neides gegen seinen Nebenmenschen entdecken; und
doch wird fast ein jeder, wenn man diese Iumuthung ge-
gen ihn äußern sollte, bey seiner Seele schwören, daß er
gewiß niemanden beneide, denn das Schwache und Nie-
drige dieser Leidenschaft beleidigt ihre Selbstliebe zu sehr,
als daß sie sich dazu gestehen sollten. Man gewöhnt sich
selbst daran, sich dieses Gefühl abzuläugncn, und schiebt
alles auf Rechnung anderer Leidenschaften, wovon der
Neid