Eckartshausen, Carl von; Diepold, Floridus [Oth.]; Lindauer, Johann [Oth.]: Der Prinz und sein Freund: ein Buch für Fürstenkinder (Pest und Ofen: bey Diepold und Lindauer, 1789) [VD18 90777689]

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Oesters ist Kiemgeistigkeit die Mutter der Verlaum-
dung, als ein böses Herz, und die Anzahl derMarionet-
tenscelen, die nicht Verstand genug haben, die Sache
von der wahren Gestalt zu beurtheilen; ist ungleich grös-
ser, als der nicht gar unbedeutende Haufe Bösewichter,
die aus Neid, Mißgunst, niederträchtiger Nachlust, oder
selbst auö Verläumdungslnst verlaumden.
Von dreyen Seiten würde weniger Verlaumdnng in
der Welt seyn, wenn alle Menschen, einer wie der an-
dere , gleichviel Verstand hätten.
Eine ganz gleichgültige, unschuldige Rede in dem
Munde des Vernünftigen wird Thorhcit oder Verbrechen,
wenn sie ein Narr hört.
Nichts ist dem Thoren unbegreiflicher als die Sprache
des Vernünftigen; und eben darum ist sie ihm oft unleid-
lich und beleidigend. Die Art, wie man von einer' Sa-
che spricht, giebt daher oft mehr Anlaß zur Vcrlaumdung
als die Handlungsweise der Menschen; wenn sich also die
Menschen eben so sehr im Reden irr Acht nehmen, als
sie in ihren Handlungen vorsichtig sind, würde es nicht
so viele Verläumdrmg geben.
Gewisse Leute glauben den feinsten Kniff gefunden zu
haben, um der Verläumdung zu entgehen. Wei! sie be-
sorgt sind, man möchte von etwas reden, das sie angeht,
so fangen sie zuerst selbst davon an; aber wie sehr betrü-
gen sie sich nicht, wenn sie glauben, damit den Läster-
zungen Einhalt zu thnn? — Die Vcrlaumdung wird
nichts desto weniger von ihnen reden, und ihnen bleibt
nur die Ehre, daß sie die Urheber davon sind.
Man sagt zwar, wenn bisweilen ein Mensch von
sich selbst ett^as anbringt, das ihm nachtheilig ist: Ja,
wenn es wahr wäre; würde ers nicht selbst sagen; aber
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