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Eckartshausen, Carl von; Diepold, Floridus [Bearb.]; Lindauer, Johann [Bearb.]
Der Prinz und sein Freund: ein Buch für Fürstenkinder — Pest und Ofen: bey Diepold und Lindauer, 1789 [VD18 90777689]

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https://doi.org/10.11588/diglit.48461#0272
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2ZF
„che edel dachten, «nd die Menschen zu schätzen wußten.
„lL^eine Rönige, welche nur Sklaven zu Ahnen
„hatten; keine Sklaven, deren Ahnen Rönige wa-
„ren. Plato. Niemand ist um unserer Ehre willen
„geboren; was vor uns war, gehöret uns nicht
„zu. Seneca. Befrage dich, kehre in dich selbst zurücke.
„Uuäum inchice rmirrmm, intuere, gawüs tzuantus^us
„ick, nlieno sn Ino rnaZnus. Eben derselbe."
Nur allein die wahre Große, wird man sagen, kann
diese Probe aushalten; die gemachte Große macht nur
durch ihr Aeußeres Eindruck. Laß sie ein schwülstiges
Gefolge und einfache Sitten haben; was sie Ueberwic-
gendes hat, rühret von dem Staate und nicht von der
Person her. Aber ein Großer, dessen Seele schwülstig
ist, wird jedem von uns beleidigend seyn. Er ist der
Mensch, der zu andern Menschen saget: Du kriechest
wert unter mir; nicht von der Höhe seines Ranges,
sondern von der Hohe seines Stolzes blicket er auf uns
nieder, und verachtet uns.
Allein, ist nicht ein überlegenes Verdienst nöthig, ein-
fache Sitten in einem erhabenen Range beyzubehalten?
Vielleicht; vielleicht aber ist solches auch ein Beweis, daß
es sehr schwer ist, die Große mit Anstand zu bekleiden,
phne sie auszufüllen, und nicht überall, wo man außer-
feiner wahren Stelle ist, lächerlich zu werden.
Wenn ein Großer zugleich ein großer Mann ist, ss
nimmt er seine Zuflucht weder zu jenem demüthigenden
Stolze, welcher der Affe der Würde ist, noch der über-
wiegenden Pracht, welche das Gespenst der Ehre ist, und
den hohen Adel durch die Pest des Veyspiels und durch
die Nacheiferung der Eitelkeit zu Grunde richtet.
In
 
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