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nähere Beziehung der Schilddrüse zum Gehirn statuirt. Wie es scheint, hat das Zusam-
men vorkommen von Kropf und Cretinisnius zuerst darauf geleitet und später suchte man auf
verschiedene "Weise sich dies klar zu machen. Man fasste z. B. die Sache rein mechanisch
auf und sah in der Schilddrüse ein ßlutreservoir zum Schutze des Gehirns, oder, wie Mai-
gnien1), einen Apparat, bestimmt, die Carotiden zu comprimiren, um so den Zufluss des
Bluts zum grofsen Hirn zu verringern, zum kleinen (durch die Wirbelpulsadern) zu ver-
mehren, eine Ansicht, die er namentlich durch die Beobachtung unterstützt, dass Hunde, nach
starkem Laufen (wobei das motorische kleine Gehirn besonders mit Blut versorgt werden
musste), eine sehr angeschwollene Schilddrüse zeigten. Simon2) schreibt der Schilddrüse
ebenfalls die Funktion einer Ableitung vom Gehirq, aber auf chemischem, mehr indirektem,
Wrege zu. Es soll nach ihm in derselben eine Sekretion stattfinden, jedoch nur. zeitweise,
während der Unlhäligkeit des Gehirns und aus dem zu dieser Zeit im Gehirn nicht, verwend-
baren Blute. Das Sekret sammle sich an und komme dann dem Gehirn während der Thä-
tigkeit desselben zu Gute. Es scheint mir schwer zu begreifen, wie von diesem Sekret,
welches doch offenbar von den Venen aufgenommen wird, also erst auf einem langen Um-
weg und, nachdem es mit der ganzen Blutmasse vermischt ist, zum Gehirn gelangt, dieses
letztere mehr als andere Organe oder etwas Specifisches erhalten soll (denn so etwas scheint
doch Simon zu meinen, wenn er sagt, es komme dem Gehirn zu gut), abgesehen davon,
dass wir gar nicht erfahren, was dieses Sekret im Gehirn soll. Wir müssen gestehn, dass
alle diese Ansichten über specielle Beziehungen dieses Organs zu bestimmten Systemen auf
sehr schwachen Füfsen stehn. Auch die Exstirpationsversuche von Bardeleben5) haben
keine befriedigenden Besultate gegeben.
Bei den Nebennieren endlich nahm man in früherer Zeit bald eine Beziehung zu den
Harnorganen, bald zu den Geschlechtsorganen an. Man findet die verschiedenen An-
sichten zusammengestellt in H a 11 e r 's Physiologie. 4) Später hat besonders wieder I. F.M eckel5)
eine nähere Beziehung zu der Geschlechtsfunktion finden wollen, eine Ansicht, welche von Nagel0)
mit gewichtigen Gründen widerlegt worden ist und gegen welche, wenigstens beim Menschen,
schon die Zeit der Entwicklung von vorneherein spricht. Simon7) hat in neuster Zeit ebenfalls
wieder eine nähere Beziehung zu der Geschlechtsfunklion wahrscheinlich gefunden, ohne jedoch
neue Gründe für diese Ansicht vorzubringen. Ohne Zweifel mehr begründet als die eben
erwähnte ist die Ansicht von Bergmann8), welcher auch Bischoff u. A. beipflichten, dass
die Nebennieren in näherer Beziehung zum Nervensystem stehen. Wenigstens spräche hiefuer
ein anatomischer Grund, nämlich die aufserordentlich grofse Menge der Nerven in der Mark-
substanz bei vielen Säugethieren und dem Menschen; (die Aehnlichkeit der microscopischen
Elemente mit Ganglienkugeln ist nur scheinbar, wie oben auseinandergesetzt wurde). Jedoch
glaube ich, aus dem Bau dieser Organe in allen vier Wirbelthicrclassen, der, wie die obigen
Untersuchungen zeigen, so sehr mit dem der andern ßlutgefael'sdrüsen übereinstimmt, wohl
l) L'examinateur medical 1842. T. II. p. 51. und Comptes rendus. XVI. S. 1200. 2) L. c. S. 98.
3) L. c. und seine neueren in den Comptes rendus von 1844 erwähnten Beobachtungen.
<) Elem. physiol. T. VIII. S. 407. 5) L. c. «) L. c. L. c. S. 100. ") L. c.
nähere Beziehung der Schilddrüse zum Gehirn statuirt. Wie es scheint, hat das Zusam-
men vorkommen von Kropf und Cretinisnius zuerst darauf geleitet und später suchte man auf
verschiedene "Weise sich dies klar zu machen. Man fasste z. B. die Sache rein mechanisch
auf und sah in der Schilddrüse ein ßlutreservoir zum Schutze des Gehirns, oder, wie Mai-
gnien1), einen Apparat, bestimmt, die Carotiden zu comprimiren, um so den Zufluss des
Bluts zum grofsen Hirn zu verringern, zum kleinen (durch die Wirbelpulsadern) zu ver-
mehren, eine Ansicht, die er namentlich durch die Beobachtung unterstützt, dass Hunde, nach
starkem Laufen (wobei das motorische kleine Gehirn besonders mit Blut versorgt werden
musste), eine sehr angeschwollene Schilddrüse zeigten. Simon2) schreibt der Schilddrüse
ebenfalls die Funktion einer Ableitung vom Gehirq, aber auf chemischem, mehr indirektem,
Wrege zu. Es soll nach ihm in derselben eine Sekretion stattfinden, jedoch nur. zeitweise,
während der Unlhäligkeit des Gehirns und aus dem zu dieser Zeit im Gehirn nicht, verwend-
baren Blute. Das Sekret sammle sich an und komme dann dem Gehirn während der Thä-
tigkeit desselben zu Gute. Es scheint mir schwer zu begreifen, wie von diesem Sekret,
welches doch offenbar von den Venen aufgenommen wird, also erst auf einem langen Um-
weg und, nachdem es mit der ganzen Blutmasse vermischt ist, zum Gehirn gelangt, dieses
letztere mehr als andere Organe oder etwas Specifisches erhalten soll (denn so etwas scheint
doch Simon zu meinen, wenn er sagt, es komme dem Gehirn zu gut), abgesehen davon,
dass wir gar nicht erfahren, was dieses Sekret im Gehirn soll. Wir müssen gestehn, dass
alle diese Ansichten über specielle Beziehungen dieses Organs zu bestimmten Systemen auf
sehr schwachen Füfsen stehn. Auch die Exstirpationsversuche von Bardeleben5) haben
keine befriedigenden Besultate gegeben.
Bei den Nebennieren endlich nahm man in früherer Zeit bald eine Beziehung zu den
Harnorganen, bald zu den Geschlechtsorganen an. Man findet die verschiedenen An-
sichten zusammengestellt in H a 11 e r 's Physiologie. 4) Später hat besonders wieder I. F.M eckel5)
eine nähere Beziehung zu der Geschlechtsfunktion finden wollen, eine Ansicht, welche von Nagel0)
mit gewichtigen Gründen widerlegt worden ist und gegen welche, wenigstens beim Menschen,
schon die Zeit der Entwicklung von vorneherein spricht. Simon7) hat in neuster Zeit ebenfalls
wieder eine nähere Beziehung zu der Geschlechtsfunklion wahrscheinlich gefunden, ohne jedoch
neue Gründe für diese Ansicht vorzubringen. Ohne Zweifel mehr begründet als die eben
erwähnte ist die Ansicht von Bergmann8), welcher auch Bischoff u. A. beipflichten, dass
die Nebennieren in näherer Beziehung zum Nervensystem stehen. Wenigstens spräche hiefuer
ein anatomischer Grund, nämlich die aufserordentlich grofse Menge der Nerven in der Mark-
substanz bei vielen Säugethieren und dem Menschen; (die Aehnlichkeit der microscopischen
Elemente mit Ganglienkugeln ist nur scheinbar, wie oben auseinandergesetzt wurde). Jedoch
glaube ich, aus dem Bau dieser Organe in allen vier Wirbelthicrclassen, der, wie die obigen
Untersuchungen zeigen, so sehr mit dem der andern ßlutgefael'sdrüsen übereinstimmt, wohl
l) L'examinateur medical 1842. T. II. p. 51. und Comptes rendus. XVI. S. 1200. 2) L. c. S. 98.
3) L. c. und seine neueren in den Comptes rendus von 1844 erwähnten Beobachtungen.
<) Elem. physiol. T. VIII. S. 407. 5) L. c. «) L. c. L. c. S. 100. ") L. c.