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Edler, Josef
Die Liebfrauen-Kirche zu Frankfurt am Main und ihre Kunstwerke — Düren, Rhld.: Buchdruckerei und Verlag Max Danielewsky, 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.66543#0062
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6. Isolierte Skulpturen am Außenbau.
Salvator.
Von der Äußenplasfik der Kirche sind nur noch zwei kleinere
Stücke zu nennen. Es handelt sich um einzelnstehende, versetzte Skulp-
turen. Es ist zunächst der Salvator, der auf dem Überbau des Nord-
westeinganges am Turm sich befindet. Dies ist nicht sein ursprünglicher
Platz. Der Stich Salomon Kleiners von 1728 zeigt noch seine ehemalige
Anbringung am alten Stiftshaus, das sich östlich an die Südfassade der
Kirche anschloß. Erst im 19. Jahrhundert bei Einbruch der großen Er-
kerfenster dieses Hauses erhielt die Figur ihren jetzigen Stand. Auf
einer steinernen Sockelbank sitzt Christus als Salvator mit weitem
Mantel, der von den Schultern herab über Schoß und linkes Bein fällt.
Er wird mit schmalen Bändern gehalten, die eine kleine Schließe über
der Brust bindet. So sind der ganze Oberkörper, Arme und rechtes
Bein, das auf einen Totenschädel tritt, vollkommen nackt. Die rechte
Hand ist im Segensgestus erhoben, während die linke die auf der Bank
stehenden Attribute des Salvator, Kreuz, und Weltkugel, mit Unter-
stützung des Oberarmes hält. Die in Sandstein gearbeitete Figur ist
mit einer dicken Ölfarbschicht überzogen, die die Feinheiten verschwin-
den läßt. Die darunter angebrachte Inschrift105) gibt die genaue Datie-
rung der Arbeit, die 1581 entstand.
Pieta.
Über dem Vorbau zum Dreikönigsportal nach dem Liebfrauenberg
steht in flacher Rundnische, ebenfalls mit barockem Ölfarbanstrich ver-
sehen, eine kleine Pieta. Auf einer breiten, doppelgeschossigen, mit
Spitzbogen verzierten Bank sitzt Maria, den Leichnam im Schoße hal-
tend. Ein weites Manteltuch, über den Kopf gebreitet, fällt über die
Kniee in reicher Fältelung, noch das Untergewand freilassend, das
über die freistehenden Fußspitzen vielgefaltet zu Boden reicht. Der
Zipfel des Mantels ist rechts über die Sitzbank gebreitet. Die rechte
Hand stützt den Kopf des Leichnams, der brettartig steif in diagonaler
Schräge im Schoße der Mutter liegt. Die Beine und Füße sind treppen-
artig gewinkelt. Die Linke der Mutter hält die gekreuzten Arme des
Sohnes. Beider Haare sind in parallelen Strähnen gleichförmig stili-
siert, gleichartig ist die Dornenkrone gedreht. Zur Datierung des Wer-
kes sind die die polygonale Fußplatte stützenden Wappen wichtig. Es
sind dies die Zeichen der Familien von Hohenhaus und Brun zum Brun-
fels. Da Brune Brun 1360 die Rilinde von Hohenhaus heiratete, sind
beide als die Stifter der Gruppe anzunehmen. Nicht schwer wird es
sein, die Pieta tatsächlich noch dem späten 14. Jahrhundert zuzuschrei-
ben. Kleidung und Haltung sind durchaus dem 14. Jahrhundert geläu-
fige Formen der Pietadarstellung. Die puppenartige Kleingestaltung
des Leichnams und die dadurch bedingten freihängenden Beine sind
105) Der Text laufet: „Ego sum lux mundi. Ego sum via, veritas et vifa.
Data est mihi omnis pofestas in coelo et in terra. Piet, ergo f. et p. an. sal.
MDLXXXI".
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