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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Editor]; Eggers, Karl [Editor]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0050
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Zeit-, Kultur- und Kuustgeschichtliches, 1830—1840.

tismus eines Bosio und Cortot zu einer Zweithcilung je nach der
vorwiegenden Betonung des Formcnreizes — Pradier — oder aber
der Formenwirklichkeit — David. — In diesen beiden letzten Spitzen
der Entwicklung und deren Kunstgenüssen sindet sich französische Ro-
mantik ans dem Gebiete der Plastik in eben den beiden Richtungen
verwirklicht, welche wir oben bei der Malerei unterscheiden konnten.
In stofflicher Beziehung trat auf dem geschichtlichen Boden das Zeit-
geschichtliche immer mehr zurück hinter dem Kulturgeschichtlichen.
Chaudet, der Lpsipp des ersten Napoleon, und Bosio waren noch
Bildner der Napolconidcn und, wenigstens noch in Büsten, mit Cortot
und Pradier Bildner der Bourbonen: Ludwigs XVIII. und Karls X.
Für die sonstige historische Plastik griff man in die Vergangenheit
und gab hier den Trägern der Kultur in Literatur und Wissenschaft
den Vorzug vor den politischen Größen.
Wie anders der Weg, den wir in der gleichzeitigen Entwicklung
der deutschen Plastik oben verfolgten mit Canova anhebend durch
Thorvaldsen, Schad vw, Ranch. Im Stofflichen trat gerade
das Zeitgeschichtliche immer mehr in den Vordergrund, von Schadvw
zuerst erfaßt, von Ranch in fortschreitender Entwickelung zu einer
Blüte gebracht, welche die deutsche Plastik auf diesem Gebiete der
gleichen Knnstübung aller anderen Völker voranstellt. — Konnte doch
selbst Thorvaldsen sich diesem Drange der Zeit nicht ganz entziehen,
wiewohl er überhaupt weder besondere Neigung noch Hast hatte für
die Ausführung von Bilduißstatuen, so daß fast eine dreifache Zahl
der vollendeten Arbeiten dieser Gattung im Stadium der Bestellung
und des Projektes blieb. Bis zum Jahre 1830 hatte er, wenu man
von dem historischen Kleide des siebenten Pius absieht, uur autikc
oder stark antikisirendc Gewaudung für zulässig erachtet, wie die
sümmtlicheu Statuen dieser Periode darthun: die Gräfin Ostcrmaun,
Barhatiuska, Kopernikus, der Herzog von Lcuebteubcrg. Erst in das
folgende Dezennium fallen die drei Statuen, in welchen er der Zeit
strömung Rechnung zu tragen wenigstens versuchte: Lord Byron,
Gutenberg, Schiller. Die Reihe seiner Amor-Kompositionen kommt
dann in unaufhaltsamen Fluß, nachdem er nach langer Panse am
 
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