34
Das Haus und die Freunde, 1830—1840.
deruug des schmerzlichen Gefühls der Vereinsamung erwies sich nun
aber die in Angriff genommene Gründung des thatsüchlich eigenen
Familienheerdes in Halle. Der Hausbau verwob nut Rnuch's per-
sönlichem Interesse für seine Familie noch ein künstlerisches; denn das
stand von vornherein fest, daß nicht ein Haus im üblichen Maurer-
nnd Zimmcrmeisterstil der Halleschen Neubauten jener Zeit zu er-
richten sei; sondern kunstgeübte Hand sollte den in Berlin auf Grund
der Schinkellschen Schöpfungen in seinen ersten Entwicklungsformen
begriffenen Privatbanstil nach Halle verpflanzen und dann würde
Rauch sich selbstthütig an dein Bau zu bethciligen haben, durch be-
rathende Stimme bei dem architektonischen Theile der Aufgabe, durch
werkthätige Haud bei dem plastischen Ausschmuck insbesondere der
Jnnenräume. In der That ist dies d'Alton'sche Häuschen*) lange
Zeit hindurch eiu auffallendes Unikum des modernen Villcn-Baustils
in Halle geblieben, bis es jetzt allmülich unter ähnlichen und prunken-
deren Bauten unserer Zeit an Augenfälligkeit, nicht aber an architek-
tonischem Werthe verloren hat. Die Wahl des Architekten War nlicht
zweifelhaft. Strack mußte es seiu.
Im Frühling 1824 war dieser, ein lebensfrischer achtzehnjähriger
Jüngling, nach Berlin gekommen. Die Fürstin Ida von Schaum-
burg-Lippe, die Schwester des damaligen Fürsten Georg zu
Waldeck hatte dem Sohne ihres Hofmalers Professor W. Strack
in Bückeburg ein Empfehlungsschreiben an „ihren von aller Welt ver-
ehrten Landsmann" mitgegeben, in welchem gewünscht ward, daß
der treffliche und fleißige junge Mensch mit dem geistvollen Schinkel
bekannt gemacht würde. Mit welchem rühmlichen Erfolge dies ge-
schah, gehört der Baugeschichte Berlins, der Architekturgeschichte unsrer
Zeit an. Die Rauch'sche Familie aber ersetzte dem jungen Manne bald
das verlassene Vaterhaus und mit kindlicher Dankbarkeit ist Strack
dem väterlichen Freunde zugethan geblieben, der sich unablässig seiner
fördernd annahm. Die wiederholten Dankschreiben der fürstlichen
*) Jetzt im Besitze des bekannten Historikers Professor Dnmmler, welcher das-
selbe nach d'Altons Tode 1854 von Ranch erstand, in dessen C-igenthum Hans nnd
Grundstück verblieben war.
Das Haus und die Freunde, 1830—1840.
deruug des schmerzlichen Gefühls der Vereinsamung erwies sich nun
aber die in Angriff genommene Gründung des thatsüchlich eigenen
Familienheerdes in Halle. Der Hausbau verwob nut Rnuch's per-
sönlichem Interesse für seine Familie noch ein künstlerisches; denn das
stand von vornherein fest, daß nicht ein Haus im üblichen Maurer-
nnd Zimmcrmeisterstil der Halleschen Neubauten jener Zeit zu er-
richten sei; sondern kunstgeübte Hand sollte den in Berlin auf Grund
der Schinkellschen Schöpfungen in seinen ersten Entwicklungsformen
begriffenen Privatbanstil nach Halle verpflanzen und dann würde
Rauch sich selbstthütig an dein Bau zu bethciligen haben, durch be-
rathende Stimme bei dem architektonischen Theile der Aufgabe, durch
werkthätige Haud bei dem plastischen Ausschmuck insbesondere der
Jnnenräume. In der That ist dies d'Alton'sche Häuschen*) lange
Zeit hindurch eiu auffallendes Unikum des modernen Villcn-Baustils
in Halle geblieben, bis es jetzt allmülich unter ähnlichen und prunken-
deren Bauten unserer Zeit an Augenfälligkeit, nicht aber an architek-
tonischem Werthe verloren hat. Die Wahl des Architekten War nlicht
zweifelhaft. Strack mußte es seiu.
Im Frühling 1824 war dieser, ein lebensfrischer achtzehnjähriger
Jüngling, nach Berlin gekommen. Die Fürstin Ida von Schaum-
burg-Lippe, die Schwester des damaligen Fürsten Georg zu
Waldeck hatte dem Sohne ihres Hofmalers Professor W. Strack
in Bückeburg ein Empfehlungsschreiben an „ihren von aller Welt ver-
ehrten Landsmann" mitgegeben, in welchem gewünscht ward, daß
der treffliche und fleißige junge Mensch mit dem geistvollen Schinkel
bekannt gemacht würde. Mit welchem rühmlichen Erfolge dies ge-
schah, gehört der Baugeschichte Berlins, der Architekturgeschichte unsrer
Zeit an. Die Rauch'sche Familie aber ersetzte dem jungen Manne bald
das verlassene Vaterhaus und mit kindlicher Dankbarkeit ist Strack
dem väterlichen Freunde zugethan geblieben, der sich unablässig seiner
fördernd annahm. Die wiederholten Dankschreiben der fürstlichen
*) Jetzt im Besitze des bekannten Historikers Professor Dnmmler, welcher das-
selbe nach d'Altons Tode 1854 von Ranch erstand, in dessen C-igenthum Hans nnd
Grundstück verblieben war.