Alexander von Rennenkampf.
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geschreckt. Der tägliche Umgang mit den Herrschaften, das Besprechen
alles Vorkommenden, die Art meiner Anstellung bei Hofe, die meine
Sorgfalt auf die Großherzogin, auf die fürstlichen Kinder und das
intimere Innere des Hauses richtet, macht meine Berufsthätigkeit zu
einer nicht fruchtlosen Wirksamkeit. Die meiste Zeit gehört aber doch
mir, dem Unterrichte meiner Kinder und meiner Lieblingsunterhaltung,
den mannichfaltigen Naturwissenschaften, in denen ich von Jahr zu
Jahr immer eifriger schwelge." Auf Staatskosten hat er eine voll-
ständige Sammlung aller deutschen Vögel angelegt, „bewunderns-
würdig ausgestopft und 10,000 Insekten, lauter vollkommene Exem-
plare, aber dabei bleibt es nun auch für lange. In meinem Zimmer
habe ich dafür Herbarien, Gestein und Gebein zusammengehüuft, be-
sonders Bücher, daß ich selbst davor kaum mehr Platz finde. — —
Vom Antikisiren, wonach Sie fragen, das mir schon in Italien selbst
durch die zunftmäßigen Uebertreibungen der Alterthümler verleidet
wurde, nichts mehr als was Anschauung und Erinnerung zu einem
lebendigen Bilde gemacht haben. Ueber meinem Schreibtische hängt
Ihre Federzeichnung Roms aus dem Fenster der grünen Stube auf
nronto piuoio, neben dem Porträt unserer verewigten Freundin von
Schick; gegenüber die Grabsäule zu Tegel zwischen den Bildnissen
beider unter ihr Ruhenden. Ferner Ihr Bildniß lithographirt, aber
nicht gut. Ferner Ihr Goethe, großer Kopf, derselbe, kleiner Mann
in Gips und noch einmal in Biskuit, späteres Geschenk. So bin ich
rings umgeben mit Erinnerungen, mein Inneres nach außen gekehrt
mich erfreuend."
Noch bevor Rauch zur Beantwortung dieses Schreibens ge-
langte, bot sich zur Fortsetzung ein Stoff von unmittelbarstem Inte-
resse für Rauch. Die Vermählung des jungen Königs Otto von
Griechenland mit der achtzehnjährigen Oldenburgischen Prinzessin
Amalia war im Werk. Würdenträger des griechischen Hofes kamen
nach Oldenburg. — „Ich kann mir nicht denken — schreibt jetzt
Rennenkampf — daß Ihnen die Wiedereröffnung der pentelischen
Marmorbrüche, von deren Schönheit die hier gegenwärtigen Griechen
nicht genug rühmen können, gleichgültig sein und daß Ihnen das
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geschreckt. Der tägliche Umgang mit den Herrschaften, das Besprechen
alles Vorkommenden, die Art meiner Anstellung bei Hofe, die meine
Sorgfalt auf die Großherzogin, auf die fürstlichen Kinder und das
intimere Innere des Hauses richtet, macht meine Berufsthätigkeit zu
einer nicht fruchtlosen Wirksamkeit. Die meiste Zeit gehört aber doch
mir, dem Unterrichte meiner Kinder und meiner Lieblingsunterhaltung,
den mannichfaltigen Naturwissenschaften, in denen ich von Jahr zu
Jahr immer eifriger schwelge." Auf Staatskosten hat er eine voll-
ständige Sammlung aller deutschen Vögel angelegt, „bewunderns-
würdig ausgestopft und 10,000 Insekten, lauter vollkommene Exem-
plare, aber dabei bleibt es nun auch für lange. In meinem Zimmer
habe ich dafür Herbarien, Gestein und Gebein zusammengehüuft, be-
sonders Bücher, daß ich selbst davor kaum mehr Platz finde. — —
Vom Antikisiren, wonach Sie fragen, das mir schon in Italien selbst
durch die zunftmäßigen Uebertreibungen der Alterthümler verleidet
wurde, nichts mehr als was Anschauung und Erinnerung zu einem
lebendigen Bilde gemacht haben. Ueber meinem Schreibtische hängt
Ihre Federzeichnung Roms aus dem Fenster der grünen Stube auf
nronto piuoio, neben dem Porträt unserer verewigten Freundin von
Schick; gegenüber die Grabsäule zu Tegel zwischen den Bildnissen
beider unter ihr Ruhenden. Ferner Ihr Bildniß lithographirt, aber
nicht gut. Ferner Ihr Goethe, großer Kopf, derselbe, kleiner Mann
in Gips und noch einmal in Biskuit, späteres Geschenk. So bin ich
rings umgeben mit Erinnerungen, mein Inneres nach außen gekehrt
mich erfreuend."
Noch bevor Rauch zur Beantwortung dieses Schreibens ge-
langte, bot sich zur Fortsetzung ein Stoff von unmittelbarstem Inte-
resse für Rauch. Die Vermählung des jungen Königs Otto von
Griechenland mit der achtzehnjährigen Oldenburgischen Prinzessin
Amalia war im Werk. Würdenträger des griechischen Hofes kamen
nach Oldenburg. — „Ich kann mir nicht denken — schreibt jetzt
Rennenkampf — daß Ihnen die Wiedereröffnung der pentelischen
Marmorbrüche, von deren Schönheit die hier gegenwärtigen Griechen
nicht genug rühmen können, gleichgültig sein und daß Ihnen das