Das nationale Ideal.
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damaligen bairischen Kronprinzen erhielt Rauch in München die ersten
Büsten-Aufträge für die Walhalla. Deren Erbauung war des jugend-
lichen Fürsten erster kunstschöpferischer Gedanke, dessen Verwirklichung
ein volles Menschenalter in Anspruch uahm. Während dieser Zeit
hielten zunächst weitere Büstenbestellungen die Beziehungen zwischen
Rauch und dem Kronprinzen aufrecht und vermittelten zugleich das
Interesse des letzteren an der in Berlin erwachsenden Bildhauerschule
insofern, als auch Tieck und Wichmann zu gleichen Arbeiten heran-
gezogen wurden. Dann, als die Stadt München 1824 das Jubel-
denkmal des Königs Max Joseph errichten wollte, durfte cs nach dem
Willen des Kronprinzen keinem anderen übertragen werden, als dem
Begründer der norddeutschen Schule der Plastik, uud kaum hatte jener
den väterlichen Thron bestiegen, als die Stadt Nürnberg angewiesen
ward, das für Dürer projektirte Standbild gleichfalls durch Rauch
schäften zu lassen. Immer näher rückte der Zeitpunkt, da König
Ludwig danach trachtete, mit kühnem Griff den Schöpfer einer neuen
deutschen Plastik aus seiner Heimath nach München zu versetzen und
auf immer allda zu fesseln. Die Sammlung der Walhallabüsten
mehrte sich von Jahr zu Jahr; die Pläue für den Bau wareu end-
gültig festgestellt, die Grundsteinlegung stand bevor: da gelangte an
Rauch die umfängliche Bestellung einer aus fünfzehn Statuen be-
stehenden kolossalen Gruppe für den westlichen Giebel dieses Ruhmes-
tempels uud im Anschluß daran die Aufforderung des Königs, Rauch
möge zur Bewältigung dieser Ausgabe nach Müuchcu kommeu uud
dort eine Bildhauerwerkstatt begründen.
Nicht eine direkte und positive Berufung ward ausgesprochen;
denn deren damalige Ablehnung konnte dem Könige nicht zweifelhaft
sein, wohl aber ward durch diesen Vorschlag der Weg dazu gebahnt
und Rauch's Vcrhältniß zu seiner Heimath in geschickter Weise ge-
lockert. Vorsichtig wich Rauch aus. Durch Klenze, welcher fortan
die Mittelsperson in den Beziehungen König Ludwigs und Rauch's
war, sprach er den Dank für das in der neuen Bestellung geschenkte
Vertrauen aus und entwickelte sodann seine Stellung zur Sache
(24. Oetober 1829). Die noch in Berlin in Arbeit befindlichen Reliefs
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damaligen bairischen Kronprinzen erhielt Rauch in München die ersten
Büsten-Aufträge für die Walhalla. Deren Erbauung war des jugend-
lichen Fürsten erster kunstschöpferischer Gedanke, dessen Verwirklichung
ein volles Menschenalter in Anspruch uahm. Während dieser Zeit
hielten zunächst weitere Büstenbestellungen die Beziehungen zwischen
Rauch und dem Kronprinzen aufrecht und vermittelten zugleich das
Interesse des letzteren an der in Berlin erwachsenden Bildhauerschule
insofern, als auch Tieck und Wichmann zu gleichen Arbeiten heran-
gezogen wurden. Dann, als die Stadt München 1824 das Jubel-
denkmal des Königs Max Joseph errichten wollte, durfte cs nach dem
Willen des Kronprinzen keinem anderen übertragen werden, als dem
Begründer der norddeutschen Schule der Plastik, uud kaum hatte jener
den väterlichen Thron bestiegen, als die Stadt Nürnberg angewiesen
ward, das für Dürer projektirte Standbild gleichfalls durch Rauch
schäften zu lassen. Immer näher rückte der Zeitpunkt, da König
Ludwig danach trachtete, mit kühnem Griff den Schöpfer einer neuen
deutschen Plastik aus seiner Heimath nach München zu versetzen und
auf immer allda zu fesseln. Die Sammlung der Walhallabüsten
mehrte sich von Jahr zu Jahr; die Pläue für den Bau wareu end-
gültig festgestellt, die Grundsteinlegung stand bevor: da gelangte an
Rauch die umfängliche Bestellung einer aus fünfzehn Statuen be-
stehenden kolossalen Gruppe für den westlichen Giebel dieses Ruhmes-
tempels uud im Anschluß daran die Aufforderung des Königs, Rauch
möge zur Bewältigung dieser Ausgabe nach Müuchcu kommeu uud
dort eine Bildhauerwerkstatt begründen.
Nicht eine direkte und positive Berufung ward ausgesprochen;
denn deren damalige Ablehnung konnte dem Könige nicht zweifelhaft
sein, wohl aber ward durch diesen Vorschlag der Weg dazu gebahnt
und Rauch's Vcrhältniß zu seiner Heimath in geschickter Weise ge-
lockert. Vorsichtig wich Rauch aus. Durch Klenze, welcher fortan
die Mittelsperson in den Beziehungen König Ludwigs und Rauch's
war, sprach er den Dank für das in der neuen Bestellung geschenkte
Vertrauen aus und entwickelte sodann seine Stellung zur Sache
(24. Oetober 1829). Die noch in Berlin in Arbeit befindlichen Reliefs