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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl; Eggers, Friedrich [Editor]; Eggers, Karl [Editor]
Christian Daniel Rauch (Band 3,1) — Berlin, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.43148#0225
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Hülfsmodelle und Ausführung.

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etwas mehr vom Körper ab, so daß dadurch auch der Krauz tu ge-
neigtere Lage kam. — Bei der zweiten, der stehenden, welche mit der
Rechten den Kranz in Kopfhöhe hebt und das bis auf die Hüften herab-
gesunkene Obergewand über den linken Ann geschlagen hat, erforderte
die Gewandung der Toga viele Versuche, deren oben gedacht ward in
jenem Briefe Rauch's, worin er Rietschel zu Versuchen ermuntert, die
stofflichen Unterschiede der Gewandung plastisch auszudrücken. Der
ersten Skizze dieser Viktoria (Nr. 39 des Rauch-Museums) fehlte die
Toga; bis unter die Hüfte war sic unbekleidet. In dieser gleichen
Weise, nur von den Hüften an abwärts, hatte Rauch die meisten seiner
früher geschaffenen Viktorien bekleidet, vier allein in den Reliefs am
Berliner Blücher-Denkmal und drei am Piedestal des Bülow-Stand-
bildes. Deren eine gemahnte an die Darstellung der Viktoria auf einer
Münze des Vitellius (II. 141); und gerade dies Vorbild scheint in noch
höherem Maße auf die Motivirung dieser zweiten Walhalla-Viktoria
eingewirkt zu haben, insofern auch das schnelle Vorschreiten zur Dar-
stelluug gelaugt war. Aber dies und die geringe Bekleidung hatte ja
die Mißbilligung des Königs erfahren. Rauch milderte in der Aus-
führung die Hast der Bewegung, auch wurde Haltung und Stellung
der Arme und Beine in der Ausführung vertauscht gegen die der
Skizze: nicht mehr die Linke, sondern die Rechte erhoben und statt des
linken das rechte Bein vorgestellt. Die dritte Viktoria erscheint so
motivirt, als habe die erste sich von ihrem Sitz erhoben und schicke sich
au, dem Kranzwürdigeu entgegen zu treten. Der zwischen Ruhe und
Bewegung getheilte Moment ist in den die Körperformen prägnant be-
gleitenden Linien der Gewandung zu wunderschönem Ausdruck gelangt,
das Untergewand ist weiter herabgeglitten, so daß auch die linke Brust
entblößt ist, der Lorbeerkranz auf dem Haupte fehlt.*)
Im Frühling 1834 erfährt Rietschel durch Rauch: ,,Die Skizze
*) Eine Marmorkopie in halber Größe ging noch in demselben Jahre aus
Rauch's Atelier hervor, von Möller gearbeitet, als Geschenk des gesammten
Staats Ministeriums an den Staatsminister Grasen von Wylich und Lott um
zu dessen fünfzigjährigem Dienstjubiläum am 9. April 1834. Die beiden Lorbeer-
kränze sind umgewandelt in einen Eichenkranz jin der Rechten) und einen mit Oel-
zweigen umwundenen Blumenkranz.
 
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