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Eggers, Friedrich; Eggers, Karl
Christian Daniel Rauch (Band 3,2) — Berlin, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.43150#0052
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Zeit- und kunstgeschichtliche Fragen, 1840—1857.

Stülcr die sachverständige Bearbeitung des Domplanes übertragen
hatte, nur Schritt für Schritt von seiner Lieblingsidee zurücktrat, hatte
diejenigen Verzögerungen zur Folge, welche dies dem Könige vor-
zugsweise am Herzen liegende Bauwerk im Keime ersticken ließ.
Er liebte es, seine eignen Entwürfe mit denjenigen seiner Architekten
zusammen einer Bcurtheilung durch Andere zu unterziehen; und Rauch
kam bei dem Auseheu, das der König ihm schenkte, wiederholt in
die Lage einer vertraulichen Besprechung auch der baulichen Pläne.
So haben ihm die Dombaupläne zu öfteren Malen vorgelegen, bei
denen er schließlich auch für die Umwandlung der schon im Fundament
begonnenen dreischiffigen Basilika in eine fünfschiffige eintrat; so
durchsprach der König mit ihm die eigenen und die Stüler'schcn Pläne
zur Herstellung des Schlosses in Königsberg, die Anlage eines
Portikus vor der Klosterkirche, den Bau der Schloßkapelle, der Petri-
Kirche und vor allem die mannigfaltigen Bauprojekte bei Potsdam
uud Sanssouci, bei welchen zumal Nauch's Mitwirkung für plastische
Aufgaben erheischt ward. Im Ausbau des Weißen Saales des könig-
lichen Schlosses durch Stüler und Schadow, wie im neuen Museum
von Stülcr, dem einzigen Bau der von den großartigen Plänen des
Königs inbetreff der Museumsinsel zu seinen Lebzeiten zur Ausführung
kam, ist der königliche Einfluß erkennbar; nicht immer zum Vortheile
des Baues. Denn so groß seine architektonische Begabung sein mochte
und sich beim Detail und in kleineren Anlagen bewährte, welche als
Aufgaben des Privatbaues zu bezeichnen sind: der Sinn für das
Monumentale im Geiste seines Meisters war ihm ebenso versagt,
wie manchem der unmittelbaren und rnhmcswerthen Schüler Schinkels
wie vorzugsweise demjenigen, dem zunächst die Lösung der haupt-
sächlichen Aufgaben zugefallen war: Stülcr. Und so geschah es, daß
der Schinkel'schc Geist der Baukunst während der Negierung Friedrich
Wilhelms IV. vorzugsweise nur in der Privat-Architcktur zur Geltung
kam. Denn auch das Bauwerk, welches von allen den monumentalsten
Charakter hatte und zugleich am treuesten den Genius des Meisters
wiederspiegelte, war auch nur ein Privatbau, die von Strack ge-
schaffene Villengruppe des Palais Raczyuski und seiner Gemälde-
 
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