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Die Meisterschaft, 1815—1830.
(Taf. 45, dritte Skizze), die er nach Goethe's Anweisungen zu der
Gestaltung der als erstes Bild der Tafel 45 gegebenen Skizze um-
arbeitete. Aus diesen beiden Entwürfen erwuchs in Weimar unter
den Augen Goethe's die mittlere Skizze als endgültig genehmigter Ent-
wurf*). Die Tracht als solche blieb als die ihm einzig möglich scheinende
bei Bestand, und noch dreißig Jahre später scheiterte der ihm zuge-
dachte Auftrag auf das Doppelstaudbild von Schiller und Goethe an
seiner Weigerung, ihnen das Zeitkostüm anzuziehen.
Ganz etwas anderes war ihm die nicht monumentale Darstellung
des Dichters in Statuettengröße. Hier hielt er wiederum das reali-
stische Kostüm für das einzig angemessene, wie er in jener bekannten
Statuette Goethe's im Hausrock darlegte (Taf. 46).**) Er schuf
damit jenen Goethe, mit welchem unsere Vorstellung von der äußeren
Erscheinung des Dichters in seinem hohen Lebensalter seitdem auf's
engste verwachsen ist.
Schon bei der ersten Begegnung mit dem Dichter 1820 hatte
Rauch die Miste Goethe's (Taf. 37) gemacht, welche noch jetzt neben
der Trippel'schen maßgebend ist für alle plastischen Goethe-Darstellungen
und damals sofort die allgemeinste Anerkennung fand.***) Sie mag
als eines der reifsten Produkte derjenigen plastischen Behandlung der
Büsten gelten, welcher Rauch in jener ersten Periode seiner Meister-
schaft den Vorzug gab. Es ist nämlich in seiner Auffassung und
Darstellung von Parträtbüsten eine historische Entwickelung in mehr-
facher Hinsicht wahrzunehmen, zu deren Erläuterung eine Auswahl
*) Es ist an dieser Stelle zu berichtigen, daß bei Eggers: „Rauch und Goethe"
(1889) auf Tafel 3 zu Seite 78, (welche hier als Tafel 45 mitgetheilt wird) durch
ein unliebsames Versehen die Plätze der ersten und zweiten Skizze vertauscht sind.
Es ist daher die dort als 2 bezeichnete Skizze als erste, die mit 1 bezeichnete als zweite
anzusehen, wie bereits das „Literarische Centralblatt", 1889 Sp. 990, verbessert hat.
**) Das dazu geschaffene Pie de st al ist mit Reliefs nach der Iphigenie, dem
Faust, Reineke Fuchs und an der Vorderseite mit einer allegorischen Darstellung
der ,,Jlm" geziert.
***) Eggers: Rauch und Goethe. S. 19. 20. — Die hier erwähnte Marmor-
Ausführung für Herrn v. Quandt ist neuerdings Eigenthum des Leipziger Museums
geworden.
Die Meisterschaft, 1815—1830.
(Taf. 45, dritte Skizze), die er nach Goethe's Anweisungen zu der
Gestaltung der als erstes Bild der Tafel 45 gegebenen Skizze um-
arbeitete. Aus diesen beiden Entwürfen erwuchs in Weimar unter
den Augen Goethe's die mittlere Skizze als endgültig genehmigter Ent-
wurf*). Die Tracht als solche blieb als die ihm einzig möglich scheinende
bei Bestand, und noch dreißig Jahre später scheiterte der ihm zuge-
dachte Auftrag auf das Doppelstaudbild von Schiller und Goethe an
seiner Weigerung, ihnen das Zeitkostüm anzuziehen.
Ganz etwas anderes war ihm die nicht monumentale Darstellung
des Dichters in Statuettengröße. Hier hielt er wiederum das reali-
stische Kostüm für das einzig angemessene, wie er in jener bekannten
Statuette Goethe's im Hausrock darlegte (Taf. 46).**) Er schuf
damit jenen Goethe, mit welchem unsere Vorstellung von der äußeren
Erscheinung des Dichters in seinem hohen Lebensalter seitdem auf's
engste verwachsen ist.
Schon bei der ersten Begegnung mit dem Dichter 1820 hatte
Rauch die Miste Goethe's (Taf. 37) gemacht, welche noch jetzt neben
der Trippel'schen maßgebend ist für alle plastischen Goethe-Darstellungen
und damals sofort die allgemeinste Anerkennung fand.***) Sie mag
als eines der reifsten Produkte derjenigen plastischen Behandlung der
Büsten gelten, welcher Rauch in jener ersten Periode seiner Meister-
schaft den Vorzug gab. Es ist nämlich in seiner Auffassung und
Darstellung von Parträtbüsten eine historische Entwickelung in mehr-
facher Hinsicht wahrzunehmen, zu deren Erläuterung eine Auswahl
*) Es ist an dieser Stelle zu berichtigen, daß bei Eggers: „Rauch und Goethe"
(1889) auf Tafel 3 zu Seite 78, (welche hier als Tafel 45 mitgetheilt wird) durch
ein unliebsames Versehen die Plätze der ersten und zweiten Skizze vertauscht sind.
Es ist daher die dort als 2 bezeichnete Skizze als erste, die mit 1 bezeichnete als zweite
anzusehen, wie bereits das „Literarische Centralblatt", 1889 Sp. 990, verbessert hat.
**) Das dazu geschaffene Pie de st al ist mit Reliefs nach der Iphigenie, dem
Faust, Reineke Fuchs und an der Vorderseite mit einer allegorischen Darstellung
der ,,Jlm" geziert.
***) Eggers: Rauch und Goethe. S. 19. 20. — Die hier erwähnte Marmor-
Ausführung für Herrn v. Quandt ist neuerdings Eigenthum des Leipziger Museums
geworden.