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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0110
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Gmünd im Spätmittelalter
von Klaus Graf

A König, Adel und Städte

Graben, Mauer und Türme, eine wehrhaft-martialische Fassade, schieden die Stadt
vom Land, und noch heute wird das Bild, das man sich von einer mittelalterlichen
Stadt macht, nicht zuletzt von den eindrucksvollen Befestigungsbauten bestimmt.
Die Stadt als von ihrem Umland isolierter Organismus — diese lange Zeit auch von
der Forschung kultivierte Vorstellung läßt jedoch die vielfältige Einbindung der
Stadt in politische, gesellschaftliche, wirtschaftliche, religiöse und kulturelle
Gesamtsysteme allzuleicht übersehen.1 Die Gefahr einer einseitigen Betrachtungs-
weise droht insbesondere, wenn man Stadtgeschichte auf den einen Aspekt der »Ent-
wicklung des Bürgertums« verkürzt. Erst die Gemengelage von bäuerlichen, »bür-
gerlichen« und adligen Lebensformen, wobei das sogenannte bürgerliche Element
eigentlich in die unterschiedlichen Verhaltensmuster der Kaufleute und Handwerker
aufgespalten werden müßte, schuf die konkrete Wirklichkeit städtischen Lebens im
Spätmittelalter.
An der Betonung der zukunftweisenden Rolle des Bürgertums ist immerhin so viel
zutreffend, daß die Städte die ökonomischen Mittelpunkte und Schaltstellen des
Spätmittelalters darstellten. Zwischen Stadt und Umland vermittelte der städtische
Markt. Die bürgerliche Führungsschicht der Großhändler und Kaufleute — sei es
vor oder nach Einführung der »Zunftverfassung« — organisierte den überregionalen
Warenverkehr und versorgte den Adel mit Krediten und Fernhandelsgütern. Die
Außenpolitik der Reichsstädte orientierte sich daher im wesentlichen an den Wirt-
schaftsinteressen der Kaufleute.
Das Selbstbewußtsein der reichsstädtischen Oberschichten, die um ihre wirtschaft-
liche Macht wußten, artikulierte sich in Schwaben spätestens seit dem Anfang des 14.
Jahrhunderts in einer korporativen Politik, die ihren Höhepunkt im Zusammen-
schluß des Schwäbischen Städtebundes 1376 bis 1388 erlebte. Der König, die Fürsten
und der Adel sahen sich je nach Interessenlage als Bündnispartner oder Gegenspieler
der mehr oder weniger geschlossenen Front der Städte gegenüber. Einerseits ging es
 
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