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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0220
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Schwäbisch Gmünd im Zeitalter der Reformation und der
Gegenreformation

von Hermann Ehmer

Der Beginn der Reformation
Martin Luthers 95 Thesen über den Ablaß vom 31. Oktober 1517 markieren den
Beginn der Reformation. Die Reaktion auf diese Thesen veranlaßte weitere Äuße-
rungen Luthers, die schließlich auf eine Neuordnung der Kirche abzielten. Insbe-
sondere seine drei reformatorischen Schriften vom Jahre 1520 sind als sein eigent-
liches Reformprogramm anzusehen: die Schrift an den christlichen Adel deutscher
Nation von des christlichen Standes Besserung, die lateinische Schrift De captivitate
Babylonica ecclesiae und der Sendbrief an Papst Leo X. von der Freiheit eines Chri-
stenmenschen. Dieses reformatorische Programm gab nicht nur der Frömmigkeit
und dem christlichen Leben eine neue Orientierung, sondern setzte sich auch kri-
tisch mit dem hierarchischen Aufbau der Kirche, insbesondere mit der Stellung des
Papstes auseinander.
Zu einem gewissen Teil war das, was Luther anstrebte, nicht neu, sondern kam allge-
mein verbreiteten Auffassungen entgegen. Dazu gehört etwa die schon seit Jahr-
zehnten diskutierte Notwendigkeit von Reformen im kirchlichen wie im weltlichen
Bereich. Außerdem hatte Luther — besonders in der Adelsschrift — die »Gravamina
deutscher Nation« aufgenommen, die Beschwerden der Reichsstände gegen die
päpstliche Kurie, die auf jedem Reichstag angesprochen wurden, denen bislang aber
nicht abgeholfen worden war.
Resonanz und Rückhalt hatte Luther zuerst in Kursachsen, seiner Heimat, dann
aber auch in den Städten, namentlich in den zahlreichen Reichsstädten des deutschen
Südwestens. Hier gab es Leute, die sich für den Lauf der Welt interessierten, die
Verbindungen nach draußen besaßen und sich anhand der literarischen Neuerschei-
nungen informieren und anderen darüber berichten konnten. Es ist deshalb nur fol-
gerichtig, daß die Reformation zunächst in den Städten Platz gegriffen hat, so daß
man mit einem gewissen Recht die Reformation — zumindest in ihrer frühen Zeit —
ein »städtisches Ereignis« genannt hat.
Trotz des auffälligen und frühen Interesses der Stadtbewohner für die Reformation
sind die Reformationsgeschichten der einzelnen Städte durchaus verschieden verlau-
 
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