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Ehmer, Hermann; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Hrsg.]
Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd — Stuttgart, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.42374#0370
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Schwäbisch Gmünd im 19. Jahrhundert

von Kurt Seidel

Mit der Reichsfreiheit ging es zu Ende. Die Okkupation durch das Herzogtum Wir-
temberg wurde bittere Wirklichkeit. Unter der Rubrik »BesizErgreifungen« berich-
tete die »Schwäbische Chronik« unter dem 15. September 1802:
Schwäbisch Gmünd, den 9. Sept. Verflossenen Montag Abends kam der Herzoglich
Wirtembergische Regierungs Rath Herr von Reischach hier an. Am anderen Morgen
begab er sich aufs Rath Haus, und übergab als Kommissär Sr. Herzoglichen Durch-
laucht von Wirtemberg dem versammelten Magistrate ein Rescript von Höchst-Dem-
selben, worin eine provisorisch militärische Besezung dieser Stadt angekündigt war,
und wiederholte die andern in dem Rescript enthaltenen gnädigen Versicherungen Sr.
Durchlaucht mündlich. Von hier setzte der H. Regierungs Rath seine Reise nach
Aalen und Ellwangen fort, um die dortigen Regierungen von bevorstehenden ähn-
lichen Besiznahmen zu benachrichtigen. Heute früh um 5 Uhr zogen nun 500 Mann
Infanterie Herzoglicher Truppen mit einer verhältnismäßigen Anzahl Kavallerie und
einer Abtheilung reitender Artillerie hier durch nach dem Ellwangischen. Es war eine
auserlesene schöne Mannschaft, und sie hatte Türkische Musik bei sich. Eine Stunde
später rückten andere 300 Mann Infanterie, Herzoglicher Truppen, ebenfalls von
bestem Aussehen, vom Bataillon von Mylius, unter Anführung des Majors von
Hofen, hier ein. Diese marschirten vor dem Rath Haus auf, und besetzten dann die
Haupt-Wache und die 4 Thore der Stadt, nachdem die hiesigen Soldaten, die zu
Baden Durlach gehörten, abgezogen waren. Das Betragen der Herzoglichen Truppen
wird sehr gelobt, so wie diese gewiß auch mit dem Benehmen der hiesigen Bürger
zufrieden seyn werden. Die Mannschaft ist einstweilen bei den Bürgern einquartirt,
wird aber, sobald die Einrichtung getroffen seyn wird, in die sogenannte Fuggerei
und in das WaisenHaus gelegt werden. Es wird durchaus alles in seinem bißherigen
Stand und Verfassung gelassen. Diese und die weiteren Korrespondentenschilderun-
gen verkörpern eindeutig die offizielle Berichterstattung. Sie bilden eine wertvolle
Ergänzung zu den Notizen des Lokalchronisten Dominikus Debler, dessen Kom-
mentare ebenfalls auf den folgenden Seiten die örtlichen Begebenheiten aus seiner
subjektiv gefärbten Sicht beleuchten.
Kaum hatte das Herzogtum Wirtemberg die Stadt in Besitz genommen, mußten
 
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