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schütz ihn Gott — der gute schwarze Jacob/ der mir
semen Gruß überbracht/ ich sah ihn zuerst die Brücke
rein trotten/ hab' seinen Schimmel vor Freuden geküßt.
Golo. Für wen brichst du die Sträuße?
Brands. Einen für unsre liebe Gräfin/ den an-
dern für die schone Fremde/ die jetzt hier ist / — Grä-
fin, - wie heißt sie doch? Ueber sie selbst vergeß' ich's
immer.
Golo. Mathilde.
Brands» Recht/ eine wunderschöne Dame/ so
prachtvoll und erstaunlich.
Golo. Gefällt sie dir?
Brands. Für mein Leben. Verkriech' mich in
die Hecke und schau' ihr zu halben Stunden nach/ wenn
sie so stolz im Garten Morgens auf und ab spatzieren
geht. — Der Meister hat mich jüngst mal drum ge-
rvammU.
Golo. Weil du gucktest.
Brands. Nein / weil ich zu lang blieb.
Golo. Wirst es jetzt satt haben.
Brands. Ein wenig Schläge/ — waSthut's?
Guck wieder/ wenn's sein kann und bin wohl.
Golo. Wähl hübsch / schöne große Nelken voll
Than, Genovefa liebt's so. Würdest eS schöner machen/
Junge / wenn du zm Arbeit eins sängst.
Brands. Wenn ihr meint / meinetwegen / Gräfin
Ecnovefens Lcibstück. (singt und pflückt hie und ra Blumen.)
An Berg und Hügel hin
Klimm' ich/ mein müder Sinn
Schickt seufzend einen Blick,
In jenes Thal zurück;
Ach jenes süße frohe Thal/
Die Lüfte ziehen
Alle Bäume blühen
Erquickend im Thal.
Golo. Arzney für ein liebekrankes Herz. Wohin/
Junge?
Brands. Huil bleib da nicht/ die hübsche Dame/
dort kommt sie, — seht!
(kriecht in die Hecke davon.)
No. 2. A. 4. S.
Geirovefa, Mathilde/ oben auf dem Altan.
Math. Hurra wie frisch lieblich.
Genov. Schade, daß es Nacht ist, die schöne
freundliche Aussicht ist ganz dadurch gehemmt, der grüne
Gang schließt sich so traulich an jenes Tannenwäldchen.
— Siegfried's Großvater legte es an.
Mat h. Die Luft^buhlt recht mit einem.

Genov. Ihr solltet diese Gegend mal so um die
Heuerndte sehn, wie schön es dann ist, da Waden die
Mähmänner mit ihren Sensen durchs hohe Gras umher,
dort zetteln es Mädchen zum Dörren anseinander und
singen dabey Erndtelieder, andre häuffen's auf, dann
wimmelrs recht mit Menschen, alles ist fröhlich, dort
im Schatten halten dann die Wagen mit starken voran-
gespannten Ochsen, das trockne Heu von aufgerhürmren
Haufen nach Hause zu führen; ein Anblick, der recht
das Her; anlacht und erheitert.
Math. Ihr mahlt nach der Natur, schade, daß
unser armer kranker Ritter nicht ein bischen von eurem
Gefühl an dergleichen ländlichen Scenen hat, das müßte
ihn bald kuriren.
Genov. Was ihm nur anliegt l Er bleibt dock-
ganz gewiß wieder?
Math. Wenn's seine Laune zuläßt, die ihn aan;
zusammen drückt. Der Mensch ist wie umgekehrt, ich
kenne ihn nicht mehr.
Genov. Woher'S nur kömmt.
Math. Aus dem Herzen, dorr, wett ich, steckt ihm
der Pfeil. Wie'ö nun in seinen jungen Jahren zu gehn
pflegt.
Genov. Glaubt ihr, er hab' einer Dame ein Go-
lübbe gethan?
Math. Ganz gewiß. Der arme Narr, wie sehr
er mich jammert. — Schade, daß er sich so verzehren
soll.
Genov. Die Dame muß sehr grausam seyn.
Math. WaS sind wir nicht, wo uns die Laune
ankömmt, Harpyen, Drachen, Vipern dem einen, und
schwache girrende Täubchen dem andern. Einen Troja-
nischen Brand könnte oft ein kluges Weib durch eine
nachsichtsvolle Minute löschen. Und was ist's denn auch
im Grunde, warum wir die guten Männer oft an lang-
samen Feuer braten? Seifenblase, die sich von unserm
Lirne aufdunset, und wenn sie nur Leidenschaft em
biöchen anrührt, gleich in ein Nichts zerplatzt.
Genov. Wie meint ihr?
Math. Liebe, Liebe ist doch alles, was unter
Sonn' und Mond sich regt,
Was hüpft und geht
Trägt Amor s Liverey,
Was athmet und weht
Smgt Amor's Melodey.
Warum nicht auch wir? — Hört einmal die Nachtigal-
len aus den zwey hohen schwarzen Linden drunten, wie
lieblich! Hab' eine Dame gekannt, die der zärtlichste
Ritter bedienet, sie war immer spröde, er immer un-
glücklich, der stolze schöne Ritter, manches Fräulein be-
neidete die Dame um ihn, — einmal so der süße Schlag
einer Nachtigall durch die Dämmerung ber, traf ihr
Herz, der Ritter ward gesund von selbem Augenblick.—
Gräfin, warum so nachdenkend?
(Die Fortsetzung künftig.-
 
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