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eilung für Einsiedler.
1808.— 23 -. 18. Juny.
Mer -ist du, armer Mann?
Der Himmel ist mein Hut/ *
Die Erde ist mein Schuh /
Das heil'ge Kreuz ist mein Schwer- /
Wer mich sieht/ hat mich lieb und werth.
(Aus den Kindcrliedern. Anhang zu des Knaben Wunderhorn.)


Geschichte des ersten Bärnhäuters,
(Fortsetzung.)
III. St. Peter mit dem Landsknecht, und die
Vertreibung der Thiere aus dem papier-
nen Kalender - Himmel. Ursprung -er
Tapferkeit.
Nun wußte der gute Landsknecht noch immer nicht
wohin, und bettelte von Dorf zu Dorf, bis er auf sei-
nem Zug St. Peter antraf, der war zurück von Wart-
einweil gekommen, und hatte eine» gar bößen Streit
im Himmel gefunden, denn es hatte sich eine Gesell-
schaft gegen die lieben Thiere, die im Himmel mit den
Heiligen find, erhoben, und wurde da ein allgemeiner
Gerichtstag gehalten, zuerst hat man St. Peters Geiß fort-
gejagt, weil sie das Gestirn des Steinbocks irre ge-
macht, daß er übern Zaun gesprungen, dann haben sie
die zwey Mauslein St. Gertrudis vertrieben, weil sie
Matthen das Garn von der Spindel gefressen, auch die
Meßbücher schier zernagten, und gab man ihnen auch
Schuld, sie hätten das' Loch in den papiernen Himmel
gefressen, das der Teufel gerissen, und ward dies Loch
zur Strafe das Thor, durch das sie alle hinaus musten,
da sie aber den Palmesel nicht wohl hinaus jagen konn-
ten , so machten sie ihm eine freundliche Vorstellung,
wie im Himmel der Haber so theuer, Disteln aber gar nicht
vorhanden wären, erzählten ihm auch, wie auf Erden
daran ein Ueberfluß, und wie er dort ein Jaherr wer-
ben könnte, und da er gar hörte, daß des Kaminfe-
gers aus Witzenburg Esel Feigen dort gefressen, und sie
ihm nicht geschadet, so schrie er Ja, Ja, rannt davon,
und riß das Loch um ein gut Theil weiter, ihm folgte
St. Markus geflügelter Löwe mit großem Zorn, weil
St. Marx sich seiner nicht annahm, und er als ein Kö-
nig der Thiere nicht allein im Himmel sitzen wollte, er
lief gen Venedig, wo man ihm viel Ehr anthut, St.
Johannes wollte auch nicht vor sein Lämmchen sprechen,
und sagte gar, wie er von einem Lamm nur geistlicher

Weise gesprochen, und so trabte es stille zum Thor hin-
aus, der Hund groß und faul, mußte da auch Urlaub
nehmen, denn man brauchte ihn nur in HundStagen,
und überdieß solle die Polizey in den HundStagen keine
mehr dulden, auch hätte er viel Flöh gezogen, und
müßte man ihm, da er keine Fastenspeisen esse, immer
appart kochen, St. Margreth aber mußte ihren Drachen
auch jagen, weil man glaubt, er könnte schier des Teu-
fels Spion seyn; St. Oswalds Rabe zog gern von dan-
nen, denn er im Himmel als ein Galgenvogel wenig
Freude hatte, und seiner Nahrung auf Erden groß Ueber-
fluß ist; nun kam St. Gilg mit seinem Hirsch, und bat gar
sehr für ihn, aber da sich vor kurzem durch den Hirsch
mancherlcy Jagdgedanken unter den Aebten und Präla-
ten, und sonderlich bey St. Hubcrto erhoben, ward er auS-
gemustert, und gieng der Jagdgedanken wegen selbst
gern, nun hätte man zwar St. Genovefens Hirschkuh
gern gelitten, aber sie wollte ohne den Hirsch nicht
bleiben, und gieng als ein Beyspiel ehlicher Zärtlichkeit
ihrem Gatten nach. St. Lukas Mastochs hatte beson-
ders St. Georg gegen sich, der sich einen Gaul hielt,
-em der Ochs das Futter theuer machte, und da das
Roß nicht entbehrlich war, so mußte der Stier weichen.
Nun trat St. Gallus mit seinem Bären heran, dem
ward auch von der Jagd erzählt, auch müßte er im Him-
mel stets an den Tappen saugen, auf Erden wären
Aepfel und Birnen gut gerathen, die Bienenzucht auch
in gutem Flor, er könnt in Nürnberg ein Lebküchler
werden, oder sich gar für Geld sehen lassen, er brum-
melte, kugelte sich zusammen, und purzelte hinaus.
Hinter dem Bären machte man nun das Loch zu,
St. LorenS legte seinen Rost drüber, da man nun von
Hauß zu Haust nachsuchte, ob im.papiernen Kalender-
Himmel noch irgend ein Thier vorhanden sey, fand man
in den vier Häußern der Frau Frohnfast, an jeglichem
einen Häring hangen, die wurden nach vielem Rath-
schlagen, weil sie viel Marter erlitten, und mit Salz
gar gebeitzet worden, geduldet, so auch St. Martins
 
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