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für

Einsiedler.

^ 808.-—, —
Willst du dich ganz zurücke ziehen,
Du kannst dir selber nicht entfliehen-;
Willst du selbst eigen andre führen,
Du mußt mit Schöpfungskraft regieren

——-2. Iuly.
Ganz unbemerkt mW ohne Man,
Ein jeder Augenblick macht Bahn:
In schlechter Zeit thu nur was recht,
Dir ist daun diese Zeit nicht schlecht,
L. A. v. A.

Scherzendes Gemisch von der Nachah-
mung des Heiligen.
(Fortsetzung. Vergl. 10. Stück.)

Die Welt ist voll Geist/ Herzbruder / sie braucht uns
nicht/ das ist die wahre Freiheit! — Der Wem ist gut/
trink aus. — Es ist alles recht gut/ sagte der Herzbru-
der/ es giebt noch gute Leute in der Welt/ und gute
Wissenschaft und gute Kunst/ ich habe nichts dagegen/
das Wetter und der Weg wird doch davon'Nicht besser/
gerührt mag ich nicht werden von den Trefflichkeiten der
Welt/ denn an der Grenze ist mir alles durchgerührt
und durchgesucht/ daß ich hätte weinen mögen. — Wenn
du nicht gelacht» hättest. — Muß ich mich denn für ei-
nen Spitzbuben halten lasse»/ weil die Leute nicht an
meiner Ehrlichkeit glauben wollen / es ist entsetzlich / wie
ich bin mishandelt/ in jeder Tasche haben sie gesucht.
— Kritik, nichts weiter/ muß es sich doch die Religion
gefallen lassen/ daß sie alle Tage visitirt wird/ und
Christus und die Unsterblichkeit der Seele und das Ab-
solute / ob es nicht Conterbande führt. Unser Zeitalter
ist ein armer Teufel/ der alle Augenblicke in die Tasche
faßt/ ob er seine Paar Batzen noch hat/ und vermißt
er sie endlich/ so wagt er nicht in die letzte Tasche zu
fassen/ um seines Verlustes nicht gewiß zu werden. —
Mir haben sie in alle Taschen gefaßt/ komm mir nicht
mit Trost, den hab ich lange durcherlebt/ so viel du da-
von erfinden magst; ich habe dich vorher kaum sehen
könne»/ und soll mich nun im Zeitalter umsehen/ das
fehlte mir noch/ dazu hat mein Barbier Zeit/ der mir
einen geheimen Plan zur Verbindung aller Religionen
und Völler mitgctheilt hat/ in dem keiner etwas merkt/
bis er in der Haut des andern steckt und sie gern behält/
weil ihm seine abgezogen. — Der treibts doch nicht mit
schwarzer Kunst, sondern mit weisser/ ich treibS mit
schwarzer, und habe mein Studium-aus der Verzweif-
lug gemacht, so wie ich ei» Unglück in der Welt sehe.
Lenk ich mir ein ärgeres, und cS gefällt mir dann in
der Welt viel besser als in meinem Kopfe; sieh daS Pa-

ket, lauter Verzweifelte, ich steh dafür/ du lachst/ ehe
du zur Hälfte gekommen: Sag kein Wort und hör zu
sieh der Alte ist wie ein Hund/ wo zwei Menschen c"
sen/ schleicht er heran und fangt Fliegen. — Der A-^'
brummte aber verdrießlich: Wrr sagen nicht umsonst/ !
hat Einfälle wie ein altes Haus/ wenn nichts me.
hält/ da bleibt noch Witz/ wir finden nicht umsonst e
neu Gallapfel / wo ein grünes Blat zerstochen / und
giebt keinen Knoten/ der nicht ein witziges Leben führ-
— Das ist zu allen Zeiten gewesen/ wo ein Knopflv»
nicht mehr hält/ da lacht das Fleisch hinaus/ und nm
sind aus den alten Kleidern heraus gewachsen. Macht
Kinderzeng aus dem abgelegten Zeuge/ es muß doch je-
der die ganze Weltgeschichte durchmachen. — Der Alte
brummte wieder: Wenn die spanischen Fliegen nicht
mehr ziehen / dann ists aus mit den Kranken/ die Ju-
gend ist immer eine gute Krankheit/ denn sie vergeht ge-
wiß. — Ich hab nichts gegen/ wären wir nur jung.
Lies zu.
Der an seinem Witz verzweifelte Jupiter.
„Weisse Metis/ saugend Süsse/
„Ach vor Lieb möcht ich dich essen -
„ Und was deuten anders Küsse? "
Also fraß in Lieb vergessen
Jupiter sein Weib/ die Gute
Mit dem Wurf/ der nicht geboren.
Aber von dem milden Blute
HatS in seinem Kopf gegoren /
Daß den Kopf ein schwängernd Fieber/
Jenes Kindlein ungeboren
Eingenommen, alles trüber
Ihm da brauste vor den Ohren.
Und die Götter mustcn lachen, -
Was er da zusamm geschaffen.
Die Centauren thät er machen.
Und statt Helden macht er Affen.
Faustendick ists ihm geschwollen,
Dor der Stirne / und vor Schmerzen
 
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