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eitung für Einsiedler

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1808.—













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Den Eidgenossen gab er Rath,
Zum Frieden sie ermahnet hat;
Der ist der Eidgenossenschaft
-Ringmauer wider FeindeSkraft.
Der Schweizer Stier mit seinem Horn
Un einem Ort würd seyn verlor'n /
Doch bleibt ihm noch sein Rosenkranz
Dreizehen Rosen drin voll Glanz/
Die werden blühen Tag und Nacht,
Wenn sie mit allem Ernst bedacht
Und folgen Bruder Clausens Lehr.
Zur Handarbeit mahnt er sie sehr,
AuSlsind'schen Dienst sie meiden sollen,
Gerechtigkeit und Freiheit wollen,
Die Freiheit, die mit fester Hand
Vorzeit erhielt bet hartem Stand.

Sein Leih war grad und Wohlgestalt,
Doch dürr und mager, weil er alt,
Fast nichts als Adern, Haut und Bein,
Ganz schwarz und klar die Augen sein,
Sein Bart nicht laug von wenig Haar,
In zween Spitzen getheilet war,
Sein Farh war braun, das Haar vermischt
Mit schwarz, auch graues drunter ist,
Sein Adern, so er redt waren, gleich
Als ob die Luft sie füllte reich,
Und nicht ein Blut nach Menschenart,I
Ein Kleid von ihm gebraucht nur ward,
Ein langer Rock bis auf die Fuß,
Und Haupt und Fuß er bloß stets lies.

So betet ein und zwanzig Jahr,
Der Bruder Claus, alltäglich zwar
Bei Melchthal in der Cellen,
Die er sich thät erwählen,
Als er war sechzig Jahre alt,
Da ging er in den wilden Wald,
Sein Weib und seine Kinder verließ.
Sie oft und freundlich wieder grüßt,
Doch lebet er für sich allein,
Von Wurzeln und von Kräuterlein.

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Bescheidentlich er disputirt,

O Herr nimm von mir,
Was mit wendt von dir.
O Herr gieb mir,
Was mich kehrt zu dir,
O Herr nimm mich mir,
Und gieb mich ganz zu eigen dir.

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Bruder ClauS.

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Der Weihbischof von Kostanz fragte,
Einst was die größte Tugend sey,
Der Bruder Claus zur Antwort sagte:
„ Auf recht Gebot Gehorsam frey.«
Der Bischof gab ihm drei Biß Brod,
Und sprach: Gehorche dem Gebot,
Und esse dieses Brod vor mir,
Das ich gesegnet reiche dir.
Der Bruder nahm und brach das em
Noch in drei Bis und Stücklein klein,
Fing an zu essen so beschwerlich,
Daß jedermann vergnüget sich
Der Tugend, des Gehorsams seyn.
Der Bischof reißt in Sorgen heim,
Doch in der Nacht eS sich begeben,
Daß Claus im Bette thät erbeben,
Die Sternen leuchten schön und klar.
Ein Bildniß an dem Himmel war,
Des Papstes Haupt mit seiner Kron
Sah Bruder Claus am Himmelsthron,
Doch das viel Schwerdt mit ihren Spitzen,
Ihm um die hohe Krone blitzen;
Tausend fünfhundert und zwei Jahr
Zählt man, da er gestorben war.

Mit männlich Stimm, in langsam Re-
Viel künft'ge Ding weissagen thät,
Verkündigt Buß und Besserung,
Und manchem es zu Herzen ging.
In seiner Lehr Gottes Wort er traf,
Db er gleich nie G-schriebnes laS,
Und nie in seiner Rede irrt.

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