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Wenn ich die Kostbarkeit erblicket/
So hilft nun all mein Sparen nicht,
An beiden Enden brennt das Licht:
Zwev Ritter sind die Lümmelsöhne/
Mein Töchterlein die Fürstin schöne,
-Und so viel Köstlichkeit ist mein,
Als nimmer kam zur Stadt hinein.
Ein Bedienter. Da ward sie's Teufels vor Ver-
v - gnügen/
Ein Sohn sie sah im Rauchfang fliegen.
Sie sahen sich bestürzet an,.
Wie sich's so traurig enden kann.
Sohn t. Wo ist die Mutter hingeflogen?
Auf ihrem Besen weggczogen?
Sohn 2. Und durch den Rauchfang/ daß es kracht.
Des Teufels Herr darüber lacht.
So htt i. Hohläugig sahn mich an die Fenster,
In jeder Scheibe viel Gespenster.
Sohn 2. Die Tage sindS, die wir versäumt,
Hier eingesperrt, da alles keimt.
Sohn 1. Wohl-wie ein unbewohntes Zimmer
Sehr schleunig fällt in Staub und Trümmer,
Wenn drin erscheint ein Menschentrit /
So rissen wir die Mutter mit.
Und alt in einem leeren Leben
Und jung in frischer Freude Schweben,
Gie hielt nicht aus den Mißverstand ,
Den Besen nahm sie gleich zur Hand.
Schwiegertochter. Ach sieh doch wie die Katzen
jammern..
Am Feuerhacken auftvärtS klammern.
Ach lieber Mann, mir wird so bang.
Du machst doch nicht denselben Gang?
Sohn i. Du mußt doch folgen, wo ich gehe ,
Gedenke an die heilge Ehe,
Trau meinem Glück, es löst mich aus
An deinem Arm von Stamm und Haus.

Der an seiner Heiligkeit Zerzweifelte
/ Einsiedler.

Dreißig Jahr im hohlen Stamm
Saß der alte Einsiedler,
Bis die reine Andachtsflamm
Durch und durch gedrungen wär .
Und nun fühlt er sich so rein,
Keine Luft mehr athmen könnt,
Er vergeht in heil'gem Schein
Und kein. Mensch sich drinnen sonnt.
Und vor dieser Heiligkeit
Kriegte er nun ezue Scheu, ,., :.



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Ludwig Achim von Arnim.
-LDie Fortsetzung Fünftrg.^I
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Meinte sich von Demuth weit
Und begann «ein Werk aufs neu.
Sonntags ging er in die Stadt,
In der Kirch M- Kanzel klomm,
Dort mit faulen Aepseln hat
Er beworfen, die mehr fromm.
Welch cm Lermcn, mancher SchläH
Doch das trug der Einsiedler ,
Andre Thorheit er vermag,
Um zu büßen hart und schwer.
Bei dem Juden sich verdingt,
Der am Markte Fleisch verkauft.
Ihm dann alles Fleisch verschlingt,
Daß der Jud sein Haar ausrauft,
Werd dann stumm und bleibet stunit«
Bis er sich erst taufen läßt,
So geht er mit Juden um,
-Um zu sorgen für ihr Best. —
Sieben Räuber, die er fand
Speist er köstlich auf der Äeyd,
Daß sie Christum zugewandt
Alle ziebn in Einsamkeit. —
Einen Teufel trieb er aus
Der ein Weib besessen hielt,
Als er einsmals kam ins HauS,
Und mit ihren Koblen spielt,
Und die Finger nicht verbrannt,
Und das Kleid auch nicht versengt,
Alles hat sie ihm bekannt,
Buße hat er ihr verhängt. —
Hofnarr wurd er alsobald
Und bekehrt den Komödiant,
Denn er zeigt in der Gestalt,
Daß er mehr im Spaß verstand;
Seinen Fürsten er blamirt,
Wenn der will recht vornehm thun,
Bis er recht mit Fleiß regiert
Läßt er ihn auch gar incht ruhn;
Alles das ganz heimlich hielt,
Bis er endlich heimlich starb,
Jeder bei dem Narren fühlt,
Daß er höhre Gnad erwarb,
Als so manche ernste Geel,
Die mir Anstand und Moral
Nie verschuldet einen Fehl,
Auch nichts Gutes lhat zumal.,
Und da gieng eS zum Bericht,
Jeder rühmt sich einer Gnad,
Schlug er einem ins Gesicht,
War es immer Gottes Rath.,
Wer ibn sonst belächelt har,
Ihn mit Kerzen nun verehrt,^
Doch ein Windzug kommen kvat,
Löschet aus, die ihm nrchtS werth.
Der Alte ward heiter, ferne Wangen hatten sich
gefärbt, sein Auge leuchtete, er ging mitkkngendctt
Schritten umher und schien zu befehlenIhr scyd gute
Kinder, lest was zum .Schluß, woran ich denken mag,
wenn ich von euch bin. Gut dann, fast bin ich des
Tages müde.

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