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Die Durchführung des Eisenbahn-Aufmarsches. 57

während der ganzen Aufmarschbewegung im Iuli und August 1870 durch
Zugverspätungen in Anspruch genommeu. Zunächst lag dies auch daran,
daß es erst nach Verlauf von mehreren Tagen gelang, auf Bahnhof
Castel bei Mainz täglich 12 Jüge zu entladen und die entladenen Jug-
theile wieder in Leerzüge zur Rückfahrt zusammenzustelleu. Hierbei
ereignete sich am 1. August ein Zusammenstoß innerhalb des Bahnhofs
Castel, der aber nur eine Materialbeschädigung zur Folge hatte.

Auch auf Linie.l machte die Durchführung des Militär-Fahrplans
iu D/zstündiger Zugfolgc große Schwierigkeiten, weil die Verladungen
in Flensburg uud Rendsburg in Folge von Wagenmangel und bei der
geringen Gleiseutwickelung der Bahuhöfe nicht rechtzeitig zum Abschluß
gelaugten.

Während des Ablaufes der Aufmarsch-Transporte wurde es noth-
wendig, in das Aufmarschgebict die erforderlichen Verpflegungszüge vor-
zuschieben, wozu im Militär-Fahrplan eine ausreichende Anzahl von
»Dispositionszügen« verftigbar waren.

Diese wurden, wie bereits Seite 49 erwähut, dem General-Jnten-
danten der Armce am 28. Iuli zur Beladung überwiesen. Ihre Be-
nntzung sowie andere Maßnahmeu zur Vorführung von Lebensmitteln
und die dadurch im Eisenbahnbetrieb entstehenden Reibungen erkennt
man aus eincr Anzahl von Depeschen und Vorschriften, die — möglichst
nach der Zeit geordnet — hier Platz finden sollen.

Am 30. Iuli erließ der preußische Handelsminister folgende
Verfügung an die Eisenbahnverwaltungen:

Nach Beendigung der Truppen - Transporte wird es die nächste
Aufgabe der Eisenbahnen sein, den auf einem verhältnißmäßig
kleinen Raum aufgestellteu Armeen den erforderlichen Proviant zu-
zuführen. Es handelt sich hierbei, wie sich schon jetzt übersehen
läßt, um die Beförderung ganz bedeutendcr Massen, so daß die
Leistungsfähigkeit der Bahnen auch weiterhiu in erhcblichster Weise
in Anspruch genommeu wcrden wird.

Um die Uebelstäude, welche im Iahre 1866 bei den Proviant-
Transporten zu Tage getreten siud, zu vermeiden, fordere ich die
Eisenbahnverwaltungen auf, dafür Sorge zu tragen, daß alle Au-
häufungen dcs technischen Materials auf deu Stativnen, die zu
Stockungen und zur Behinderuug der freien Bewegung dienen
könntcn, durchaus vermieden werden.

Insbesondere siud zu diesem Ende die Transporte an den Be-
stimmungsorten uuverzüglich den Etappen-Kommandanteu zu über-
 
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