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VII.

DIE GRAPHISCHEN KÜNSTE UND DIE GESELL-
SCHAFT FÜR VERVIELFÄLTIGENDE KUNST.

Zu Anfang der Sechziger-Jahre war auf dem ganzen Gebiete der
graphischen Künste in Oesterreich fast vollständiger Stillstand eingetre-
ten. Wahrend zu jener Zeit die Anfänge unserer gegenwärtigen Renais-
sance auf den anderen Gebieten der Kunst bereits deutlich erkennbar
hervortraten, Hessen die graphischen Künste nichts wahrnehmen als
die letzten Zuckungen des Erlöschens. Schon mehrere Jahrzehnte zuvor
hatte der Kupferstich, diese stützende Säule der graphischen Kunst,
kaum mehr andere Bestellungen gefunden, als die zur Anfertigung von
Prämien und Nietenblättern für Kunstvereine, welche im Grossen und
Ganzen, einzelne Arbeiten von Stöber und Post abgerechnet, auf künst-
lerischen Werth geringen Anspruch erheben konnten. Die Lithographie
aber, welche in Wien rasch einen bedeutenden Aufschwung genommen
hatte und in der Anwendung auf das Porträt, Dank den nirgends über-
troffenen Arbeiten Kriehuber's zu hoher Meisterschalt entwickelt wor-
den war, konnte sich gegenüber der Photographie nicht behaupten und
war ebenfalls dem Untergange verfallen. Nur der Holzschnitt fristete
damals noch seine Existenz, obschon jene eigenartige und künstlerische
Richtung, welche Höfel und Exter eingeschlagen, sich leider nicht
ausgebreitet und die fast ausschliesslich handwerksmässige Uebung der
Holzschneidekunst sich auf kein höheres, künstlerisches Niveau gehoben
hatte. Eine Wendung zum Besseren trat erst ein, als im Jahre 1863
Louis Jacoby an die k. k. Akademie der bildenden Künste berufen
wurde, deren Professur für Kupferstich seit dem Tode Stöber's (1858)
unbesetzt geblieben war. Die Wahl dieses Kunstlers ist als eine höchst
glückliche und folgenreiche zu bezeichnen, nicht bloss aus dem Grunde,
dass in ihm — wie Professor v. Lützow sich in seiner Geschichte der
Wiener Akademie treffend ausdrückt — n^er ml Almanachstich ver-
kommenen edlen Grabsticheltechnik ein neuer Mittelpunkt erstand",
 
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