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76 GRAPHISCHE KÜNSTE ETC

sondern auch desshalb, weil Jacoby zum künstlerischen Krystallisa-
tionspunkt eines behufs Pflege der graphischen Künste gebildeten und
derzeit höchst erfolgreich wirkenden Vereines geworden ist. Dass die
wahre Kunst, aller Ungunst der Zeit zu Trotz, nicht untergehen kann,
wenn der echte Künstler erscheint, bewies in erfreulicher Weise die
Thätigkeit Jacoby's gleich während der ersten Jahre seines Aufenthaltes
in Wien. Den anscheinend unwiderstehlich aufgetretenen und auf der
ganzen Linie der Production und des Handels siegreich vorgedrungenen
Feind der graphischen Kunst: die Photographie, bekämpfte er auf dem
eigensten und gewissermassen legitimsten Gebiete: dem Porträt, und
der Erfolg war ein unerwarteter, aussergewöhnlicher. Die Porträtstiche
Jacoby's aus jener Zeit — wir erinnern nur an die Bildnisse Brücke's,
Mommsen's, Safafik's und Rokitansky's — erweckten in Wien nicht
bloss Verständniss und Vorliebe für die künstlerische Darstellung der
Persönlichkeit im Gegensatze zu der rein materiell, fast brutal wirkenden
Abschrift der photographischen Maschine, sondern sie brachten auch
den fast verschollenen Grabstichel wieder zu Ansehen und Bedeutung.
Der Impuls zu einer Wiederbelebung der graphischen Künste war
gegeben und nun wurde denselben von mehreren Seiten Aufmerksam-
keit zugewendet.

Zunächst gebührt dem Grafen Crenneville das Verdienst, bald
nach seiner Ernennung zum k. k. Oberslkämmerer (1867) ^ei Ver-
wendung der ihm am A. H. Hofe zur Pflege der Kunst angewie-
senen Geldmittel auch die graphischen Künste in Betracht gezogen
zu haben. Um Jacoby hatte sich rasch ein kleiner Kreis talentvoller
Jünger seiner Kunst angesammelt, die zumeist als eigentliche Schüler
zu ihm in Beziehung traten und der Verwendung ihrer Kräfte entgegen-
harrten. Graf Crenneville war der Erste, welcher sich als Besteller
eigentlich künstlerischer Arbeiten einfand. Es dürfte dabei der Gesichts-
punkt genommen worden sein, nur an österreichische Stecher nach
Bildern österreichischer Maler, welche österreichische Stoffe behandelten,
Aufträge zu ertheilen, und es gelang auch in diesen Grenzen Leistungen
zu Wege zu bringen, welche der Besteller mit ebenso grossem Wohl-
gefallen betrachten konnte, als die ausführenden Künstler sie nicht ohne
innere Genugthuung vorlegen durften. Doby's Stich nach Engerth's
„Schlacht bei Zenta'', der Stich von Klaus nach der „Schlacht bei
Kollin" von Sig. L'Allemand und Bültemeyer's Architekturstiche
nach der Natur, den Stephansdom und die Votivkirche darstellend, sind
Blätter, welche in unserer Zeit nirgends besser hätten hergestellt werden
können.

Mit der Publication der hervorragendsten Kunstwerke der Schatz-
kammer des österreichischen Kaiserhauses, welche in den Jahren 1870
 
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