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Gedanken über Erdbeben,
feite von Ostindien, mit eingefaffet wird. Doch müsten von diesem Haupt-
Strohm auch Aeste Nord-und Südwerts gehen: z. E. unter der Schweiß und
dem Rheinstrich herdurch auf Island. Und wer weiß was mehr für welche?
Vielleicht am sichersten unter grossen Flüssen, damit von da nach Höhen hin,
ein Auftrieb fey. Italien lieget, nach dem Urtheil vieler die vor mir schon
geschrieben haben, über dem Haupt-Strohm am gefährlichsten: so daß auch
selbst der berühMke.Herr Scheuchzer ihm nichts gutes wahrsagt. Sonderlich
wenn die Feuer-Ausbrüche nach dem Vesuvius und Aetna hin, sich stark ver-
stopfen , und der Aug mehr unter die Oberländer angetrieben werden solte.
Nur GOkt recht geehrt, kan alles hemmen.
§. r 4. Was z, die Folgen eines, vornemlich eines grossen, Erdbebens
anbetrift, so sind die schädliche greiflich gnug: eö lassen sich aber auch nützliche
gedenken, die man bey jenen nicht übersehen muß. Schädliche Folgen sind
z. E. daß die Gänge darin die Triebkraft schon zu wiederholten malen stark
herumgefahren ist, immer weiter eröfnet feyn, und also leicht von neuen Feuer
fassen können; wenn das eingedrungene Wasser wieder verkocht und verdunstet,
und die Feuernehrende Theile, deren es im Seewasser sehr viele giebt, zurük
geblieben sind. So auch daß viele schädliche Dünste in die Lust gestiegen,
voraus an einigen Orten starke Gewitter, an andern anstekkende Krankheiten
zu befürchten stehen; ob nun gleich unbekant ist, in welchen Gegenden solches
sich äufern werde. Können nicht auch einige Küsten sich erhöhet haben, daß
die dahin ausgehende Flüsse schwellen müssen? einige Landstriche hie und da
untergehölk seyn, daß noch vieles nachstürzen muß? Können nicht ungewohnte
Strudel, Sandbänke ober Klippen im Meer entstanden seyn? Können nicht
die VersamlungS-Oerter der Fische im Meer gestöhret und verändert seyn?
oder wofern Fische nicht ebenfals, wie einige oben schon angeführte Jnsectcn,
eine Vorempfindung gehabt haben, kan alsdenn nicht eine ganze Menge der-
selben getödtet oder in Schlünde und Abgründe hinunter verschlukt und versen-
ket seyn? Die Vorsehung verhüte, unfern aus dem Meer sich mit nehreuden
Ländern zum Besten, daß es Heringe und Walfische nicht zu stark betroffen
habe! Sonst mag man auch unfern bisherigen feuchten und ungesunden
Winter schon für eine Folge ansehen, aus den vielen unterirdischen Schwefel-
Dünsten, womit die Luft ist angefüllet worden. Naturkundige mögen daraus
weiter schliessen auf den Zustand des Sommers. Gar leicht kan auch das
Ungeziefer, Raupen, Käfer, Heuschrekken, sich darüber mehren: wofern
es nicht durch bevorstehende Nachtfröste, die aber andern Schaden verur-
sachten, wieder gedämpfek wird. §, j s.
Gedanken über Erdbeben,
feite von Ostindien, mit eingefaffet wird. Doch müsten von diesem Haupt-
Strohm auch Aeste Nord-und Südwerts gehen: z. E. unter der Schweiß und
dem Rheinstrich herdurch auf Island. Und wer weiß was mehr für welche?
Vielleicht am sichersten unter grossen Flüssen, damit von da nach Höhen hin,
ein Auftrieb fey. Italien lieget, nach dem Urtheil vieler die vor mir schon
geschrieben haben, über dem Haupt-Strohm am gefährlichsten: so daß auch
selbst der berühMke.Herr Scheuchzer ihm nichts gutes wahrsagt. Sonderlich
wenn die Feuer-Ausbrüche nach dem Vesuvius und Aetna hin, sich stark ver-
stopfen , und der Aug mehr unter die Oberländer angetrieben werden solte.
Nur GOkt recht geehrt, kan alles hemmen.
§. r 4. Was z, die Folgen eines, vornemlich eines grossen, Erdbebens
anbetrift, so sind die schädliche greiflich gnug: eö lassen sich aber auch nützliche
gedenken, die man bey jenen nicht übersehen muß. Schädliche Folgen sind
z. E. daß die Gänge darin die Triebkraft schon zu wiederholten malen stark
herumgefahren ist, immer weiter eröfnet feyn, und also leicht von neuen Feuer
fassen können; wenn das eingedrungene Wasser wieder verkocht und verdunstet,
und die Feuernehrende Theile, deren es im Seewasser sehr viele giebt, zurük
geblieben sind. So auch daß viele schädliche Dünste in die Lust gestiegen,
voraus an einigen Orten starke Gewitter, an andern anstekkende Krankheiten
zu befürchten stehen; ob nun gleich unbekant ist, in welchen Gegenden solches
sich äufern werde. Können nicht auch einige Küsten sich erhöhet haben, daß
die dahin ausgehende Flüsse schwellen müssen? einige Landstriche hie und da
untergehölk seyn, daß noch vieles nachstürzen muß? Können nicht ungewohnte
Strudel, Sandbänke ober Klippen im Meer entstanden seyn? Können nicht
die VersamlungS-Oerter der Fische im Meer gestöhret und verändert seyn?
oder wofern Fische nicht ebenfals, wie einige oben schon angeführte Jnsectcn,
eine Vorempfindung gehabt haben, kan alsdenn nicht eine ganze Menge der-
selben getödtet oder in Schlünde und Abgründe hinunter verschlukt und versen-
ket seyn? Die Vorsehung verhüte, unfern aus dem Meer sich mit nehreuden
Ländern zum Besten, daß es Heringe und Walfische nicht zu stark betroffen
habe! Sonst mag man auch unfern bisherigen feuchten und ungesunden
Winter schon für eine Folge ansehen, aus den vielen unterirdischen Schwefel-
Dünsten, womit die Luft ist angefüllet worden. Naturkundige mögen daraus
weiter schliessen auf den Zustand des Sommers. Gar leicht kan auch das
Ungeziefer, Raupen, Käfer, Heuschrekken, sich darüber mehren: wofern
es nicht durch bevorstehende Nachtfröste, die aber andern Schaden verur-
sachten, wieder gedämpfek wird. §, j s.