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Abb. 1 Ferdinand van Kessel, Allegorie Europas. Wien, Kunsthistorisches Museum

der Ferdinands. Die Ausführungen Thieme-Beckers zum
Leben sind heute noch aktuell; die Bemerkung: „Gesi-
cherte Werke seiner Hand lassen sich heute nicht nach-
weisen, da man bisher kein einziges bezeichnetes Bild
Ferdinands kennt, das als Ausgangspunkt für eine stilkri-
tische Untersuchung dienen könnte" (S. 200) trifft im We-
sentlichen noch immer zu, wenn wir davon ausgehen,
dass Thieme-Becker keine Kenntnis von der sicheren Zu-
weisung der Wiener Serie an Ferdinand hatte.
Alle Versuche, Ferdinand andere als die „Allegorien der
vier Erdteile" des Kunsthistorischen Museums Wien zuzu-
weisen, müssen als gescheitert gelten. Nicht ein einziges
der ihm immer wieder zugeschriebenen Affen- oder Kat-
zenbilder ist ihm sicher zu geben6, vergleichbar Abraham
Teniers, von dem ebenfalls kein sicheres Gemälde dieses
Typs existiert. U. E. sind einige Gemälde dieses Sujets Er-
findungen von JVK I (Kat. 646-653), der auf Vorbildern
der beiden Jan Brueghels und vor allem des David Teniers
d.j. gründet. Karl Schütz gab im AK 2002 die bisher beste
Einlassung zum Wiener Werk des Ferdinand, die wir in
Auszügen zitieren: „Ferdinand ... malte 1689/90 Allego-
rien der vier Erdteile als vereinfachte Kopien nach Wer-
ken seines Vaters Jan van Kessel [Kat. 1-40 und 54-121]

...Die Version Ferdinands ... entstand als Wiederholung
einer durch einen Brand zerstörten Serie im Auftrag des
polnischen Hofs, wie aus der Inschrift ... hervorgeht ...
Seit 1747/48 sind die Bilder in der Wiener Schatzkammer
nachweisbar, die auf Leinwand gemalten Mittelbilder und
die auf Kupfer gemalten rahmenden Stadtansichten be-
reits getrennt. Die gegenwärtige Montierung ist eine 2001
im Hinblick auf diese Ausstellung [Wien/Essen 2002]
nach dem Muster der Münchener Tafeln [Kat. 54-121]
angefertigte Rekonstruktion ...
Ihr enzyklopädischer Charakter, der sich in der Kombi-
nation von Kunst und naturwissenschaftlichem Interesse
äußert, das kleine Format und die preziöse Ausführung für
einen fürstlichen Auftraggeber machen die Erdteilallego-
rien zu charakteristischen Kunstkammerstücken...
In der ursprünglichen Konzeption Jan van Kessels, wie
sie in den Münchener Tafeln erhalten ist, stellt das Mittel-
bild [Kat. 54] eine Allegorie der kulturellen Leistungen Eu-
ropas und des katholischen Glaubens dar und repräsen-
tiert in der Reihe der Städtedarstellungen damit zugleich
die Stadt Rom. Es knüpft als Bildtypus an die Sinnesallego-
rien Jan Brueghels d. A. an, im Besonderen an die Darstel-
lung des Gesichtssinns [Museo del Prado, Madrid]...

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Die Maler namens van Kessel-
 
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