nachweisbaren und JVK I zuzuweisenden Gemälde in
Verbindung bringen zu können, haben wir van der Hoe-
ven in der Literaturangabe zitiert. Einer gründlichen Dis-
kussion steht entgegen, dass ihre Arbeit nur in einigen
wenigen schlechten Fotokopien ohne ausreichendes Ab-
bildungsmaterial verfügbar ist.80 Auch in Zukunft wird
diese bedeutsame Serie der flämischen Blumenmalerei
noch einige zu lösende Rätsel aufgeben. So bleibt zu klä-
ren, wie viele Gemälde diese Serie ursprünglich umfasste
und was es mit der in Anmerkung 14281 zitierten Bemer-
kung van der Hoevens auf sich hat, der Kunsthändler
Adam Williams habe um 1975 die ganze Serie in Spanien
gesehen. 1936 wurde die damals auf acht Gemälde ge-
schätzte Serie von Cavestani erstmals in Madrid ausge-
stellt.82
Die 88 Blumenkompositionen in verschiedenen Be-
hältnissen, die wir als eigenhändige Arbeiten glauben an-
sehen zu dürfen, lassen sich auf einem Gerüst von da-
tierten Bildern grob chronologisch zuordnen. Die Schwie-
rigkeit bei diesem Maler besteht darin, dass er schon früh
fertig' ist. Von Schulwerken, von einer schülerhaften Ent-
wicklung kann keine Rede sein. Um zu klären, ob es
überhaupt eine Entwicklung vom Früh- zum Spätwerk hin
gibt, sei das Werk in sicheren Fixpunkten der Datierung
stichwortartig aufgeführt:
1 649 „Blumen in Glasvase" (Kat. 513). Leichte Auf-
sicht; nur nach vorn begrenzte Tischplatte, darauf keine
Objekte oder Tiere; kräftig wirksames Blütenzentrum; von
dort aus viel Bewegungslinien in den Raum; wenige große
klare Blüten in der Mitte, Übergewicht links wird auf Ge-
genseite von kleinen hellen Formen ausbalanciert; zahl-
reiche Überschneidungen, damit verschränkter, dreidi-
mensionaler luftdurchflossener Strauß; wenige Schmet-
terlinge
1652 „Blumenbukett in reliefierter Vase" (Abb. 96, Kat.
565). Meisterwerk auf großer Kupferplatte, wahrschein-
lich in Spanien gemalt; leichte Aufsicht; vorn und seitlich
begrenzte Tischplatte bedeckt von faltigem Tischtuch, da-
rauf Vanitasmotive; Blütenballung im Zentrum; auf abs-
trakten Schrägen, Kurven, Geraden angeordnete Blüten-
großformen; geschlossener Kontur; wenig Ausgreifen in
den Raum; kräftige Überschneidungen, damit sehr raum-
haltig; Vase drängt sich dekorativ nach vorn; Insekten au-
ßen und im Bukett; Bildfläche weitgehend ausgefüllt;
,leere' Stellen mit Insekten aufgelockert
1 652 „Blumen im Glas mit Taschenuhr" (Kat. 541).
Marktgerechtes Mittelformat auf Holz; wahrscheinlich in
Spanien gemalt; leichte Aufsicht; nur nach vorn begrenzte
Tischplatte (wie Kat. 513), darauf Vanitasmotive; Kompo-
sitionstyp wie 1649; hier erstmals Erbsenschoten und
Früchte im Strauß
1652 „Blumen im Glas mit Orangenscheiben" (Kat.
540) Marktgerechtes Mittelformat auf Holz; wahrschein-
lich in Spanien gemalt; große Blüten über ganze Bildflä-
che; starke räumliche Verschränkung (vgl. Kat. 565); im
Zentrum kompliziertes räumliches Verschränkungsgewe-
be; geht zusammen mit inhaltlichen Motivverteilungen
im gesamten Strauß; Wassertropfen, Insekten, Insektenei-
er, Vanitasmotive auch auf dem Tisch
1 660 „Blumen in runder Glasvase" (Kat. 516)
1661 „Blumen in runder Glasvase" (Kat. 517). Markt-
gerechte Mittelformate auf Leinwand. Der vom Kunsthan-
del konstruierte Pendant-Zusammenhang u. E. nicht vor-
handen wegen der verschiedenen Daten und der sich
nicht aufeinander beziehenden Kompositionen. Im Ver-
gleich zu 1652 eindeutig im Detail der Blüten weniger
Angaben; routinierter, gröber, schwächer, auch weniger
Überschneidungen im Strauß; nicht so viel Bewegung;
große einfache Blütenformen auf abstrakten Grundformen
(Gerade, Bögen); wenig Bewegung nach außen
1669 „Blumen in Glasvase mit zwei Blaumeisen" (Kat.
518). Kleines merkantiles Holzbild; Basis für Vase und
Hintergrund; gehen ineinander über; auf fünf Blüten und
zwei Arten reduzierte Darstellung; Blüten kaum über-
schnitten, neben- und übereinander, wie angeheftet auf
imaginärer Fläche; Strauß als solcher ohne Bedeutung,
ohne inneren Zusammenhang; großer Wert auf Motive
außen: Vögel, Getier, Wassertropfen; Vanitasmotive im
Strauß: welkende Blattränder, Insekteneier auf Blätter,
Wassertropfen; Tiermotive scheinen ebenso wichtig wie
Blumen
1671 „Blumen in runder Glasvase" (Kat. 519). Kleines
merkantiles ungewöhnlich hochrechteckiges Holzbild;
Rückkehr zur Tischplatte, darauf einige Motive ohne sich
aufdrängende symbolhafte Bedeutung; viele Blüten ver-
schiedener Arten ohne bedeutsame Überschneidungen;
kaum Füllblumen; klarer Blütenaufbau im Gleichgewicht;
durchgehende Linienführung in den Stängeln, nicht nach
außen gerichtet, nur die Blüten in der Vase verankernd;
Tiermotive stärker als 1661 über gesamte Bildfläche zu
finden; einfache, in Details reduzierte Binnenzeichnung
der Blüten
1676 „Blumen in Glasvase mit Schmetterlingen" (Kat.
542 und 543). Kleine merkantile Kupferformate; nur hin-
ten begrenzte Platte mit Hintergrund zusammengehend;
mit vielen Blüten und Arten über gesamte Fläche verteilte
Motive; sich nach außen verselbständigende Stängelbe-
wegungen; wieder feiner und genauer in den Binnen-
strukturen; weniger symbolhafte Motive; einige Schmet-
terlinge als Schmuck an den Rändern des Straußes;
zwanglose Verteilung der Blüten, gleichgewichtig über
die gesamte Bildfläche.
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JVK 1: Blumen
Verbindung bringen zu können, haben wir van der Hoe-
ven in der Literaturangabe zitiert. Einer gründlichen Dis-
kussion steht entgegen, dass ihre Arbeit nur in einigen
wenigen schlechten Fotokopien ohne ausreichendes Ab-
bildungsmaterial verfügbar ist.80 Auch in Zukunft wird
diese bedeutsame Serie der flämischen Blumenmalerei
noch einige zu lösende Rätsel aufgeben. So bleibt zu klä-
ren, wie viele Gemälde diese Serie ursprünglich umfasste
und was es mit der in Anmerkung 14281 zitierten Bemer-
kung van der Hoevens auf sich hat, der Kunsthändler
Adam Williams habe um 1975 die ganze Serie in Spanien
gesehen. 1936 wurde die damals auf acht Gemälde ge-
schätzte Serie von Cavestani erstmals in Madrid ausge-
stellt.82
Die 88 Blumenkompositionen in verschiedenen Be-
hältnissen, die wir als eigenhändige Arbeiten glauben an-
sehen zu dürfen, lassen sich auf einem Gerüst von da-
tierten Bildern grob chronologisch zuordnen. Die Schwie-
rigkeit bei diesem Maler besteht darin, dass er schon früh
fertig' ist. Von Schulwerken, von einer schülerhaften Ent-
wicklung kann keine Rede sein. Um zu klären, ob es
überhaupt eine Entwicklung vom Früh- zum Spätwerk hin
gibt, sei das Werk in sicheren Fixpunkten der Datierung
stichwortartig aufgeführt:
1 649 „Blumen in Glasvase" (Kat. 513). Leichte Auf-
sicht; nur nach vorn begrenzte Tischplatte, darauf keine
Objekte oder Tiere; kräftig wirksames Blütenzentrum; von
dort aus viel Bewegungslinien in den Raum; wenige große
klare Blüten in der Mitte, Übergewicht links wird auf Ge-
genseite von kleinen hellen Formen ausbalanciert; zahl-
reiche Überschneidungen, damit verschränkter, dreidi-
mensionaler luftdurchflossener Strauß; wenige Schmet-
terlinge
1652 „Blumenbukett in reliefierter Vase" (Abb. 96, Kat.
565). Meisterwerk auf großer Kupferplatte, wahrschein-
lich in Spanien gemalt; leichte Aufsicht; vorn und seitlich
begrenzte Tischplatte bedeckt von faltigem Tischtuch, da-
rauf Vanitasmotive; Blütenballung im Zentrum; auf abs-
trakten Schrägen, Kurven, Geraden angeordnete Blüten-
großformen; geschlossener Kontur; wenig Ausgreifen in
den Raum; kräftige Überschneidungen, damit sehr raum-
haltig; Vase drängt sich dekorativ nach vorn; Insekten au-
ßen und im Bukett; Bildfläche weitgehend ausgefüllt;
,leere' Stellen mit Insekten aufgelockert
1 652 „Blumen im Glas mit Taschenuhr" (Kat. 541).
Marktgerechtes Mittelformat auf Holz; wahrscheinlich in
Spanien gemalt; leichte Aufsicht; nur nach vorn begrenzte
Tischplatte (wie Kat. 513), darauf Vanitasmotive; Kompo-
sitionstyp wie 1649; hier erstmals Erbsenschoten und
Früchte im Strauß
1652 „Blumen im Glas mit Orangenscheiben" (Kat.
540) Marktgerechtes Mittelformat auf Holz; wahrschein-
lich in Spanien gemalt; große Blüten über ganze Bildflä-
che; starke räumliche Verschränkung (vgl. Kat. 565); im
Zentrum kompliziertes räumliches Verschränkungsgewe-
be; geht zusammen mit inhaltlichen Motivverteilungen
im gesamten Strauß; Wassertropfen, Insekten, Insektenei-
er, Vanitasmotive auch auf dem Tisch
1 660 „Blumen in runder Glasvase" (Kat. 516)
1661 „Blumen in runder Glasvase" (Kat. 517). Markt-
gerechte Mittelformate auf Leinwand. Der vom Kunsthan-
del konstruierte Pendant-Zusammenhang u. E. nicht vor-
handen wegen der verschiedenen Daten und der sich
nicht aufeinander beziehenden Kompositionen. Im Ver-
gleich zu 1652 eindeutig im Detail der Blüten weniger
Angaben; routinierter, gröber, schwächer, auch weniger
Überschneidungen im Strauß; nicht so viel Bewegung;
große einfache Blütenformen auf abstrakten Grundformen
(Gerade, Bögen); wenig Bewegung nach außen
1669 „Blumen in Glasvase mit zwei Blaumeisen" (Kat.
518). Kleines merkantiles Holzbild; Basis für Vase und
Hintergrund; gehen ineinander über; auf fünf Blüten und
zwei Arten reduzierte Darstellung; Blüten kaum über-
schnitten, neben- und übereinander, wie angeheftet auf
imaginärer Fläche; Strauß als solcher ohne Bedeutung,
ohne inneren Zusammenhang; großer Wert auf Motive
außen: Vögel, Getier, Wassertropfen; Vanitasmotive im
Strauß: welkende Blattränder, Insekteneier auf Blätter,
Wassertropfen; Tiermotive scheinen ebenso wichtig wie
Blumen
1671 „Blumen in runder Glasvase" (Kat. 519). Kleines
merkantiles ungewöhnlich hochrechteckiges Holzbild;
Rückkehr zur Tischplatte, darauf einige Motive ohne sich
aufdrängende symbolhafte Bedeutung; viele Blüten ver-
schiedener Arten ohne bedeutsame Überschneidungen;
kaum Füllblumen; klarer Blütenaufbau im Gleichgewicht;
durchgehende Linienführung in den Stängeln, nicht nach
außen gerichtet, nur die Blüten in der Vase verankernd;
Tiermotive stärker als 1661 über gesamte Bildfläche zu
finden; einfache, in Details reduzierte Binnenzeichnung
der Blüten
1676 „Blumen in Glasvase mit Schmetterlingen" (Kat.
542 und 543). Kleine merkantile Kupferformate; nur hin-
ten begrenzte Platte mit Hintergrund zusammengehend;
mit vielen Blüten und Arten über gesamte Fläche verteilte
Motive; sich nach außen verselbständigende Stängelbe-
wegungen; wieder feiner und genauer in den Binnen-
strukturen; weniger symbolhafte Motive; einige Schmet-
terlinge als Schmuck an den Rändern des Straußes;
zwanglose Verteilung der Blüten, gleichgewichtig über
die gesamte Bildfläche.
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JVK 1: Blumen