Welche Schlüsse lassen sich aus dieser chronolo-
gischen Abfolge von Blumenkompositionen ziehen?
1. In den 50er Jahren sind als Basis für die Vasen räumlich
dreiseitig begrenzte Tische die Regel. Nur in dieser Zeit
verwendet der Maler sich auf Daniel Seghers (Abb.
97)83 beziehende postamentartige Basen von 1660.
2. Neben den Vasen liegende inhaltlich aufgeladene Mo-
tive, meist aus dem Vanitasbereich; sie sind ab den frü-
hen 50er-Jahren anzutreffen, erreichen in den 60er-Jah-
ren einen Höhepunkt, um dann in Anzahl und Bedeu-
tung langsam abzunehmen.
3. Das große Bukett in der Tradition Jan Brueghels d. Ä.
mit großem Arten- und Formenreichtum gründet seinen
Ruf in den 1592 in Spanien entstandenen Meisterwer-
ken. Bis 1660 werden reduzierte marktgerechte For-
mate auf allen üblichen Malträgern geschaffen, so dass
ab 1660 die Bedürfnisse des Marktes befriedigt werden
können.
4. Die auf Seghers zurückgehende Bewegung aus dem
Strauß heraus in den Umraum, von Beginn an verhal-
ten vorgetragen, wird zum Spätwerk hin immer stärker
eingesetzt, erreicht in den wie Würmer sich nach au-
ßen hin ringelnden Stängeln in den spätesten Bildern
1676 ihren Höhepunkt.
5. Über Pinselstrukturen und Handschrift ist nur anhand
von Abbildungen schlecht zu spekulieren; unter die-
sem Vorbehalt aber lässt sich doch eindeutig erkennen,
dass die dem Großvater Jan Brueghels d. Ä. würdige
Detailgenauigkeit nicht nur den Insekten vorbehalten
bleibt, sondern sich auch in kraftvollem Pinselstrich zur
Modulation der Blütenformen von Anfang an vorgetra-
gen findet. Eine Vereinfachung und Vergröberung der
Formen führt um 1660 zu einer vielfältigeren Bestell-
möglichkeit für den Kunden: dieser kann wählen zwi-
schen einfachen kleinen Blumenbildern mit wenigen
Motiven und großformatigen, kompliziert im Raum
verschachtelten Sträußen.
6. Wie immer bestätigen auch bei JVK I Ausnahmen die
Regel: so würde man die Entstehung von Kat. 518 we-
gen der Vielzahl der Nebenmotive nicht erst 1669, son-
dern bereits in den 50er-jahren vermuten. Die feinner-
vige Auszeichnung der Blütendetails allerdings ent-
spricht den zum Spätwerk hin stärker werdenden
Vereinfachungen, die wenig später in den beiden 1676
entstandenen Gemälden (Kat. 542, 543) aufgehoben
wird.
In den 60er-Jahren finden wir JVK I auf einem absoluten
Höhepunkt seines Schaffens. Er hat auf allen von ihm be-
vorzugten Themenfeldern große Meisterschaft erreicht. In
vielen Formaten, großen und kleinen Ansprüchen in gro-
Abb.97 Daniel Seghers, Blumen in Nische. San Lorenzo cle El Esco-
rial
ßer Variation des Dargestellten gerecht werdend, hat er
sich seine Klientel erarbeitet. Dazu gehören neben den
fürstlichen Sammlungen auch ,normale' Mitbürger, die
nur wenige Gulden für ein Insektenbildchen oder kleines
Blumenstück bezahlen können. In diesen Blumenbildern,
die alle aus den 60er-jahren stammen, spiegelt sich auch
die Traditionspflege, die sich auf die wichtigsten Blumen-
JVK 1: Blumen
99
gischen Abfolge von Blumenkompositionen ziehen?
1. In den 50er Jahren sind als Basis für die Vasen räumlich
dreiseitig begrenzte Tische die Regel. Nur in dieser Zeit
verwendet der Maler sich auf Daniel Seghers (Abb.
97)83 beziehende postamentartige Basen von 1660.
2. Neben den Vasen liegende inhaltlich aufgeladene Mo-
tive, meist aus dem Vanitasbereich; sie sind ab den frü-
hen 50er-Jahren anzutreffen, erreichen in den 60er-Jah-
ren einen Höhepunkt, um dann in Anzahl und Bedeu-
tung langsam abzunehmen.
3. Das große Bukett in der Tradition Jan Brueghels d. Ä.
mit großem Arten- und Formenreichtum gründet seinen
Ruf in den 1592 in Spanien entstandenen Meisterwer-
ken. Bis 1660 werden reduzierte marktgerechte For-
mate auf allen üblichen Malträgern geschaffen, so dass
ab 1660 die Bedürfnisse des Marktes befriedigt werden
können.
4. Die auf Seghers zurückgehende Bewegung aus dem
Strauß heraus in den Umraum, von Beginn an verhal-
ten vorgetragen, wird zum Spätwerk hin immer stärker
eingesetzt, erreicht in den wie Würmer sich nach au-
ßen hin ringelnden Stängeln in den spätesten Bildern
1676 ihren Höhepunkt.
5. Über Pinselstrukturen und Handschrift ist nur anhand
von Abbildungen schlecht zu spekulieren; unter die-
sem Vorbehalt aber lässt sich doch eindeutig erkennen,
dass die dem Großvater Jan Brueghels d. Ä. würdige
Detailgenauigkeit nicht nur den Insekten vorbehalten
bleibt, sondern sich auch in kraftvollem Pinselstrich zur
Modulation der Blütenformen von Anfang an vorgetra-
gen findet. Eine Vereinfachung und Vergröberung der
Formen führt um 1660 zu einer vielfältigeren Bestell-
möglichkeit für den Kunden: dieser kann wählen zwi-
schen einfachen kleinen Blumenbildern mit wenigen
Motiven und großformatigen, kompliziert im Raum
verschachtelten Sträußen.
6. Wie immer bestätigen auch bei JVK I Ausnahmen die
Regel: so würde man die Entstehung von Kat. 518 we-
gen der Vielzahl der Nebenmotive nicht erst 1669, son-
dern bereits in den 50er-jahren vermuten. Die feinner-
vige Auszeichnung der Blütendetails allerdings ent-
spricht den zum Spätwerk hin stärker werdenden
Vereinfachungen, die wenig später in den beiden 1676
entstandenen Gemälden (Kat. 542, 543) aufgehoben
wird.
In den 60er-Jahren finden wir JVK I auf einem absoluten
Höhepunkt seines Schaffens. Er hat auf allen von ihm be-
vorzugten Themenfeldern große Meisterschaft erreicht. In
vielen Formaten, großen und kleinen Ansprüchen in gro-
Abb.97 Daniel Seghers, Blumen in Nische. San Lorenzo cle El Esco-
rial
ßer Variation des Dargestellten gerecht werdend, hat er
sich seine Klientel erarbeitet. Dazu gehören neben den
fürstlichen Sammlungen auch ,normale' Mitbürger, die
nur wenige Gulden für ein Insektenbildchen oder kleines
Blumenstück bezahlen können. In diesen Blumenbildern,
die alle aus den 60er-jahren stammen, spiegelt sich auch
die Traditionspflege, die sich auf die wichtigsten Blumen-
JVK 1: Blumen
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