Abb. 119 Jan van Kessel d. Ä., Allegorie des Feuers. Sankt Petersburg, Eremitage (Kat. 669)
frontiert wird der Betrachter angesichts der beiden Toten-
kopfgemälde (Kat. 708, 709). Blumen und kurzlebige
Insekten verstärken den Sinngehalt in beiden Gemälden,
das hochrechteckige Format (Kat. 709) ist zusätzlich mit
den üblichen Memento-Mori-Motiven Stundenglas und
Seifenblasen sowie der ironisch gemeinten , Krönung' des
Totenkopfes mit einer Kornähre aufgeladen.
Dem im flämischen Kunstbetrieb so hochgeschätzten
Serienverband von mehreren Gemälden, die zu einem
Thema Interpretationen liefern - das berühmteste ist si-
cherlich der aus fünf Teilen bekannte Sinnes-Zyklus Jan
Brueghels d.Ä. aus den Jahren 161 7/18 - wird von JVK I
mit einem aus vier Gemälden bestehenden Set (Kat. 714-
71 7) gehuldigt. Auf den ersten Blick ist nicht jedes der
vier Gemälde als Vanitas-Allegorie zu erkennen. Das
Früchtestillleben in einer Porzellanschale (Abb. 8, Kat.
716) vermittelt stärker den Vanitasgedanken als die Stein-
kartusche mit dem Blumengebinde (Abb. 124, Kat. 714).
Gesteigert wird dass sinnbildhafte Element in dem düs-
teren gemischten Blumen-Früchtestillleben mit den auf-
geplatzten Granatäpfeln und den abgerissenen Blumen-
köpfen auf dem Tisch (Abb. 125, Kat. 715) bevor im letz-
ten Bild (Abb. 126, Kat. 717) mit den an Schnüren
gefesselten Vögeln, der um den Hals angeketteten Fleder-
maus mit den noch nackten Jungen, die Schutz unter ih-
ren Flügeln suchen, kein Zweifel mehr am negativen Aus-
gang des Geschehens sein kann, der im Tod einiger Vögel
für alle schon vorweg genommen wird.
Ebenfalls dem Thema ,Vanitas' zuzuordnen sind letzt-
lich die beiden Fastenzeit-Allegorien (Kat. 721, 722) mit
ihren katholischen Geißelungsinstrumenten, der ma-
geren, aus getrocknetem Fisch und Zwiebeln geprägten
Mahlzeit und dem ,verballhornten' Sinnspruch, der den
Bauch eines geflügelten fetten Kartuschen-Monsters ziert:
„Memento homo quia privis es et in pulverem reverteris"
(Kat. 721; frei übersetzt: Bedenke Mensch, dass das Le-
ben kurz ist und Du zum Staub zurückkehren wirst).
JVK 1: Allegorien
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