Affen, Historie
Bleiben schließlich die zahlreichen Gemälde zu erwäh-
nen, in denen der Affe den Menschen ersetzt. Satirische
Darstellungen verbinden sich mit Genreszenen, die auf
eine menschliche Eigenheit, meist mit negativen Vorzei-
chen, auf Dummheit oder menschliches Fehlverhalten
hinweisen. Schon die beiden Jan Brueghels malten einige
Affen-Bilder; als deren wichtigste flämische Interpreten
aber gelten Hieronymus Francken und vor allem David
Teniers d.j. Von hunderten Gemälden, die uns im Kunst-
handel der letzten Jahrzehnte, versehen mit dem Namen
Jan van Kessel' bekannt wurden, wählten wir die acht
Bilder (Kat. 646-653) aus, bei denen eine gewisse Wahr-
scheinlichkeit einer berechtigten Zuschreibung an JVKI
besteht. Die beiden Advokat-Satieren (Kat. 646, 647), von
denen eine (Kat. 646) mit dem Datum 1643 als frühestes
Werk des 17-jährigen anzusprechen ist, dürften als eigen-
händige Werke nach Vorlagen des großväterlichen Bru-
ders, Pieter Brueghels d.j.98, entstanden sein, auch wenn
sich, wie in den anderen, kaum ein stilistischer Hinweis
auf das künftige Werk finden lässt. Der gesamte Komplex
der Affenbilder kann als unerforscht gelten. Welchen An-
teil welche Maler an der Herausbildung dieses beliebten
flämischen Themas hatten, bleibt noch zu untersuchen.
Auf Überlieferung historischer Begebenheiten bezieht
sich die aus 20 Gemälden bestehende Moncada-Serie, an
der JVK I beteiligt war. Seine Aufgabe bestand darin, die
Umwandlungen der historischen Szenen, an denen ver-
schiedene Figurenmaler beteiligt waren, auszuführen
(Kat. 654-662). Am Beispiel zweier Gemälde (Abb. 127,
Kat. 656 und Abb. 128, Kat. 659) aus den Jahren 1663
und 1664 lässt sich die überbordende Phantasie des Ma-
lers erkennen. Auf engstem Raum, der ihm in vier schma-
len Leisten die Seiten des inneren Feldes begleitend vor-
gegeben ist, bringt er eine unglaubliche Anzahl seiner die
Darstellung erläuternde, schmückende und in der Aussa-
ge vertiefende Motive unter. Sie sind uns aus seinen bis
dahin geschaffenen Kompositionen mehr oder weniger
vertraut, manches wird in diesen Umrundungen erstmals
auftauchen und dann seinen Weg nehmen. Waffen, Rü-
stungen, Kriegstrophäen, Wappen und Fahnen mögen
sich als Allusion auf die in Rüstungen dargestellten Feld-
herren und ihre Taten deuten lassen, um aber wirklich
verstehen zu können, warum zwei Szenen aus den Vogel-
konzerten des Malers die obere Leiste der /Versöhnungs-
szene' (Abb. 127) schmücken, fehlt uns die Kenntnis der
historischen Begebenheit in ihrer Gänze. Diese Puzzle zu
lösen, könnte eine lohnende Aufgabe für einen italienisch
sprechenden Historiker mit kunsthistorisch ikonographi-
schen Ambitionen sein.
Des Malers Erdteil-Darstellungen leben von der Phan-
tasie. Erzählungen von Reisenden, die zu Lebzeiten des
Malers gerade erst begonnen hatten, die Welt zu erfor-
schen und in einem der Tore zur Neuen Welt, als das man
Antwerpen mit seinem Hafen im 17. Jh. bezeichnen darf,
auf fruchtbaren Boden fielen, sind für manche phanta-
stische Motive in der Malerei JVK I ebenso verantwortlich
wie verschiedene literarische Werke zur Entdeckungsge-
schichte des Kosmos. All das wird allerdings von einem
Gemälde (Abb. 129, Kat. 663), übertroffen, das den Kan-
nibalismus eines fremden, wahrscheinlich südamerika-
nischen Indianerstammes schildert. Dieses erstaunliche
Werk ist in seiner Inanspruchnahme für van Kessel dop-
pelt abgesichert: einmal trägt es eine typische JVK I-Signa-
tur, zum anderen zitiert sich der Maler selbst in dem Ge-
mälde des Münchener Erdteil-Bildes „Amerika" (Abb. 30,
Abb. S. 132, Kat. 105) rechts an der Wand und liefert uns
damit für die Datierung einen ,terminus antequem' 1666,
dem Entstehungsjahr der Amerika-Allegorie. So schließt
sich der Kreis unserer punktuellen Betrachtung zum Werk
Jan van Kessels des Älteren.
JVK I: Affen, Historie
129
Bleiben schließlich die zahlreichen Gemälde zu erwäh-
nen, in denen der Affe den Menschen ersetzt. Satirische
Darstellungen verbinden sich mit Genreszenen, die auf
eine menschliche Eigenheit, meist mit negativen Vorzei-
chen, auf Dummheit oder menschliches Fehlverhalten
hinweisen. Schon die beiden Jan Brueghels malten einige
Affen-Bilder; als deren wichtigste flämische Interpreten
aber gelten Hieronymus Francken und vor allem David
Teniers d.j. Von hunderten Gemälden, die uns im Kunst-
handel der letzten Jahrzehnte, versehen mit dem Namen
Jan van Kessel' bekannt wurden, wählten wir die acht
Bilder (Kat. 646-653) aus, bei denen eine gewisse Wahr-
scheinlichkeit einer berechtigten Zuschreibung an JVKI
besteht. Die beiden Advokat-Satieren (Kat. 646, 647), von
denen eine (Kat. 646) mit dem Datum 1643 als frühestes
Werk des 17-jährigen anzusprechen ist, dürften als eigen-
händige Werke nach Vorlagen des großväterlichen Bru-
ders, Pieter Brueghels d.j.98, entstanden sein, auch wenn
sich, wie in den anderen, kaum ein stilistischer Hinweis
auf das künftige Werk finden lässt. Der gesamte Komplex
der Affenbilder kann als unerforscht gelten. Welchen An-
teil welche Maler an der Herausbildung dieses beliebten
flämischen Themas hatten, bleibt noch zu untersuchen.
Auf Überlieferung historischer Begebenheiten bezieht
sich die aus 20 Gemälden bestehende Moncada-Serie, an
der JVK I beteiligt war. Seine Aufgabe bestand darin, die
Umwandlungen der historischen Szenen, an denen ver-
schiedene Figurenmaler beteiligt waren, auszuführen
(Kat. 654-662). Am Beispiel zweier Gemälde (Abb. 127,
Kat. 656 und Abb. 128, Kat. 659) aus den Jahren 1663
und 1664 lässt sich die überbordende Phantasie des Ma-
lers erkennen. Auf engstem Raum, der ihm in vier schma-
len Leisten die Seiten des inneren Feldes begleitend vor-
gegeben ist, bringt er eine unglaubliche Anzahl seiner die
Darstellung erläuternde, schmückende und in der Aussa-
ge vertiefende Motive unter. Sie sind uns aus seinen bis
dahin geschaffenen Kompositionen mehr oder weniger
vertraut, manches wird in diesen Umrundungen erstmals
auftauchen und dann seinen Weg nehmen. Waffen, Rü-
stungen, Kriegstrophäen, Wappen und Fahnen mögen
sich als Allusion auf die in Rüstungen dargestellten Feld-
herren und ihre Taten deuten lassen, um aber wirklich
verstehen zu können, warum zwei Szenen aus den Vogel-
konzerten des Malers die obere Leiste der /Versöhnungs-
szene' (Abb. 127) schmücken, fehlt uns die Kenntnis der
historischen Begebenheit in ihrer Gänze. Diese Puzzle zu
lösen, könnte eine lohnende Aufgabe für einen italienisch
sprechenden Historiker mit kunsthistorisch ikonographi-
schen Ambitionen sein.
Des Malers Erdteil-Darstellungen leben von der Phan-
tasie. Erzählungen von Reisenden, die zu Lebzeiten des
Malers gerade erst begonnen hatten, die Welt zu erfor-
schen und in einem der Tore zur Neuen Welt, als das man
Antwerpen mit seinem Hafen im 17. Jh. bezeichnen darf,
auf fruchtbaren Boden fielen, sind für manche phanta-
stische Motive in der Malerei JVK I ebenso verantwortlich
wie verschiedene literarische Werke zur Entdeckungsge-
schichte des Kosmos. All das wird allerdings von einem
Gemälde (Abb. 129, Kat. 663), übertroffen, das den Kan-
nibalismus eines fremden, wahrscheinlich südamerika-
nischen Indianerstammes schildert. Dieses erstaunliche
Werk ist in seiner Inanspruchnahme für van Kessel dop-
pelt abgesichert: einmal trägt es eine typische JVK I-Signa-
tur, zum anderen zitiert sich der Maler selbst in dem Ge-
mälde des Münchener Erdteil-Bildes „Amerika" (Abb. 30,
Abb. S. 132, Kat. 105) rechts an der Wand und liefert uns
damit für die Datierung einen ,terminus antequem' 1666,
dem Entstehungsjahr der Amerika-Allegorie. So schließt
sich der Kreis unserer punktuellen Betrachtung zum Werk
Jan van Kessels des Älteren.
JVK I: Affen, Historie
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