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Die Mitarbeiter von Jan van Kessel d. Ä.
In der Zusammenarbeit des Malers mit anderen gibt es
grundsätzlich zwei Formen zu unterscheiden: einmal
suchte sich JVK I einen Mitarbeiter aus, den er mit seinen
Arbeiten betraute, die ihm nicht in gleichem Maße mög-
lich waren; zum anderen wurde er von verschiedenen
Malern aufgefordert, eine seiner Spezialitäten in deren
Gemälde unterzubringen.
- Erasmus Quellinus (1607-1678)
An erster Stelle arbeitet für ihn Erasmus Quellinus, dessen
Hand sich in 18 Gemälden nachweisen lässt. Die Zusam-
menarbeit beginnt bereits 1649 mit einer Blumen-Kartu-
sche, deren inneres Feld Quellinus mit einer christlichen
Figurengruppe gestaltet (Kat. 593). Zwei weitere gleichar-
tige Bilder folgen 1654 (Kat. 578, 579) und eine Kartu-
sche mit Vanitassymbolen (Kat. 627) um 1665. Im Jahr
1657 entsteht eine Allegorie (Kat. 664), die als wichtigstes
Beispiel dieser Zusammenarbeit bezeichnet werden darf,
da beide Maler sich hier mit etwa gleichbedeutenden An-
teilen präsentieren. Von dieser Gleichberechtigung zeu-
gen die Signaturen, die beide Maler anbrachten. Ist in
diesen Bildern der Anteil van Kessels vom Großvater Jan
Brueghel d. Ä. wenig geprägt, so nimmt der Rückbezug
auf Kompositionen der Vorfahren, in diesem Fall auf den
Onkel Jan Brueghel d.j. mit der „Allegorie des Gesichts"
(Kat. 682) von 1659 deutlich zu. In den 1660er-Jahren
entstehen dann die großen Allegorien, in denen Quelli-
nus die Rolle des hinzugezogenen Figurenmalers mit
einem bescheiden aus wenigen Figuren bestehenden Bei-
trag perfekt ausfüllt. 1664: Kat. 54, 71, 88; 1666: Kat.
1 05; 1667: Kat. 624; 1670: Kat. 122, 122a; diesem Ge-
rüst datierter Gemälde der Zusammenarbeit lassen sich
stilistisch verwandte weitere Bilder mit Datierungsvor-
schlägen einfügen: in den 1650er-jahren sehen wir Kartu-
schen mit christlich geprägten Innenfeldern (Kat. 583,
587, 588) ausgemalt entstanden. Eine Ausnahme bildet
Kat. 628, deren Kartusche um das profane Porträt eines
Mädchens gelegt ist. Später in den 1660er-jahren dürfte
dann das Marktstillleben (Kat. 456) von Quellinus mit
zwei Figuren aufgewertet worden sein. Bisher namenlos
waren die Putten der beiden Sinnes-Allegorien. Während
Kat. 687 signiert und 1664 datiert ist, trägt Kat. 696 das
Monogramm I. V. K. 1668 soll Cosimo III von Medici die-
se beiden Gemälde in Antwerpen gekauft haben. Allein
schon aus dieser Nachricht ergibt sich die Suche nach
einem Figurenmaler, der in den 60er-jahren in Antwerpen
in höchstem Ansehen stand, der zudem als Mitarbeiter
von JVK I verbürgt ist. Es kann nur Quellinus sein, der
soeben (1664-66) mit JVK I zusammen am Münchener
Erdteil-Zyklus (Kat. 54-121) gearbeitet hat. Suchen wir im


Abb. 129a Erasmus Quellinus, Der Hl. Augustinus denkt über das
Mysterium der Hl. Dreifaltigkeit nach (Detail). Brugge,
Sint-Salvatorkathedraal

Werk des Quellinus nach vergleichbaren kräftig pausbä-
ckigen Putten mit drahtig-lockigem Haar, so werden wir
in dessen Gemälden der 1660er-Jahre immer dort fündig,
wo Engel, Putten oder allgemein ,kleine nackte Kinder'
dargestellt werden. Als Beispiel seit hier der Junge vor
dem Hl. Augustinus aufgeführt (Abb. 129a) 99, der bruch-
los in die Figurenszenerien der Florenzer Bilder (Kat. 687,
696) eingefügt werden könnte.
- Abraham Willemsen (ca. 1615-1672)
Die Möglichkeit, stilistische Vergleiche anzustellen, lie-
ferten bisher ausschließlich die drei Abbildungen bei de
Maere100. Auf Grundlage dieser Gemälde schlagen wir
bei fünf Allegorien von JVK I Willemsen als hinzugezo-
genen Mitarbeiter für die Figuren vor: das Datum 1662
(Kat. 669) liefert einen Hinweis darauf, dass diese Zusam-
menarbeit, die sich auf Allegorien der Sinne (Kat. 686,
688-690) konzentrierte, in den 1660er-Jahren stattgefun-
den hat.
- Willem van Herp (ca. 1614-1677)
Die Zusammenarbeit mit van Herp, einem der besseren
flämischen Rubensnachfolger der Jahrhundertmitte, steht
für das Jahr 1663 (Kat. 655) auf festen Füßen', wogegen
wir für die 1650er-Jahre mit zwei Kartuschen um christ-
liche Darstellungen (Kat. 599, Kat. 609, dat. 1653) ledig-
lich auf Zuschreibungen auf Grund stilistischer Vergleich-
barkeiten verweisen können. Im Zusammenhang mit der

JVK I und Mitarbeiter

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