auf historischen Begebenheiten basierenden Moncada-
Serie (Kat. 654-662) ist van Herps Beteiligung durch eine
Vorzeichnung seiner Hand (s. Kat. 654) belegt. Gleichzei-
tig entsteht im Jahr 1663 eine Szene aus diesem Zyklus
(Kat. 655), die von beiden Malern signiert und datiert ist.
Wenn wir die Personen dieses Moncada-Bildes zur Basis
des Vergleichs mit den beiden Allegorien (Kat. 694, 697)
machen, deren Figuren von Christie's London 1999
Willem van Herp gegeben wurden, dann erscheint uns
diese Zuschreibung sinnvoller als die von Koller Zürich
2009 gewählte an Peter Casteels (ca. 1605 - ca. 1683),
von dem sich keine Spur einer Zusammenarbeit mit
einem der van Kessels nachweisen lässt.
- Jan Boeckhorst (1604-1668)
An einem Beispiel glauben wir die Zusammenarbeit von
JVKI mit Boeckhorst, dem profiliertesten Rubensmitarbei-
ter, nachweisen zu können: die elegante Dame, die die
häusliche Vorratskammer besucht (Kat. 457), weist die sti-
listischen Eigentümlichkeiten dieses in Antwerpen leben-
den Malers auf, der nach 1650 dem Einfluss Anton van
Dycks stärker ausgesetzt war als dem langsam verblas-
senden seines Lehrmeisters Rubens'.
- Louis Cousin, gen. Luigi Primo oder Luigi Gentile
(1 606-1 668)
An der Ausarbeitung der Teppich-Vorlagen für dien Mon-
cada-Zyklus (Kat. 654-662) bestand der Anteil von JVKI
darin, die Umrahmungen mit einer Vielzahl von verschie-
denen Motiven zu gestalten. Wer den Generalplan erstell-
te, wer die einzelnen Maler für welche Episoden der Ge-
schichte beauftragte, ist nicht bekannt. Außer der schon
erwähnten Paarung Willem van Herp - Jan van Kessel
d. Ä. malte JVK I die Rahmendekoration um eine histo-
rische Szene des Louis Cousin (Kat. 662). Wäre das
Hauptbildfeld nicht mit dem Namen P. Gentile signiert,
hätte die Forschung wohl lange suchen müssen, bevor sie
auf diesen fast unbekannten Maler gestoßen wäre, der
lange Zeit in Rom lebte und erst im Jahr 1657 nach Brüs-
sel zurückkehrte, wo er 1661 als Mitarbeiter in die Maler-
gilde aufgenommen wurde. Kurze Zeit nach seiner Betei-
ligung an dem Moncada-Auftrag in den Jahren 1663/4
verließ er Flandern wieder in Richtung Rom, wo er wahr-
scheinlich 1 668 starb.
- David Teniers d.J. (1610-1690)
Wichtigster Künstler, der maßgeblich die Herstellung des
Moncada-Zyklus bestimmt haben dürfte, war David Te-
niers d.J. Nachdem dieser im Jahr 1651 Hofmaler am
Brüsseler Hof Erzherzog Leopold Wilhelms von Habsburg
geworden war und seinen Lebensmittelpunkt von Ant-
werpen, wo er im Hause seines Schwiegervaters Jan Brue-
ghels d. Ä. gelebt hatte, nach Brüssel verlegte, war der
Maler auf seinem persönlichen und künstlerischen Höhe-
punkt angekommen. 1663 hatte er von Philip IV. aus Spa-
nien die Genehmigung erhalten, seine Planung einer
Akademie der Künste nach römischem und pariser Vor-
bild in seiner Heimatstadt Antwerpen endlich in die Tat
umzusetzen. Gleichzeitig zeichnete er für sechs Gemälde
des Moncada-Zyklus (Kat. 656-661) verantwortlich. Da-
mit, dass er seinem Neffen JVK I die Möglichkeit gab, in
allen die Umrahmungen der historischen Ereignisbilder
zu malen und diese sogar neben seinem eigenen Namen
mit seinem Namenszug zu signieren, hob er den jüngeren
Verwandten auf die gleiche künstlerisch-gesellschaftliche
Ebene, die er selbst längst erreicht hatte. Drei weitere Bei-
spiele der Zusammenarbeit zwischen Onkel und Neffe
sind zu vermeiden: in zwei Blumen-Kartuschen füllte Te-
niers das Mittelfeld aus (Kat. 615, 623). Als ein Haupt-
werk dieser Werksgemeinschaft kann schließlich die in
diesen Jahren wahrscheinlich ebenfalls entstandene „Al-
legorie der Elemente und der Vanitas" (Kat. 667) angese-
hen werden, einem Gemälde, dessen Zentrum von Te-
niers mit dem seifenblasenden Jungen zu einer Inkunabel
der Vanitas-Darstellungen wurde, bei der JVK I mit den
illustrierenden Objekten rundherum alle Register seines
Könnens zog.
- Joris van Son (1623-1667)
- Cornelis Lelienbergh (vor 1626 - nach 1676)
In einer Serie von vier Elemente-Allegorien (Kat. 674-
677) dokumentiert sich eine Gemeinschaftsarbeit von
drei Malern, deren Begründung schwer zu verstehen ist.
Hinter einem Obststillleben von van Son, dessen Signatur
sich mit dem Datum 1656 auf dem Gemälde unten links
befinden soll, deutet JVK I eine Landschaft an (Kat. 674),
um so das Element Erde darzustellen. Anschaulicher auf
das Element bezogen als diese Gebirgslandschaft ist die
hinter den Fischen des van Son gemalte Küstenlandschaft
(Kat. 675) von JVK I, die das Element Wasser symbolisiert.
Vergleichbare Landschaften finden sich im Werk von JVK
Iunter der Rubrik „Landschaft mit Meerestieren" (Kat.
262-300). Das dritte Element „Allegorie des Feuers" (Kat.
676) malte JVK I ohne fremde Beteiligung, wogegen er
sich bei der „Allegorie der Luft" (Kat. 677), wie von
Christie's London 1986 wegen des Monogramms CL un-
ten links vorgeschlagen, die Arbeit mit Cornelis Lelien-
berg geteilt zu haben scheint. Eine Zusammenarbeit mit
dem in Den Haag Lebenden erscheint ungewöhnlich, bei
der geringen Entfernung zwischen Den Haag und Ant-
werpen aber durchaus möglich. Denkbar ist, dass Lelien-
berg die toten Vögel und den Hund im Vordergrund mal-
te, in einem weiteren Arbeitsgang dann JVK I die Land-
schaft hinterlegte, wobei er als Hinweis auf seine eigenen
Fähigkeiten die Vögel in der Luft, sowie als Art persön-
liches Erkennungszeichen noch zwei Schmetterlinge und
134
JVK I und Mitarbeiter
Serie (Kat. 654-662) ist van Herps Beteiligung durch eine
Vorzeichnung seiner Hand (s. Kat. 654) belegt. Gleichzei-
tig entsteht im Jahr 1663 eine Szene aus diesem Zyklus
(Kat. 655), die von beiden Malern signiert und datiert ist.
Wenn wir die Personen dieses Moncada-Bildes zur Basis
des Vergleichs mit den beiden Allegorien (Kat. 694, 697)
machen, deren Figuren von Christie's London 1999
Willem van Herp gegeben wurden, dann erscheint uns
diese Zuschreibung sinnvoller als die von Koller Zürich
2009 gewählte an Peter Casteels (ca. 1605 - ca. 1683),
von dem sich keine Spur einer Zusammenarbeit mit
einem der van Kessels nachweisen lässt.
- Jan Boeckhorst (1604-1668)
An einem Beispiel glauben wir die Zusammenarbeit von
JVKI mit Boeckhorst, dem profiliertesten Rubensmitarbei-
ter, nachweisen zu können: die elegante Dame, die die
häusliche Vorratskammer besucht (Kat. 457), weist die sti-
listischen Eigentümlichkeiten dieses in Antwerpen leben-
den Malers auf, der nach 1650 dem Einfluss Anton van
Dycks stärker ausgesetzt war als dem langsam verblas-
senden seines Lehrmeisters Rubens'.
- Louis Cousin, gen. Luigi Primo oder Luigi Gentile
(1 606-1 668)
An der Ausarbeitung der Teppich-Vorlagen für dien Mon-
cada-Zyklus (Kat. 654-662) bestand der Anteil von JVKI
darin, die Umrahmungen mit einer Vielzahl von verschie-
denen Motiven zu gestalten. Wer den Generalplan erstell-
te, wer die einzelnen Maler für welche Episoden der Ge-
schichte beauftragte, ist nicht bekannt. Außer der schon
erwähnten Paarung Willem van Herp - Jan van Kessel
d. Ä. malte JVK I die Rahmendekoration um eine histo-
rische Szene des Louis Cousin (Kat. 662). Wäre das
Hauptbildfeld nicht mit dem Namen P. Gentile signiert,
hätte die Forschung wohl lange suchen müssen, bevor sie
auf diesen fast unbekannten Maler gestoßen wäre, der
lange Zeit in Rom lebte und erst im Jahr 1657 nach Brüs-
sel zurückkehrte, wo er 1661 als Mitarbeiter in die Maler-
gilde aufgenommen wurde. Kurze Zeit nach seiner Betei-
ligung an dem Moncada-Auftrag in den Jahren 1663/4
verließ er Flandern wieder in Richtung Rom, wo er wahr-
scheinlich 1 668 starb.
- David Teniers d.J. (1610-1690)
Wichtigster Künstler, der maßgeblich die Herstellung des
Moncada-Zyklus bestimmt haben dürfte, war David Te-
niers d.J. Nachdem dieser im Jahr 1651 Hofmaler am
Brüsseler Hof Erzherzog Leopold Wilhelms von Habsburg
geworden war und seinen Lebensmittelpunkt von Ant-
werpen, wo er im Hause seines Schwiegervaters Jan Brue-
ghels d. Ä. gelebt hatte, nach Brüssel verlegte, war der
Maler auf seinem persönlichen und künstlerischen Höhe-
punkt angekommen. 1663 hatte er von Philip IV. aus Spa-
nien die Genehmigung erhalten, seine Planung einer
Akademie der Künste nach römischem und pariser Vor-
bild in seiner Heimatstadt Antwerpen endlich in die Tat
umzusetzen. Gleichzeitig zeichnete er für sechs Gemälde
des Moncada-Zyklus (Kat. 656-661) verantwortlich. Da-
mit, dass er seinem Neffen JVK I die Möglichkeit gab, in
allen die Umrahmungen der historischen Ereignisbilder
zu malen und diese sogar neben seinem eigenen Namen
mit seinem Namenszug zu signieren, hob er den jüngeren
Verwandten auf die gleiche künstlerisch-gesellschaftliche
Ebene, die er selbst längst erreicht hatte. Drei weitere Bei-
spiele der Zusammenarbeit zwischen Onkel und Neffe
sind zu vermeiden: in zwei Blumen-Kartuschen füllte Te-
niers das Mittelfeld aus (Kat. 615, 623). Als ein Haupt-
werk dieser Werksgemeinschaft kann schließlich die in
diesen Jahren wahrscheinlich ebenfalls entstandene „Al-
legorie der Elemente und der Vanitas" (Kat. 667) angese-
hen werden, einem Gemälde, dessen Zentrum von Te-
niers mit dem seifenblasenden Jungen zu einer Inkunabel
der Vanitas-Darstellungen wurde, bei der JVK I mit den
illustrierenden Objekten rundherum alle Register seines
Könnens zog.
- Joris van Son (1623-1667)
- Cornelis Lelienbergh (vor 1626 - nach 1676)
In einer Serie von vier Elemente-Allegorien (Kat. 674-
677) dokumentiert sich eine Gemeinschaftsarbeit von
drei Malern, deren Begründung schwer zu verstehen ist.
Hinter einem Obststillleben von van Son, dessen Signatur
sich mit dem Datum 1656 auf dem Gemälde unten links
befinden soll, deutet JVK I eine Landschaft an (Kat. 674),
um so das Element Erde darzustellen. Anschaulicher auf
das Element bezogen als diese Gebirgslandschaft ist die
hinter den Fischen des van Son gemalte Küstenlandschaft
(Kat. 675) von JVK I, die das Element Wasser symbolisiert.
Vergleichbare Landschaften finden sich im Werk von JVK
Iunter der Rubrik „Landschaft mit Meerestieren" (Kat.
262-300). Das dritte Element „Allegorie des Feuers" (Kat.
676) malte JVK I ohne fremde Beteiligung, wogegen er
sich bei der „Allegorie der Luft" (Kat. 677), wie von
Christie's London 1986 wegen des Monogramms CL un-
ten links vorgeschlagen, die Arbeit mit Cornelis Lelien-
berg geteilt zu haben scheint. Eine Zusammenarbeit mit
dem in Den Haag Lebenden erscheint ungewöhnlich, bei
der geringen Entfernung zwischen Den Haag und Ant-
werpen aber durchaus möglich. Denkbar ist, dass Lelien-
berg die toten Vögel und den Hund im Vordergrund mal-
te, in einem weiteren Arbeitsgang dann JVK I die Land-
schaft hinterlegte, wobei er als Hinweis auf seine eigenen
Fähigkeiten die Vögel in der Luft, sowie als Art persön-
liches Erkennungszeichen noch zwei Schmetterlinge und
134
JVK I und Mitarbeiter