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54-70
88-104
„Die Vier bis dahin bekannten Erdteile gehörten zu den beliebtesten
Zyklen im 16. und 17. Jh. und waren häufig Bestandteil von dekorati-
ven Raumprogrammen. Cesare Ripa hat sie in seiner ,lconologia' aus-
führlich beschrieben ... In der niederländischen Kunst des 16. jh.
waren sie als graphische Zyklen beliebt, die weibliche Personifikatio-
nen in Landschaften mit einem für den Kontinent charakteristischen
Tier zeigen. Europa leitet stets den Zyklus ein und wird - meist mit
Krone, Globus oder Reichsapfel ausgestattet - als der wichtigste Kon-
tinent hervorgehoben. Van Kessel stellt auf den großen Mitteltafeln den
Kontinent als weibliche Personifikation jeweils in Begleitung eines
männlichen Partners dar. Ihre Attribute entsprechen weitgehend
sowohl den graphischen Vorbildern wie auch den Beschreibungen von
Ripa. Die umgebenden phantastischen Räume sind nach Art einer
Kunst- und Wunderkammer mit kostbarem Kunsthandwerk, Geräten
und Naturalien gefüllt. Die Anhäufung exotischer Sammlerstücke,
besonders in den Mittelbildern von Afrika und Amerika, erinnert an
Naturalienkabinette, die im I7. jh. sehr verbreitet waren und in Stich-
werken publiziert wurden. ...
Die Mitteltafel, die jeweils auf dem Rahmen den Namen der wich-
tigsten Stadt des Kontinents trägt, ist umgeben von 16 kleinen Tafeln
mit Ansichten bedeutender Städte, die wiederum auf den einzelnen
Rahmen benannt sind.
Das Schema dieser Anordnung ist sicher nicht - wie häufig vermutet
- von Kabinettschränken angeregt, sondern, wie Ernst Kreuzer und
Ulla Krempel vorschlugen, eher von Landkarten. ... In johan Blaeus'
Weltatlas (Hauptausgabe 1663) tragen die Gesamtkarten der Konti-
nente jeweils oben einen Streifen mit neun kleinen Stadtansichten
[Abb. 54/1]. Die Weltkarte zeigt oben in kleinen Bildfeldern die sieben
1 62
JVK 1: Städtelandschaften
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„Die Vier bis dahin bekannten Erdteile gehörten zu den beliebtesten
Zyklen im 16. und 17. Jh. und waren häufig Bestandteil von dekorati-
ven Raumprogrammen. Cesare Ripa hat sie in seiner ,lconologia' aus-
führlich beschrieben ... In der niederländischen Kunst des 16. jh.
waren sie als graphische Zyklen beliebt, die weibliche Personifikatio-
nen in Landschaften mit einem für den Kontinent charakteristischen
Tier zeigen. Europa leitet stets den Zyklus ein und wird - meist mit
Krone, Globus oder Reichsapfel ausgestattet - als der wichtigste Kon-
tinent hervorgehoben. Van Kessel stellt auf den großen Mitteltafeln den
Kontinent als weibliche Personifikation jeweils in Begleitung eines
männlichen Partners dar. Ihre Attribute entsprechen weitgehend
sowohl den graphischen Vorbildern wie auch den Beschreibungen von
Ripa. Die umgebenden phantastischen Räume sind nach Art einer
Kunst- und Wunderkammer mit kostbarem Kunsthandwerk, Geräten
und Naturalien gefüllt. Die Anhäufung exotischer Sammlerstücke,
besonders in den Mittelbildern von Afrika und Amerika, erinnert an
Naturalienkabinette, die im I7. jh. sehr verbreitet waren und in Stich-
werken publiziert wurden. ...
Die Mitteltafel, die jeweils auf dem Rahmen den Namen der wich-
tigsten Stadt des Kontinents trägt, ist umgeben von 16 kleinen Tafeln
mit Ansichten bedeutender Städte, die wiederum auf den einzelnen
Rahmen benannt sind.
Das Schema dieser Anordnung ist sicher nicht - wie häufig vermutet
- von Kabinettschränken angeregt, sondern, wie Ernst Kreuzer und
Ulla Krempel vorschlugen, eher von Landkarten. ... In johan Blaeus'
Weltatlas (Hauptausgabe 1663) tragen die Gesamtkarten der Konti-
nente jeweils oben einen Streifen mit neun kleinen Stadtansichten
[Abb. 54/1]. Die Weltkarte zeigt oben in kleinen Bildfeldern die sieben
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