Abb.2 Ferdinand van Kessel, Paris. Wien, Kunsthistorisches Museum
Abb.3 Ferdinand van Kessel, Konstantinopel. Wien, Kunsthisto-
risches Museum
Das Mittelbild ...[Abb. 1] ist eine sehr vereinfachte und
nach den Intentionen des Auftraggebers veränderte Kopie
nach Jan van Kessels Bild in München [Kat. 54]. Die Zahl
der Bilder ist geringer, die architektonische Gliederung
des Raums zur Aufnahme eines habsburgischen Bildpro-
gramms verändert. Die Mitte wird von einer Statue Kaiser
Leopolds I. eingenommen, flankiert von Büsten seiner
Söhne Joseph I. und Karl VI., darüber ein Porträt von Papst
Innozenz XI..."7.
Wenn wir die zahlreichen in der Inanspruchnahme für
Ferdinand sicheren Gemälde der Wiener Serie stilistisch
ernst nehmen und zum Ausgangspunkt des Vergleichs mit
den anderen van Kessels machen, wird ersichtlich, dass er
weder als Notname für schwächere van Kessels jeder Art
dienen kann noch, dass man ihm all die Katzen- und Af-
fenbilder geben darf, wie das besonders der Kunsthandel
bis zum heutigen Tag zu tun pflegt.
Ferdinand ist anders in seiner stilistischen Eigenart als
Vater und Bruder. Vergleichen wir beispielhaft drei Wie-
ner Städteansichten Ferdinands mit den Vorbildern des
Vaters in Madrid und München:
1 .„Paris", Wien, KHM, Inv. Nr. 605 (Abb. 2)
2 .„Konstantinopel", Inv. Nr. 3032 (Abb. 3)
3 .,,London", Inv. Nr. 3014 (Abb. 4)
Gegenüber Madrid (Kat. 11) und München (Kat. 58)
verändert Ferdinand die Komposition „Paris" (Abb. 2) ent-
scheidend: Die Hauptszene der Aesop'schen Fabel des
Fuches mit den Kranichen zieht er ganz nach vorn, macht
sie damit zur wichtigsten Bildaussage. Offensichtlich
kennt Ferdinand eine der Fabelkompositionen des Vaters
Abb.4 Ferdinand van Kessel, London. Wien, Kunsthistorisches Mu-
seum
aus den frühen 60er-Jahren (Kat. 251-254), die er dann
mit den Parisansichten kombiniert. Die Silhouettenan-
sicht der Stadt Paris gibt er genauer als der Vater, zwar
auch vom linken Seineufer aus gesehen, aber mehr Wert
auf Erkennbarkeit der Gebäude legend, so sind der Lou-
vre und Kirchen eindeutiger beschreibbar.
Die schon in der Paris-Allegorie exaktere Gestaltung
des Hintergrundes wird noch deutlich fassbarer in der An-
sicht der Stadt „Konstantinopel" (Abb. 3) Ferdinands. Er-
Die Maler namens van Kessel
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