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„Die Mitteltafel trägt nicht, wie bei den anderen Kontinenten, den
Namen einer Stadt, sondern ist mit ,Temple des Idoles' bezeichnet.
Gemeint ist wohl die durch den linken Bogen sichtbare Grotte, in der
Götzenbilder angebetet werden. Die Szene ist eine freie Abwandlung
nach einer Pagode in Linschotens Itineriario. ... Der gleichen Quelle
ist die Szene unter dem rechten Bogen entnommen, der ,König von
Cochin' auf einem Elefanten. ...
Die Personifikation von Afrika sitzt rechts auf einem Löwen, um den
Hals eine Perlenkette, in der Hand eine Schlange, die auch Ripa dem
Kontinent zuordnet. ... Das kostbare Kunsthandwerk ist nicht afrikani-
schen, sondern europäischen Urspungs. Der Nautiluspokal ähnelt
einem Antwerpener Pokal des 17.jh., dessen Fuß eine niederländische
Plastik um 1600 kopiert: Ein Satyr stützt sich in gebückter Haltung auf
einen Stock. ... Das Porzellan, die Opiumpfeifen auf dem Boden und
in Händen der beiden Schwarzen links vorn sind asiatischen Ursprungs.
Die beiden Statuen an der Rückwand sind an ihren Sockeln bezeich-
net, Aristoteles und Plinius, die beide über Afrika geschrieben haben.
Aristoteles über Alexander den Großen und die Gründung seiner Kolo-
nien in Afrika, während Plinius den Kontinent in seiner ,Historia natu-
ralis' behandelt hat. In den Wandfeldern darüber phantastische Vogel-
wesen, links ein Pelikan, unter ihm eine Harpye, rechts ein Phoenix,
darunter Greifen. Durch den rechten Bogen sieht man in der Ferne
einen Heereszug mit einem Elefanten, den auch Ripa als typisch afri-
kanisches Tier beschreibt, das im Krieg den Römern Furcht und Schre-
cken eingejagt habe. ...
Unter dem rechten Bogen sind erhebliche Pentimenti im Streiflicht
mit verworfenen Architekturformen sichtbar, in den Vorsprüngen des
Frieses hingen zunächst Girlandenornamente. Die Haare des Kindes
links neben dem Löwen waren in der ersten Anlage noch fülliger." (MK
München 2002, S. 241 f.)
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89 Scephala (Cefala, Mocambique)
Replik vgl. Kat. 31. Die Tigerin mit den säugenden Jungen kopiert nach
Rubens' „Die Vier Weltteile" (Wien, Kunsthistorisches Museum, Inv.
Nr. 526). Das menschengesichtige Tier im Mittelgrund rechts nach
Thevets ,Hulpalim' (nach Krempel 1973, S. 15). Die Stadtanlage folgt
Braun/Hogenberg (2011, S. 127) ziemlich genau. Cefala war eine
bedeutende Stadt am Sofala Fluss im portugiesischen Ostafrika. Die
Portugiesen eroberten die Stadt im Jahr 1505, befestigten sie und bau-
ten einen Hafen, um das in der Gegend gewonnene Gold abzutrans-
portieren
90 Tunis
Replik nach Kat. 43. Auf der Rückseite Pinselzeichnung für die Elefan-
tengruppe von Veracruz (vgl. Kat. 110). Die Geographie dieser wichti-
gen und heiß umkämpften Stadt am Mittelmeer frei nach Braun/
Hogenberg (2011, S. 196f.). Zur Zeit van Kessels herrschten seit 1574
die Türken in Tunis
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JVK 1: Städtelandschaften