Abb. 13 Jan van Kessel d.J., Blumen in Korb mit Eichhörnchen. Innsbruck, Tiroler Landesmuse-
um Ferdinandeum (Kat. 182)
Vergleich Abb. 13 mit Abb. 14
Im Jahr 1664 malt JVK I sein vielleicht schönstes Blumen-
stillleben. Voller Stolz signiert er es auf der Steinplatte j. V.
KESSEL. FECIT ANNO 1664. Nur bei den besten Bildern
ist dieses „FECIT" (er hat es gemacht) anzutreffen - ein
Urteil des Künstlers, das wir heute meist bereit sind, nach-
zuvollziehen.
Der Korb wird auf einer Veranda, die sich über form-
schöne Baluster, umfangen von einem Rosenstrauch mit
roten Blüten, zum Garten hin öffnet, vor einer dunklen, in
sich gegliederten Wand platziert (Abb. 14). Ähnlich spä-
ter beim Sohn (Abb. 13), der bei gleicher Aufgabe seine
traditionelle Steinplatte als Unterlage beibehält und auf
den raumgebenden Blick nach draußen verzichtet. So
konzentriert er das Interesse des Betrachters auf die Blu-
men im Korb. Mit der Wahl des Eichhörnchens als ,Be-
gleittier' anstelle bunter Singvögel und dem Verzicht des
Blumenkranzes und bunter exotischer Muschelgehäuse
zugunsten von verschiedenem Gemüse, unterbrochen
von zwei Rosenblüten, schlägt der Sohn einen anderen,
bescheideneren Ton an als der Vater. Zieht dieser alle Re-
gister seines Könnens, ,brennt' er vor den erstaunten Au-
gen des Betrachters gleichsam ein ,Feuerwerk' an Farben
und Formen ab, gestaltet er einen im Korb /explodieren-
den' Blumenrausch, passend begleitet vom gedachten
Gesang der Vögel, der fremdartigen Skurrilität der Mu-
scheln und der exotischen Schönheit von Schmetterlin-
gen, bleibt der Sohn bescheiden. Rauschartige Begeiste-
rung, die die Begegnung mit dem Original in Angers (Abb.
14) auslösen kann, wird sich beim Betrachten des Inns-
brucker Bildes (Abb. 13) kaum einstellen.
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Stilistische Abgrenzungen