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FOPPA
154. Vincenzo Foppa. Beweinung Christi.
Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum. Phot. Hanfstaengi.
gewonnenen Anregungen in eigener Weise
zu benutzen und eine Malkunst zu ent-
wickeln, die vor allem auch aufdie Wieder-
gabe von Luft und Licht besonders zielte.
Diese neuen Ideen eines malerischen Na-
turalismus in angenehm dekorativer Ge-
bundenheit vermittelte der Brescianer
Künstler denMailändern. Darüber hinaus
gewannerauchalsTypenbildnerindergan-
zen Lombardei langanhaltenden Einfluß.
Foppa ist ungefähr 1427 in Brescia
geboren und 1515 ebendort gestorben. Er
arbeitete in Bergamo, Pavia, Genua und
Mailand. Auch in seiner Heimat war er
noch in späteren Jahren tätig. Eine ganz
frühe Arbeit ist die Madonna im Garten
bei B. Berenson in S e 11 i g n a n o, die noch
ein wenig an Stefano da Zevio erinnert.
Die Madonna der Sammlung Trivulzio
verrät die veronesische, die ein wenig
spätere Madonna des Castellmuseums
in Mailand die paduanische Schulung des
Künstlers. Das erste datierte Bild, die
Kreuzigung von 1456 in Bergamo (Abb.
18, S. 18), zeigt bereits alle Eigentümlich-
keiten des Malers, wenn auch erst im Am
fangsstadium der Entwicklung: den Sinn für architektonische Einordnung, Berücksichtigung der
Lichtwirkung und eine in märchenhafte Dekoration umgestimmte Dramatik. Die schon der reifen
Zeit angehörende al fresco gemalte Sebastiansmarter in der Brera (Abb. 5, S. 6) ist dafür ein
weiterer Beleg. Das rein artistische Moment spricht hier entscheidender als in allen anderen
Schöpfungen des Künstlers. Es ist eine der freiesten Paraphrasen über dieses beliebte religiöseThema,
naturalistisch lediglich in der Behandlung der Einzelform, der Einzelgestalt, ganz märchenhaft
aber in der Fügung der Figuren. Nicht minder bemerkenswert erscheint, wie entschiedene, fast
dramatische Tiefenwirkung in den drei Kriegerfiguren erstrebt und erzielt ist, das Ganze aber
dank der Aufteilung der Bildfläche ins ruhig Dekorative, Flächige zurückkehrt. Das Madonnen-
fresko am selben Orte, von 1485 (Abb. 67, S. 63), zeigt das Gleiche nur in anderer Form, vor
allem ist es die fast etwas mürrische, melancholische Maria, die absichtlich das für den Künstler
allzu Festliche des Gesamtbildes dämpfen soll.
Die wichtigsten Altarwerke aus der reifen Zeit des Künstlers sind das Polyptichon in S. Maria
di Castello in Savona (Madonna mit Kind und Heiligen, Kirchenvätern und Evangelisten, dat.
1490; z. T. gemeinsam mit Lodovico Brea gemalt) sowie vor allem die thronende Madonna aus
S. Maria delle Grazie in Bergamo, jetzt in der Brera zu Mailand: Ernst und Würde der Auf-
fassung vereinigen sich mit plastischer Formbehandlung und dekorativem Reichtum zu einem
wahrhaft bedeutenden Eindruck. Wohl noch etwas früher als diese Altarwerke ist der nament-
lich durch stimmungsvolle Landschaftsdarstellung und durch die Lichtwirkung ausgezeichnete
FOPPA
154. Vincenzo Foppa. Beweinung Christi.
Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum. Phot. Hanfstaengi.
gewonnenen Anregungen in eigener Weise
zu benutzen und eine Malkunst zu ent-
wickeln, die vor allem auch aufdie Wieder-
gabe von Luft und Licht besonders zielte.
Diese neuen Ideen eines malerischen Na-
turalismus in angenehm dekorativer Ge-
bundenheit vermittelte der Brescianer
Künstler denMailändern. Darüber hinaus
gewannerauchalsTypenbildnerindergan-
zen Lombardei langanhaltenden Einfluß.
Foppa ist ungefähr 1427 in Brescia
geboren und 1515 ebendort gestorben. Er
arbeitete in Bergamo, Pavia, Genua und
Mailand. Auch in seiner Heimat war er
noch in späteren Jahren tätig. Eine ganz
frühe Arbeit ist die Madonna im Garten
bei B. Berenson in S e 11 i g n a n o, die noch
ein wenig an Stefano da Zevio erinnert.
Die Madonna der Sammlung Trivulzio
verrät die veronesische, die ein wenig
spätere Madonna des Castellmuseums
in Mailand die paduanische Schulung des
Künstlers. Das erste datierte Bild, die
Kreuzigung von 1456 in Bergamo (Abb.
18, S. 18), zeigt bereits alle Eigentümlich-
keiten des Malers, wenn auch erst im Am
fangsstadium der Entwicklung: den Sinn für architektonische Einordnung, Berücksichtigung der
Lichtwirkung und eine in märchenhafte Dekoration umgestimmte Dramatik. Die schon der reifen
Zeit angehörende al fresco gemalte Sebastiansmarter in der Brera (Abb. 5, S. 6) ist dafür ein
weiterer Beleg. Das rein artistische Moment spricht hier entscheidender als in allen anderen
Schöpfungen des Künstlers. Es ist eine der freiesten Paraphrasen über dieses beliebte religiöseThema,
naturalistisch lediglich in der Behandlung der Einzelform, der Einzelgestalt, ganz märchenhaft
aber in der Fügung der Figuren. Nicht minder bemerkenswert erscheint, wie entschiedene, fast
dramatische Tiefenwirkung in den drei Kriegerfiguren erstrebt und erzielt ist, das Ganze aber
dank der Aufteilung der Bildfläche ins ruhig Dekorative, Flächige zurückkehrt. Das Madonnen-
fresko am selben Orte, von 1485 (Abb. 67, S. 63), zeigt das Gleiche nur in anderer Form, vor
allem ist es die fast etwas mürrische, melancholische Maria, die absichtlich das für den Künstler
allzu Festliche des Gesamtbildes dämpfen soll.
Die wichtigsten Altarwerke aus der reifen Zeit des Künstlers sind das Polyptichon in S. Maria
di Castello in Savona (Madonna mit Kind und Heiligen, Kirchenvätern und Evangelisten, dat.
1490; z. T. gemeinsam mit Lodovico Brea gemalt) sowie vor allem die thronende Madonna aus
S. Maria delle Grazie in Bergamo, jetzt in der Brera zu Mailand: Ernst und Würde der Auf-
fassung vereinigen sich mit plastischer Formbehandlung und dekorativem Reichtum zu einem
wahrhaft bedeutenden Eindruck. Wohl noch etwas früher als diese Altarwerke ist der nament-
lich durch stimmungsvolle Landschaftsdarstellung und durch die Lichtwirkung ausgezeichnete