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https://doi.org/10.11588/diglit.27658#0009
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(Frau Kalbfuß sitzt am gedeckten Kaffeetisch (Kaffeekanne, 2 Tasseu, Brötchen-
korb, Messer, Geleetopf, Kaffeedecke, darunter ein Wachstuch, die Kassenbücher,
schwarze Glanzlederhefte, die Tageszeitung, über der Kaffeetasse der Frau
ausgebreitet entfaltet). Jhr Mann promeniert im Zimmer.)
Frau Kalbfuh (eine kleinere, dickliche, nicht unhübsche, bewegliche,
etwa dreißigjiihrige, reizbare Frau, im langen Hauskleid, ordentlich, doch
locker frisiert. Mit nachdrücklicher Geste). Hat denn ein Mensch solch
grenzenloses Unglück wie ich?
Der Mann (etwa 40, ein bißchen verrückt aussehend, mit ge-
sträubten Haaren, schwarz, Kneifer mit Schnur, bedeuteud größer als sie,
sieht ungemütlicher aus als sie). Liebes Kind.
Frau Kalbfuß. Du sollst nicht immer liebes Kind sagen.
So eine klappenhafte Anrede. Bin ich denn schuld? Bin ich
es denn? D u bist die Ursache.
Der Mann. Was werde ich die Ursache sein?! Ebensowenig
wie du die Ursache bist. Die Sozialdetnokraten sind schuld.
Die haben das Volk zu unerhörten Ansprüchen hinaus getrieben.
Kein Mensch will mehr arbeiten.
Frau Kalbfuß (verächtlich). Die Sozialdemokraten. Was
können die dafür, daß ich lauter solche Schensäler ins Haus
krieqe? Die Menscher sind nichts nutz. Sie haben alle bloß
ihre Kerls im Kopf.
Der Mann. Das würde nichts machen. Wenn die Mädchen
ihren Lohn kriegen, würden sie dennoch bleiben.
Frau Kalbfuß. Jch gebe ihnen ja den Lohn und doch
dleibt keine einzige bei mir. An manchem Tage zwölf Dienst-
mädchen, wer macht mir denn das nach? — Wenn das so
weiter geht, bin ich im kurzen Zeitraum von einem halben Jahr
unter der Erde.
Der Mann. Du kannst viel aushalten. Daß du eine
Kraftnatur in der Hinsicht bist, beweisen die Kassenbücher.
Frau Kalbfuß. Endlich fühle ich eine Ermattung und
ich bitte dich, Lieber, gebe dir doch einmal rechte Mühe, mir
ein gutes brauchbares fleißiges sauberes bescheidenes anspruchs-
loses ruhiges treues ehrliches gefälliges freundliches Dienstmädchen
zu besorgen.
Der Mann. Nun diesmal wird es keine Not haben.
Frau Kalbfuß. Wollen wir hoffen. Wenn eines von
den Mädchen heute die Perle wäre! Trage die Aufschreibebücher
weg! (Der Mann nimmt den Stoß Bücher und schließt ihn in das Büffet
unten ein.) Weißt du, einmal sollte man denken, muß doch wieder
so ein Mädchen kommen, wie damals die Jette.
(Frau Kalbfuß sitzt am gedeckten Kaffeetisch (Kaffeekanne, 2 Tasseu, Brötchen-
korb, Messer, Geleetopf, Kaffeedecke, darunter ein Wachstuch, die Kassenbücher,
schwarze Glanzlederhefte, die Tageszeitung, über der Kaffeetasse der Frau
ausgebreitet entfaltet). Jhr Mann promeniert im Zimmer.)
Frau Kalbfuh (eine kleinere, dickliche, nicht unhübsche, bewegliche,
etwa dreißigjiihrige, reizbare Frau, im langen Hauskleid, ordentlich, doch
locker frisiert. Mit nachdrücklicher Geste). Hat denn ein Mensch solch
grenzenloses Unglück wie ich?
Der Mann (etwa 40, ein bißchen verrückt aussehend, mit ge-
sträubten Haaren, schwarz, Kneifer mit Schnur, bedeuteud größer als sie,
sieht ungemütlicher aus als sie). Liebes Kind.
Frau Kalbfuß. Du sollst nicht immer liebes Kind sagen.
So eine klappenhafte Anrede. Bin ich denn schuld? Bin ich
es denn? D u bist die Ursache.
Der Mann. Was werde ich die Ursache sein?! Ebensowenig
wie du die Ursache bist. Die Sozialdetnokraten sind schuld.
Die haben das Volk zu unerhörten Ansprüchen hinaus getrieben.
Kein Mensch will mehr arbeiten.
Frau Kalbfuß (verächtlich). Die Sozialdemokraten. Was
können die dafür, daß ich lauter solche Schensäler ins Haus
krieqe? Die Menscher sind nichts nutz. Sie haben alle bloß
ihre Kerls im Kopf.
Der Mann. Das würde nichts machen. Wenn die Mädchen
ihren Lohn kriegen, würden sie dennoch bleiben.
Frau Kalbfuß. Jch gebe ihnen ja den Lohn und doch
dleibt keine einzige bei mir. An manchem Tage zwölf Dienst-
mädchen, wer macht mir denn das nach? — Wenn das so
weiter geht, bin ich im kurzen Zeitraum von einem halben Jahr
unter der Erde.
Der Mann. Du kannst viel aushalten. Daß du eine
Kraftnatur in der Hinsicht bist, beweisen die Kassenbücher.
Frau Kalbfuß. Endlich fühle ich eine Ermattung und
ich bitte dich, Lieber, gebe dir doch einmal rechte Mühe, mir
ein gutes brauchbares fleißiges sauberes bescheidenes anspruchs-
loses ruhiges treues ehrliches gefälliges freundliches Dienstmädchen
zu besorgen.
Der Mann. Nun diesmal wird es keine Not haben.
Frau Kalbfuß. Wollen wir hoffen. Wenn eines von
den Mädchen heute die Perle wäre! Trage die Aufschreibebücher
weg! (Der Mann nimmt den Stoß Bücher und schließt ihn in das Büffet
unten ein.) Weißt du, einmal sollte man denken, muß doch wieder
so ein Mädchen kommen, wie damals die Jette.