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Evers, Hans Gerhard; Rubens, Peter Paul [Hrsg.]
Rubens und sein Werk: neue Forschungen — Bruessel, 1944

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https://doi.org/10.11588/diglit.29108#0060
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III.

DIE KREUZAUFRICHTUNG VON RUBENS IM HOSPITAL ZU GRASSE.

Schon in der Mitte cles 16. Jahrhunderts entstand in Rom eine KapeHe zu Ehren der
heiligen Helena : in S. Trinitä dei Monti. hünstlerisch geschaffen von Daniele da Volterra,
und genau beschrieben von Vasarih Die Geschichten, die zur Legende der HI. Helena
gehören, die Auffindung und die Wunder des Kreuzes, waren nicht nur in vier Dechenbil-
dern, sondern auch in vier Fresben auf den seitlichen Längswänden dargestelft. In der Mitte
unter dem Fenster ragte die berühmte <x Kreuzabnahme )> über dem Altar ; zugleich eine
Huldigung an die Patronin, zugleich ein Bild aus dem Opfer Christi, das auch ein streng
gewordener Katholizismus über dem Messe-Altar dulden honnte.
Auch in der diesem Kreuze geweihten Kirche, in Sta. Croce in Gerusalemme, wo die von
der heiligen Kaiserin nach Rom gebrachten Kreuzespartihel aufbewahrt wurden, gab es eine
halb unterirdische KapeHe der hl. Helena Fast immer waren die Kardinal-Presbyter von
Sta. Croce Spanier, aber nicht immer waren sie so hohen Standes wie Erzherzog Albrecht.
der zwar a!s Sohn des deutschen Kaisers in Österreich geboren war, aber schon mit elf
Jahren an den Flof König Philipps II nach Spanien ham und dort mit neunzehn Jahren (i577)
zum Kardinal bestimmt wurde. Ein Vorgänger in dieser Würde, Cardinal Lupo di Carvajal,
hatte das Gewölbe der HefenahapeHe restaurieren und das Mosaih darin wieder herrichten
lassen. Diese Arbeiten Iiess Albrecht von Österreich fortsetzen, zuerst von Bafdassare
Peruzzi, dann von Pomaranzio. In den Zwiebeln unter der Kuppel waren gemalt : Die
hl. Helena lässt das Kreuz suchen und die drei Kreuze werden gefunden; das echte Kreuz
wird durch Wunder erhannt; das Kreuz wird in einzelne Partihel verteilt; die hl. Helena
verehrt das Kreuz.
Die Wände unten mussten jedoch andere Themen enthalten. In der Mitte stand der Altar
der Titefheifigen, über dreifacher Stufe; an ihm durften nur der Papst und der Kardinal-
Titelträger der Kirche Messe lesen. Daher wurden auch die Seiten für Aftäre gebraucht, und
ihre Retabeln honnten nicht einfach Legendenbilder enthaften, sondern Christusbilder,
freilich diejenigen, die mit den Reliquien der Kirche zusammenhingen, die Dornenhrönung
und die Kreuzaufrichtung War so schon gegen die frühere KapeHe der religiöse Ernst
grösser, so führte der beauftragte junge Künstler seine Aufgabe noch dazu in einer Weise
 
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