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Facon-Zeitung für Töpfer, Fayence-, Steingut-, Topfwaaren- und Ofen- Fabrikanten: monatliche Mustersammlung der modernsten und geschmackvollsten Formen von Topf- und Fayence-Geschirren, Oefen, Ofentafeln und Ornamenten aller Art — 3.1847

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https://doi.org/10.11588/diglit.27695#0071
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Glas mit einem bläulichen Schleier, währcnd er bei Stein-
gut mchr silberweiß, in beiden Fällen aber mattcr wird.
War die Hitzc noch stärker, so verschwindet der Glanz cnd-
lich vollständig wieder und hinterläßt nur einzclne matte
Flecken auf dcm Geschirre.

Jm Allgemcinen habcn sich nun folgendc Rcgeln zum
stcheren Gciingcn des EinbrennenS hcrausgestcllt: Bei
Steingut und lcichtslüssigcn Gläscrn muß dic Hitze cine
dunklc Rothgluth sein, in wclchcr man die Gcschirrc etwa
cine halbe Stunde bcläßt Bci Porzcllan und hartcn Glä-
scrn aber kann das Fcucr bis zur hellen Nothgluth gestci-
gcrt wcrdcn, doch muß, sobald dicsc crrcicht ist, das Fcucr
soglcich vcrmindcrt odcr gcdämpft wcrdcn. Um indeß ganz
sichcr zu sein, thut man wohl, wcnigstcns so langc, bis
man dic gchörigc Uebung im Erkcnncn der Farbe dcs
Fcuers crlangt hat, nach Probcn zu brcnncn, d. h. cinzclne
mit dcr Plätinflüssigkcit bcstrichcnc Schcrbcn mit in die
Muffel zu lcgcn, und währcnd dcs Glühens nach und nach
hcrauszunehnicn und zu untcrsuchcn. Sind dic mit dem
Lüstrc vcrsehcnen Gcgenständc crkaltet, so rcibt man sic
mit Bauiiiwolle und nasscr Schlcnimkrcidc ab; dcr Glanz
wird hierdurch noch crhöht, indcm durch das Abrcibcn auch
dic lctztcn Spurcn von Ocl oder Aschc, wclche von
dcm Ocl beim Ncrbrcnncn zurückgcblicbcn siud, bcscitigt
werden.

Auf diese Wcisc lasscn sich nicht allein glasirte Ge-
schirre mit Platin übcrzichcn, sondcrn auch unglasirte; also
nicht allcin Biscuit-Porzcllan, sondcrn auch jedwedcs an-
dcrc unglasirtc Töpfcrgcschirr. Wie sich von sclbst vcr-
steht, wird hier abcr dcr Ücbcrzug nicht glänzcnd, sondcrn
matt, und seine Farbe ist, je fcincr dic Obcrflächc war,
um so wcißcr. Sclbst abcr auch bci rauhcr Obcrflächc ist
die Wirkung nicht übcl. Dcr Ucberzug gibt dcn Gcschir-
ren das Ansehen eiscrncr unpolirtcr Gcgcnstände, und da-
hcr dürftc das Platinircn sich vorzugswcise für Bildwerke
von gcbranntcm Thon cigncn.

Wenn die Anwcndung dcs Platinlüstrcs bei Gcschir-
rcn, Gcsäßcn von Glas und dcrgl. nur der vcrzicrcnden
Jndustrie angchört, so kann man dcrselbcn, iiamcntlich
für Glas, auch noch einen rccllcn Nutzcn abgcwinncn. Da
nämlich dcr Glanz dcs Platins als Lüstrc dcm Glanze dcs
Glascs cntspricht, auf wclchcs cr aufgctragcn ist, so lasscn
sich auf dicse Wcise Spicgcl bilden, wclche wirkkichcn Me-
tallspicgcln nichts nachgcbm, und vor diescn dcn Norzug ha-
ben, daß sic lcichtcr darzustcllen sind, cine größcrc Härtc ha-
bcn und nicht crbliiidcn. Bckanntlich sind gcwöhnlichc Glas-
spiegcl zu gcwisscn optischcn Zwcckcn nicht auwendbar, wcil
durch dic Belcgung dcr hintcren Scite zwar hauptsächlich
dicse, doch aber auch dic vorderc Flächc spicgelt, weil fcr-
ncr die Dicke, uud nanicntlich dic uiiglcichc Dicke, dcs Gla-
scs störcnd wirkt. Erthcilt nian abcr cbcn gcschliffcnen
Glasplattcn in obigcr Weise den Platinglanz, so rcflektirt
nur eine Fläche, und zwar oie vordcre Flächc; Spicgcl
dieser Art trctcn also in dic Rcihe dcr Mctallspicgcl, in-
dcm alle Mängcl dcr gcwöhnlichcn Glasspicgcl wcgfallen.

Um abcr durch Platinübcrzug fchlcrfreic Spicgel zu
crhaltcn, darf man sich crstcns kcincs belgischcn Glascs
bediencn, wcil dicses schon bci gcringcr Erhitzung auf sci-
ncr Obcrfläche corrodirt wird, zwcitcns darf die Platin-
flüssigkcit nicht zu conccntrirt scin; man muß sie also bei
dem weiter obcn angegcbcncn Vcrhältniß noch mit ctwas
Ocl vcrdünnen, und drittcns muß man dic Flüssigkeit so
gleichförmig als möglich auftragcn, und dicß nicht nur
auf ciner, sondern auf bcidcn Seitcn dcs Glascs. Es ist
nämlich das auf dcr Glasfläche ausgcbrcitcte Platin so
dünn, daß cs noch mit graucr Farbe durchsichtig ist, und
dicß ist als Spicgcl hinderlich. Ueberzicht man dagcgcn
beide Flächcn, s'v wird dcr Spiegcl sast undurchsichtig,

und dieß genügt, da man denselben durch cine Fassung
ganz undurchsichtig machen kann, ohne daß die Farbc der
Fassung irgend eincn Einfluß auf das rcflcktirte Licht aus-
zuübcn vcrmag. Die anderweitige Handhabung bci Dar-
stcllung solchcr Spiegcl konnnt im Allgcmcinen zwar mit
dcm Platinircn andcrer Gegcnstände übcrein; indcssen muß
man doch in allen Stücken sorgfältiger vcrfahren, als cs
bci Geschirrcn und dcrgl. nöthig ist. Es kommt hicrbci
wicdcr dcr Umstand zu Hülfc, daß man sich schon vor dem
Einbrcnnen übcrzeugen kann, ob man einen guten Spicgcl
crhaltcn wird odcr nicht. Wie bcreits erwähnt, kommt dcr
Platinglanz schon weit vor dcm Glühcn zum Norschcin,
und dieß gibt ein Hülfsmittel zu ciner vorangchcndcn Con-
trole. Stellt man also die übcrzogenen Glasplattcn in
cinc schwach gchcizte Muschcl, — schon die Röhre cines
gut gehcizlcn Stubcnofens rcicht aus, — so ist in weni-
gen Minuten die fpiegclnde Fläche sichtbar, und man kann
sich jctzt schon von dcr Bcschaffcnhcit dcs Spiegels über-
zcugen. Zwcckmäßig ist es jcdoch, wcnn man die Plattcn
ctwa einc Stunde lang im Ofen vcrweilcn läßt, indem
währcnd cincr andaucrnden Erhitzung das Ocl dcr Platin-
üuflösung vollständig zcrstört und das Platin schon so wcit
befestigt wird, daß es, wcnn man dcn Ueberzug nicht dck-
kcnd gcnug, odcr unglcich friidct, cinen zwcitcn Anstrich
vcrträgt, ohne sich untcr dcm Pinscl abzulöscn. Wicwohl
also aus diese Wcise cine Correctur schon vor dcm Ein-
brcnncn möglich ist, so ist cs immcr besser, wcnn man
dcn Spicgcl mit cinem cinzigcn Anstriche fchlerfrci crhält.
Dahcr ist cs auch nicht anzurathcu, noch dann cinc Cor-
rcctur vorzunchmen, wcnn dcr Spicgcl schr fehlcrhaft ist;
in dicscm Falle thut nian besscr, dcn Ucberzug abzuwischcn
und die Platte ganz ncu zu übcrzichen.

Das Einbrenncn geschicht auf cincr mit einem nicdri-
gen Rande verschcncn Charmottcplatte, auf wclchc man
ausgcglühten und fciiigcsicbtcn Ghps ctwa zollhoch aufstrcut,
und dicscn mit eincr ebcngcschliffcncn Glasplattc dcrgcstalt
nicdcrdrückt, daß dcr Gyps cinc rcinc und feine Fläche bil-
dct. Auf dicsc legt man den Spiegcl, nachdcm cr nicht
nur vollkommen trockcn, sondcrn in stärkerer Hitzc, wie
obcn crwähnt, so weit vorbcreitct ist, daß sich dcr Platin-
glanz vollständig zcigt, Die Hitze der Muffel darf nur
bis zur dunkcln Rothglut gcsteigcrt, und insbcsonderc darf
dicse dann nicht übcrschrittcn werden, wciin man bcide
Flächen, also auch die auflicgcnde, als rcincn Spicgcl cr-
haltcn will. Dcnn ist dic Hitzc zu stark, so erwcicht sich
das Glas und dic auflicgcnde Scite nimmt durch Eindruck
dcs Gypses cin feines Korn an.

Eine fcrnere Nutzanwcndung gcwährt das Platinircn
noch zum Schwärzcn von mikroskopischcn Theilungen auf
Glas. Die fcincn Thcilstriche sind hicr nämlich so flach,
daß sie sich nicht mit dcn üblichcn Schwärziiiigsiiütteln
einrciben lajjcn, weil sich dicse immcr wicdcr hcrauSwi-
schen. Vcrmittclst obigcr Platinauflösuiig ist dics abcr
gleichwohl zu bewcrkstclligcn. Man überstrcicht zu dcm
Endc dic gethcilte Plattc, wie gewöhnlich, mit dcr Auflö-
sung, läßt dicse rrockcn werdcn, und crhitzt nun dic Platte,
jedoch nur so wcir, bis allcs Ocl verschwunden ist, und der
reinc Platinglauz zum Vorschein kommt. Jst dicser Punkt
errcicht, so läßt man crkaltcn. Der Platinglanz bcdcckt
das Glas jctzt cben nur, ohne darauf fest zu haftcn, er
läßr sich also mit dcr größten Lcichligkeit abwischcn. Dies
ist Bcdingung, dcnn bci jcdcm stärkcrcn Rcibcn würde
sich auch hicr das Platin aus dcn Risscn der Theilung
hcrauswischen. Damit abcr i>ie Bescitigung dcs auf der
ganzcn Fläche verbreitcten Platins um so sicherer bcwcrk-
stclligt wcrden könne, ohne dic Theilung zu gefährtcn, bc-
klcbt man ein Glasplättchcn, ctwa von dcr Größc cincs
Quadratzollcs mit feinem glatten Papicr, und hiermit
 
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