Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

47

thun. Zu Haus hatte er eigentlich nichts zu suchen, so er
nicht als Gesell bei seinem Alten arbeiten wollte. Meister
konnte er zu Steinbach nicht werden; das väterliche Geschäft
gehörte seinem Bruder zum Erbtheil, eine Meisterstochter
ohne Bruder war nicht vorräthig, und die Käserei eine be-
schlossene Zunft. Damals ging's nicht zu, wie heutzutag;
sobald die Plätze besetzt waren, wurde keiner mehr zugelassen,
just wie im Eilwagen. Gut für die, welche einmal saßen,
und so waren doch etliche wohl daran, während sich jetzo alle
übel behelfen müssen. Doch ist es christlicher, sein Stücklein
Brod zu theilen, als sich zu mästen, wenn der Bruder verhungert.

Hinter Freiburg liegt in tiefer grüner Thalschlacht Gün-
thersthal, zu selbiger Zeit noch ein Frauenstift. Vom Stift
her führt die Straße am Waldhorn vorüber, das getvöhnlich
das Siebentodsünden-Häusel genannt wird, ein großes weit-
läuftiges Gehöft, hart am Waldrand und an der Bcrgecke
gelegen, etwa tausend Schritte vor der Stadt draußen. Dort
kam der Steinbacher herunter, mit schwerem Ränzel, doch
leichten Fußes und noch leichtern Sinnes. Aus dem Wald-
horn tönte lustige Blechmusik, zimdera, bumdera! und der
Bärentanz lockte den Gesellen mächtig an, so daß er Lust
spürte, einen Hopser oder zwei zu wagen. Was ihn abhielt,
war grade nur ein Husar auf der Thürschwelle, ein Kerl in
blauem Dolman und rothen Hosen, über und über mit Schnüren
und Treffen besetzt, mit Klunkern behängt, von Gold und
Silber starrend, im Maul eine Staatspfeife mit einem Meer-
schaumkopf, so groß wie ein Schoppenglas. Nicht als ob der
Goldstrotzende den Ankömmling abgewiesen hätte; im Gegentheil

„Nur herein, Brüderl,“ sagte
er so recht auf österreichisch: „hier
wird umsonst aufgehaut und der
j Tanz kostet dich nix."

„Dank' gar schön," antwortete
j der Steinbacher: „ich mag's nicht
so gut haben."

Der Husar wollte sich so nicht
abspeisen lassen, ein Wort gab das
andre, und endlich sagte Nepomuck:
'Ich bin weit in der Welt um-
hergekommen, mein guter Herr
Soldat, und weiß, wie ihr Werber
eure Gimpel fangt. Wenn man
euch hört, da freilich hat die Kai-
serin Maria Theresia keine andern
Musketierer, als eitel Husaren zu
Pferd; sie gehen alle in Gold und
Silberzindel einher und werden
mit Schnepfendreck gemästet. Beim
Regiment sieht's aber ganz anders
aus und ich mag einen frohen Tag.
und etwa eine wilde Nacht dazu
nicht mit Ach und Jammer und
mit einem rothgestriemten Rücken
bezahlen."

Der bunte Lockvogel lachte überlaut, so daß er sich den
Bauch halten mußte. „Du bist ein Hauptkerl," rief er aus:
„so wahr ich Gobelsperger Toni heiße. Du kennst dich aus
und wir wollen gute Freunde sein. Da, reich' mir die Hand
auf gute Brüderschaft."

Nepomuck prallte zwei Schritte zurück; er kannte die Gefahr,
dem Werber einen Handschlag zu geben. Toni lachte wo
möglich noch lauter, und fragte dazu: „Woher kommst du?"

„Aus dem Land, das nicht mein ist."

„Wie heißest du?"

„Des Niemandetes Ueberallunduirgends."

„Wohin gehst du?"

„Nach Trippstrill, wo die Gäns' Haardeutel tragen."

Weiter stand der Steinbacher nicht Rede, sondern zog
seiner Straße, gefaßt auf einen Platzregen von Schimpfworten
und Flüchen; statt deren rief ihm Gobelsperger nach:

„Sei kein Kind, Gesellschaft, ich freff' dich nicht, aber
zehn Thaler kannst du verdienen, wenn du mir einen rechten
Kampel in's Garn jagst. B'hüt Gott."

„Schon recht," antwortete Muck: „ich bin des Seelen-
verkäufers Dicker." — —

Die liebe Stadt Freiburg trägt einen lustigen Gürtel von
lauter Weingärten, die ihr im Sommer ein gar frohmüthige»
Aussehen verleihen; dazumal schon waren die alten Wälle, I
Gräben und Schanzen keine Festungswerke mehr, sondern mit
Reben bepflanzt, doch sahen sie noch ganz festnngsmäßig aus,
wovon jetzt freilich wenig mehr zu merken ist. In meinen jungen
Jahren Hab' ich die Wälle noch ziemlich alle gesehen. Wenn
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Des Altgesellen Erinnerungen und Einfälle"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Wanderer <Motiv>
Husar
Karikatur
Herberge <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Freiburg im Breisgau
Münster Freiburg <Freiburg im Breisgau>

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 10.1849, Nr. 222, S. 47
 
Annotationen