Fliegende Blätter (100.1894 (Nr. 2527-2552))

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Nachruf an einen verlor'nen Kater.


f'feitf beut Frühlingsnacht-Theater
W Warst du hochberühmt, mein Kater,
r Ein Othello wie kein Zweiter;

Auch als Don Juan und so weiter
Warst du einzig als Akteur
Ohne jeglichen Souffleur!

Wenn du wüthend sprangst hervor
Als der eifersücht'ge Mohr —

Desdemona, ha, wie die
In der letzten Scene schrie! —

Auf den alten Dächern schleichen
Nun so manche, die dir gleichen
In den Kellern Hausen,

In den Feldern draußen
Erben deiner edlen Raee;

Bald in einem alten Fasse,

Bald in Koffern vom Gesinde
Kamen sie zur Welt als Blinde.

Doch sie wachsen und gedeihen
Jit den Winkeln und im Freien.

Es bezeichnet sie als deine
Ihr Miauen und Gegreine,

Wie sie seufzen, wie sie klagen,

Wie sie beißen, wie sie nagen,

Wie sie pfauchen, wie sie kratzen,

Sind die Bamsen deine Fratzen.

Wie sie schnurren mit Behagen,

Wie sie stolz den Wedel tragen,

Alles ist nach beinern Schnitte,

Deine Bildung, deine Sitte.

Aber bu, nur immer kühner
Nahinst dem Nachbar seine Hühner,

Und verzehrtest sie im Stillen
Aus der schönsten deiner Villen,

Auf der hinter'» Garteninaner,

Wo du oft lag'st ans der Lauer,

Nach den Spatzen emsig spähtest
Und den Keim des Guten sätest;

Aber gar zu oft von Haus
Blieb'st du manche Nacht lang aus;
Schlintmer ivard dein Ruf und schlimmer,
Und am Ende kamst du — nimmer!

Freilich wo du hingekommen,

Ob ein Dieb dich uns genommen,

Ob dich gar ein ganz eommuner,

Völlig schwarzer Kameruner
Überwältigt hat und fraß,

Räthseldunkel blieb uns das —

Wie das Jnn're Afrikas.

Doch ich fürcht' von deinen schlechten
Thaten, daß sich endlich rächten
Die Betrog'nen in der Liebe,

Jene Opfer deiner Triebe,

Die Elviren und Zerlinchen — —

In dem dritten Stock das Minchen
Auch ein üppig Rosalinchen,