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Die Wunderkur.
In ein kleines, ganz bescheid'nes, abgeleg'nes Bauernhaus.
Dort verweilten sie von da an; niemand wußte, was geschah.
Aber als nach einer Woche man den König wieder sah,
Schritt er, frisch und heiter grüßend, durch der Unterthanen
Schaar,
Die darüber hoch begeistert und voll' freud'gen Jubel war. —
Was nun hatte solche Wirkung auf den Herrscher ausgeübt?
Was von ihm das Leid genommen, das so lange ihn betrübt?
Statt des Caviars gab es Knödel, statt Champagner bitt'res
Bier,
Sancrkrant und Leberwürste stillten seines Hungers Gier;
Rindfleisch, Wirsing, sau're Hax'n, schwarzes Brod und Gänse-
klcin,
Semmelschmarrcn, Mainzerkäse — kurzum Alles, was nicht sein,
Was der König nie gegessen, tischte ihm der Fremdling auf
Und erzielte hiedurch diesen ungeahnten Kurverlauf. —
D'ruin: Ergeht dir's wie dem König, denke an die Wunderknr;
Nicht Berkünst'lung bringt dir Hilfe, sondern Rückkehr zur Natur!
3. Driirhris.
Wohlmeinend.
„Du, Spatz, auf den Stuhl darfst du dich nicht setzen — da kostet's
drei Pfennig'!"
In der Kneipe.
Studiosus: „.. Was, Sie wagen es, sich Aus-
hilfskellner zu nennen — und können mir nicht ein-
mal mit fünf Mark aushelfen?!"
Kreislauf.
8cm die Götter Zeit gewähren,
Der sieht neu oft wicderkehren,
Was der Zeiten blinder Wahn
Als veraltet abgcthan.
«. w.
Ein Freund in der Noth.
„Schöne Sichcrheitszuständc!" grollte Herr
Reissiger, Privatier und leidenschaftlicher Amateur-
photograph, und warf einen grimmigen Blick ans den
gleichfalls am Stammtisch sitzenden Polizei-Commissär
des Städtchens. „Lassen Sie sich übrigens die Ge-
schichte erzählen, meine Herren! Also, gestern Nach-
mittags ging ich mit meinem alten Freund, dem
Professor Kümmerlich, in's Gallerwäldchen, um Auf-
nahmen zu machen, indeß er allerlei Unkräuter sammeln
wollte. Na, Sie kennen ja sein Steckenpferd! Ich
hatte bald eine von der Natur zum Photographiren
wie geschaffene Stelle entdeckt und stellte sogleich
meinen Apparat auf. Unterdessen verlor sich Herr
Kümmerlich botanisirend tiefer im Gehölz. Es dauerte
aber gar nicht lange, da hörte ich ihn ganz erbärm-
lich um Hilfe schreien. Zum größten Glück war meine
Aufnahme eben beendet; ich packte also meine Uten-
silien sogleich zusammen und eilte hinzu. Was war's?
Ein Strolch hatte den alten Herrn überfallen und
prügelte ihn gott'sjämmerlich ..!"
An dieser Stelle hielt Herr Reissiger in seiner
Entrüstung inne.
„Nun, was haben Sie gethan?" frug einer der
Gäste.
„Was ich gethan habe?" entgegnet Herr Reissiger
Die Wunderkur.
In ein kleines, ganz bescheid'nes, abgeleg'nes Bauernhaus.
Dort verweilten sie von da an; niemand wußte, was geschah.
Aber als nach einer Woche man den König wieder sah,
Schritt er, frisch und heiter grüßend, durch der Unterthanen
Schaar,
Die darüber hoch begeistert und voll' freud'gen Jubel war. —
Was nun hatte solche Wirkung auf den Herrscher ausgeübt?
Was von ihm das Leid genommen, das so lange ihn betrübt?
Statt des Caviars gab es Knödel, statt Champagner bitt'res
Bier,
Sancrkrant und Leberwürste stillten seines Hungers Gier;
Rindfleisch, Wirsing, sau're Hax'n, schwarzes Brod und Gänse-
klcin,
Semmelschmarrcn, Mainzerkäse — kurzum Alles, was nicht sein,
Was der König nie gegessen, tischte ihm der Fremdling auf
Und erzielte hiedurch diesen ungeahnten Kurverlauf. —
D'ruin: Ergeht dir's wie dem König, denke an die Wunderknr;
Nicht Berkünst'lung bringt dir Hilfe, sondern Rückkehr zur Natur!
3. Driirhris.
Wohlmeinend.
„Du, Spatz, auf den Stuhl darfst du dich nicht setzen — da kostet's
drei Pfennig'!"
In der Kneipe.
Studiosus: „.. Was, Sie wagen es, sich Aus-
hilfskellner zu nennen — und können mir nicht ein-
mal mit fünf Mark aushelfen?!"
Kreislauf.
8cm die Götter Zeit gewähren,
Der sieht neu oft wicderkehren,
Was der Zeiten blinder Wahn
Als veraltet abgcthan.
«. w.
Ein Freund in der Noth.
„Schöne Sichcrheitszuständc!" grollte Herr
Reissiger, Privatier und leidenschaftlicher Amateur-
photograph, und warf einen grimmigen Blick ans den
gleichfalls am Stammtisch sitzenden Polizei-Commissär
des Städtchens. „Lassen Sie sich übrigens die Ge-
schichte erzählen, meine Herren! Also, gestern Nach-
mittags ging ich mit meinem alten Freund, dem
Professor Kümmerlich, in's Gallerwäldchen, um Auf-
nahmen zu machen, indeß er allerlei Unkräuter sammeln
wollte. Na, Sie kennen ja sein Steckenpferd! Ich
hatte bald eine von der Natur zum Photographiren
wie geschaffene Stelle entdeckt und stellte sogleich
meinen Apparat auf. Unterdessen verlor sich Herr
Kümmerlich botanisirend tiefer im Gehölz. Es dauerte
aber gar nicht lange, da hörte ich ihn ganz erbärm-
lich um Hilfe schreien. Zum größten Glück war meine
Aufnahme eben beendet; ich packte also meine Uten-
silien sogleich zusammen und eilte hinzu. Was war's?
Ein Strolch hatte den alten Herrn überfallen und
prügelte ihn gott'sjämmerlich ..!"
An dieser Stelle hielt Herr Reissiger in seiner
Entrüstung inne.
„Nun, was haben Sie gethan?" frug einer der
Gäste.
„Was ich gethan habe?" entgegnet Herr Reissiger
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Die Wunderkur" "Wohlmeinend"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum
um 1894
Entstehungsdatum (normiert)
1889 - 1899
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 100.1894, Nr. 2550, S. 222
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg