Fliegende Blätter (108.1898 (Nr. 2736-2761))

an munkelt, daß im öden Burggemäuer
Um Mitternacht es meistens nicht geheuer.
Da knarren Pforten, hört man Ketten klirren,

Da hört man Seufzer durch die Lüste schwirren,

Da rasselt es von Schwertern, Schildern, Spießen,
Da winselt es in tiefen Bnrgverließen,

Da klappert es wie dürres Totenbein,

Da hört man jammern, ächzen, weheschrci'n,

Man spürt im Rücken einen kalten Hauch,

Es sträuben sich die Haare Einem auch.

Und wenn man fraget, wein das nutzt und frommt,
Tönt's grabeshohl: „Huhu! Der Bnrggeist kommt!"
Und er erscheint in bläulich fahlem Licht,

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Schnaubt Einen an: „Was wagst Du, frecher Wicht?
Kannst Du nicht ruhig Deiner Wege geh'n?

Mußt Du beim Spuken mir im Wege steh'n?

Treibt Neugier Dich? Willst Du das Gruseln lernen?
Ich rathe Dir, Dich schleunigst zu entfernen!"

Von Mord und Raub und sonstigen Verbrechen,

Die er beging, beginnt er dann zu sprechen.

Der Hörer denkt dann meist bei solchem Grans:

„Der Klügere gibt nach!" dann reißt er aus. —

Nur Einer, der im Burgsaal übernachtet,

Den Burggeist endlich zu erlösen trachtet.

Um Mitternacht, ganz wie es sich gehört,

Er den Vcrwunsch'nen regelrecht beschwört; —

'^ä>> Umschrieben.

„. . . Aber, lieber Neffe, wie ich gehört, sollst Du ja im
Examen auf alle Fragen geschwiegen haben!"

„Na, weißt Du, lieber Onkel, ich red' halt nicht gern
Unsinn!"