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56 Der Sie bl

feilte Behauptung der Wahrheit entsprach es war doch unmöglich,
den Beweis dafür zu liefern. Tein Oberlehrer schien das auch bald
einzuleuchten, denn der lustige Mann wurde plötzlich ganz griesgrämig,
floh die Gesellschaft und — blieb am nächsten Samstag aus. Wenn
man ihn aber darüber stichelte, daun suchte er sich mit der Ausrede
ans der Verlegenheit zu ziehen: er sei krank, er habe sich einen sehr
schmerzhaften Magenkatarrh zugezogen, und dieser sei es, der ihn so
sehr verstimme. Niemand wollte ihm das glauben; aber es mußte
doch etwas daran sein, denn am zweiten Samstag, als der Oberlehrer
wieder fehlte, erklärte der Doktor, der Magenkatarrh sei durchaus
keine Erfindung, der arme Manu leide wirklich au dieser langwierigen
Krankheit, an der wahrscheinlich der Aerger über seine unvorsichtige
Wette mit schuld sei.

Nun wurde das Mitleid für den Genossen rege; mau spöttelte
nicht mehr und vermied es, ihn an die Wette auch nur zu erinnern.
Umsomehr war man erstaunt, als er vierzehn Tage später zur ge-
wohnten Zeit in die „Krone" trat und mit lächelnder Miene mit-
theilte, er komme heute, um vor Allem die Wette zum Austrag ztt
bringen und seine zwölf Flaschen vout „Blaugesiegelten" in Empfang
zu nehmen.

Die Herren waren nicht wenig verwundert und starrten ihn an,
als ob sie au seinem gesunden Verstände zweifelten. Der Förster
aber, der lebhafteste der Gesellschaft, rief sofort hitzig:

„Oho! Erst beweisen und dann in Empfang nehmen! Wir
denken, die Blaumützen selber ztt köpfen — es wird eine feine Schlacht
werden!"

„Und wenn ich Euch beweise", erwiderte der Oberlehrer in dem
strengsten Schulmeisterton, dessen er fähig war, „daß Ihr selbst der
Beweis seid für die Wahrheit meiner Behauptung —!"

„Oho!" unterbrach ihn ein halbes Dutzend Stimmen.

„Wenn ich Euch das beweise, dann gehört der Blaugesiegelte
doch mir?"

„Und noch sechs Flaschen dazu!" sagte der Förster übermüthig.

„Nun denn — so hört mich also an!"

Dann zog er sein Notizbuch, blätterte eine Weile darin, ließ
dazwischen ein paar spöttische Blicke über die Tafelrunde gleiten und
endlich begann er:

„Hier sind meine Beweise eingetragen, schwarz auf weiß. Wie
Ihr wißt, habe ich kürzlich an einem Magenkatarrh gelitten" —

n g s b e x u f.

bei diesem Worte lachte der Doktor plötzlich laut auf — „an einem
Magenkatarrh, der nun, was man bei dieser langwierigen Krankheit
kaum glauben sollte, bereits gründlich geheilt ist. Aber es ist so
und nun hört, was ich für Aerzte gehabt habe.

Da ist zunächst unser verehrter Herr Bürgermeister. Der
hat mir empfohlen, bei nüchternem Magen kochend heißes Wasser
zu trinken, während der Herr Postverwalter der Meinung ist, ge-
kochtes, aber bereits abgekühltes, gerade noch laues Wasser sei die
richtige Arznei. Anders der Herr Knopffabrikant, der mir versicherte
gegen Magenkatarrh gebe es ein einziges Mittel, aber dieses wirke
immer radikal — nämlich saure Milch. Der Herr Hauptmann wieder
erklärte mir kategorisch: „Larifari — alles Larifari. Trinken Sie
Pilsner Bier — früh, mittag, abends, so viel Sie können. Sonst
kriegen Sie die verdammte Geschichte nie niehr los. Trinken Sie
Pilsner Bier und eins, zwei, drei, sind Sie gesund!" — Unser
Freund Förster ist anderer Anschauung. Der ist für's Laufen.
Jeden Tag sich müde laufen und dann Beefsteak essen und Rothwein
trinken, tüchtig, damit der Magen wieder Stärke bekommt. Im
Gegensatz zu ihm neigt sich der Herr Stationsvorstand der Ansicht
zu, die beste Kur für den Magen sei Hungern, nichts essen als
trockette Semmeln und dabei ruhen. Der Herr Baumeister behauptet,
es gebe überhaupt kein Heilmittel außer faltem' Wasser. Bäder,
Abreibungen, Umschläge — das heilt alle Krankheiten und auch den
Magenkatarrh. Wenn ich dann weiter fortfahre, so begegnet mir
in meinen Notizen unser Freund Gemischtwaarenhändler, der kost-
bare Magentropfen nach einem altehrwürdigen Recepte fabrizirt, der
Herr Papiermüller, der auf Melissenthee schwört und leider — auch
der Herr Apotheker, der, wie Ettch nicht unbekannt ist, trotz seines
Freundes, des Doktors, die berühmten „Magenpastillen" erfunden hat."

Nun platzte der Apotheker los.

„Das ist eine Falle, eine schändliche Falle!"

Die Andern lachten und der Doktor rieb sich vergnügt die
Hände.

„In der Ihr Euch gefangen habt, Ihr Tausendsassas !" rief er
schmunzelnd, und dattn wandte er sich an den Wirth: „Den Blau-
gesiegelten — eilt Dutzend für uns und ein halbes für den Förster!"

Der Oberlehrer aber nahm sein Notizbuch auf und verkündete,
daß er ttoch weiter lesen werde, llnd dann berichtete er — nicht
selten durch stürmische Heiterkeitsausbrüche belohnt — von all den
Salben, Tränken, Kräutern und Shmpathiemitteltt, die man ihm
während seiner Krankheit noch verordnet hatte. — Als er aber endlich
fertig war, sagte er lächelnd: „Das ist Alles, was ich in meinen
Notizen habe — bitte, wie viel Einwohner unseres Städtleins
fehlen noch?"

Militärische L a ch - S t u f c u i c i t c r.

Der Lieutenant,

wenn der Herr Haupt mann,
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Lieblingsberuf" "Militärische Lach-Stufenleiter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Schlittgen, Hermann
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 108.1898, Nr. 2740, S. 56
 
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