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Der kluge Wahlcaudidat.

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orig Schlauberger, der eine
reizende junge Frau besaß,
redete nicht gern von der Art, wie
er reich geworden war; um so mehr
sprachen jedoch seine Mitbürger
darüber, und die besseren Kreise
hielten sich von ihm fern.

Man kann sich hienach vorstellen,
wie erstaunt und empört Alles war,
als bekannt wurde, Schlauberger
habe — auf Drängen seines lebens-
lustigen Weibchens — um Aufnahme
in den Verein „Concordia" nach-
gesncht, in lvelchem nur die Creme
der Gesellschaft Zutritt fand.

Na, ein Durchfall mit Pauken
und Trompeten sollte ihm die Keckheit
lohnen! —

Seine kleine hübsche Frau sah mit
Todesangst der Ballotage der Vor-
standsmitglieder entgegen. Schlau-
berger selbst aber blieb vollkommen ruhig.

Am Tage vor dem kritischen Ereigniß machte er sorgfältig Toi-
lette, antwortete auf die Frage seiner Frau „Wohin?" nur mit
einem Lächeln und verließ frühzeitig das Haus.

Wenige Minuten nachher stand er vor einem der Vorstands-
mitglieder, bei dem er nur eine kurze Besprechung unter vier Augen
gebeten hatte. „Ich weiß ja", sagte er nach einer kleinen Einleitung,

„wie die Herren über mich denken
— ich werde nicht anfgenomnien!
Nur meiner Frau zu Lieb' Hab' ich
mich gemeldet und nur um ihret-
willen möcht' ich bitten, daß Sie bei
der Ballotage abgeben eine weiße
Kugel — 's sieht's ja Niemand! —
damit meiner lieben Frau erspart
bleibt der Kummer, daß ich ein-
stimmig abgelehnt worden! Thun Sie
ihr den Gefallen, thun Sie's —
Diskretion Ehrensache!"

Als er kurz darauf das Haus ver-
ließ, schmunzelte er, und mit dem
gleichen Schmunzeln begrüßte er
seine Frau, ivie er ziemlich spät —
er hatte noch eine Reihe weiterer Be-
suche abgestattet — nach Hause kam.

Am nächsten Abend traten die Vor-
standsmitglieder zusammen, schimpf-
ten fürchterlich über Schlauberger
! und seine Frechheit, sich zur Aufnahme zu melden, und schritten
dann zur geheimen Wahl. Als man den Ballvtagekasten öffnete,
lagen darin — neun weiße Kugeln: Schlauberger w a r
einstimmig g e w ä h l t! Die Laune im Vorstand soll an
diesem Abend eine gedrückte gewesen sein; Schlauberger aber sagte,
als er von der Wahl erfuhr, stolz zu seiner kleinen glücklichen
Frau: „Bin ich ein geschätzter Manu! Was?"

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Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der kluge Wahlcandidat"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Kirchner, Eugen
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Alle Rechte vorbehalten - Freier Zugang
Creditline
Fliegende Blätter, 108.1898, Nr. 2853, S. 173
 
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