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Also lautete die Sag':
Nahe schon dem Sarkophag,
Wunder! ward's dem Dichter klar,
Sr, des Sanges bester Hüter,
Sr war arm und ohne Güter,
Arm ließ er die Kinderschaar,
was ihm schwer am Herzen lag.
Zn Gedanken, Stirne kraus.
Lief er stumm herum im Haus,
Und dann ließ er die ihm theuer.
Nüstig eilt' er; schnelle Schritte
Führten ihn fernab der Hütte.
Der reiche Dichter.
An der Seite seine Leyer,
Zog er in die Welt hinaus.
Monde schwanden. Mancherlei
ward gelispeit, wo er sei.
Viele wähnten ihn schon todt.
Lines Tag's naht' stch ein wand'rer,
Und der Fremde war kein and'rer,
Sr, der kam beim Abendroth,
Traun, er war es, Sli Bey!
Neich an Gold und Edelstein
Zog er in die Heimat ein.
Und er lud zum Saitenspiele
Seine Freunde, die ihn ehrten,
Seinen Sang so lang entbehrten
(Ihrer, wahrlich waren viele) -
Alles lud er, Groß und Klein.
Aber o, was er beschied,
war es wirklich, war's sein Lied,
wie es weiland ihm entfloß?
Der einst hochgeschätzte Dichter
Sah nur lachende Gesichter;
Alles lachte, Klein und Groß,
Alles grinste, pfiff und — schied.
Ungeseh'n durch 's Sternenlicht
Naht' die Muse sich und spricht:
Sli, Deine Zeit ist hin!
Jene Zeit der echten Lieder
Kehrt Dir nie und nimmer wieder;
Weid' am Glanz Dich des Nubin -
Neiche Dichter gibt es nicht!
Paul Jlg.
J|eute ritt ein Mensch auf mir durch
eine Gegend, die er einen entzückend schönen
Garten nannte. Unsinn! Nicht eine Distel
war darin zu finden!
(Hie Menschen gebrauchen uns als Last-
thier und als Schimpfwort, und wir Esel
lassen uns das ruhig gefallen. -
Min Ochs sagte mir, er wäre viel nütz-
licher als ich - nach seinem Tode noch diene
h Gedankensplitter eines Esel s.
er den Menschen mit seinem Fleische. Deß-
halb wird der Ochse auch geschlachtet.
^ie Eselin unseres Nachbarn gab mir
deutlich zu verstehen, daß sie niir wohl
geneigt sei. Ich lief aber davon. Es gibt
auch finge Esel.
Ms ich neulich unter der mir auf-
gebürdeten Last znsammenbrach und nicht
weiter konnte, schlug mein Herr mich mit
einem schweren Knittel. Ein Mann, der das
sah, nannte es unmenschlich. Wir nennen
es menschlich.
||ic Menschen erzählen, es hätte sich ei»
Esel in eine Löwenhaut gesteckt, um sie zu
erschrecken. Die Geschichte glaube ich nicht.
So einen Esel gibt es gar nicht.
Im Austrage:
3üb. Rodmch.
dlK
Also lautete die Sag':
Nahe schon dem Sarkophag,
Wunder! ward's dem Dichter klar,
Sr, des Sanges bester Hüter,
Sr war arm und ohne Güter,
Arm ließ er die Kinderschaar,
was ihm schwer am Herzen lag.
Zn Gedanken, Stirne kraus.
Lief er stumm herum im Haus,
Und dann ließ er die ihm theuer.
Nüstig eilt' er; schnelle Schritte
Führten ihn fernab der Hütte.
Der reiche Dichter.
An der Seite seine Leyer,
Zog er in die Welt hinaus.
Monde schwanden. Mancherlei
ward gelispeit, wo er sei.
Viele wähnten ihn schon todt.
Lines Tag's naht' stch ein wand'rer,
Und der Fremde war kein and'rer,
Sr, der kam beim Abendroth,
Traun, er war es, Sli Bey!
Neich an Gold und Edelstein
Zog er in die Heimat ein.
Und er lud zum Saitenspiele
Seine Freunde, die ihn ehrten,
Seinen Sang so lang entbehrten
(Ihrer, wahrlich waren viele) -
Alles lud er, Groß und Klein.
Aber o, was er beschied,
war es wirklich, war's sein Lied,
wie es weiland ihm entfloß?
Der einst hochgeschätzte Dichter
Sah nur lachende Gesichter;
Alles lachte, Klein und Groß,
Alles grinste, pfiff und — schied.
Ungeseh'n durch 's Sternenlicht
Naht' die Muse sich und spricht:
Sli, Deine Zeit ist hin!
Jene Zeit der echten Lieder
Kehrt Dir nie und nimmer wieder;
Weid' am Glanz Dich des Nubin -
Neiche Dichter gibt es nicht!
Paul Jlg.
J|eute ritt ein Mensch auf mir durch
eine Gegend, die er einen entzückend schönen
Garten nannte. Unsinn! Nicht eine Distel
war darin zu finden!
(Hie Menschen gebrauchen uns als Last-
thier und als Schimpfwort, und wir Esel
lassen uns das ruhig gefallen. -
Min Ochs sagte mir, er wäre viel nütz-
licher als ich - nach seinem Tode noch diene
h Gedankensplitter eines Esel s.
er den Menschen mit seinem Fleische. Deß-
halb wird der Ochse auch geschlachtet.
^ie Eselin unseres Nachbarn gab mir
deutlich zu verstehen, daß sie niir wohl
geneigt sei. Ich lief aber davon. Es gibt
auch finge Esel.
Ms ich neulich unter der mir auf-
gebürdeten Last znsammenbrach und nicht
weiter konnte, schlug mein Herr mich mit
einem schweren Knittel. Ein Mann, der das
sah, nannte es unmenschlich. Wir nennen
es menschlich.
||ic Menschen erzählen, es hätte sich ei»
Esel in eine Löwenhaut gesteckt, um sie zu
erschrecken. Die Geschichte glaube ich nicht.
So einen Esel gibt es gar nicht.
Im Austrage:
3üb. Rodmch.
dlK
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der reiche Dichter"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)