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Der Fürst und sein Schatzmeister.

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fm Morgenlande lebte ein weiser Fürst, der morgen sein
25 jähriges Negierungsjubiläum feiern sollte. Von nah
und fern zogen seine Untergebenen herbei, auf Kameeleu
reiche Geschenke mitführend, um sie dem Fürsten zu Füßen
zu legen. Alle waren in freudiger Stimmung — nur Ben Filzig,
der Schatzmeister, ein ebenso reicher als geiziger Geselle, war
traurig und sann, wie er aiu billigsten wegkäme. Plötzlich flog ein
Lächeln über seine Züge. „Geld und Kostbarkeiten erhält der Fürst
in Menge; ich will ihm eine andere Freude bereiten!" So sprach
der Schatzmeister zu sich selbst. Als int Westen die Sonne versank,
sah man ihn an der Spitze von 100 Sklaven aus des Fürsten
Kornkammer in die Ebene marschiren, die sich vor dem Palaste
gegen Osten zog. Nach einem halbstündigen Marsche ließ er halten,
befahl die Säcke zu öffnen, einen der Sklaven ihm folgen und dabei
das Korn rechts und links gleichmäßig ausstrenen. Als der Sack
geleert war, mußte ein zweiter Sklave an die Stelle des ersten
treten und so fort, bis das ausgestrente Korn, in riesiger Dimension
die Zahl 50 zeigte. Darauf kehrte Beu Filzig mit den Dienern

zurück, ließ einen Soldaten rufen und schickte ihn zu dem Korne
hinaus mit dem Aufträge, bis morgens 7 Uhr die Flamingos fern-
zuhalten, daun jedoch zuzulassen und wohl darauf zu achten, bis
ihm der Schatzmeister mit einem Tuche ein Zeichen gebe, worauf
er seine Flinte abzuschießen habe.

Der Fürst, welcher pünktlich um halb 7 Uhr aufstand, trat um
7 auf die Terrasse, empfangen von den Jubelrufen und Gratulationen
der Unterthanen. Nachdem er die Geschenke entgegengenommen
und freundlich gedankt hatte, warf sich Ben Filzig zu seinen Füßen
und bat ihn, den Blick gegen Morgen zu wenden, um auch seinen
Wunsch entgegenzunehmen. Als der Fürst dieser Bitte willfahrte,
sprang der Schatzmeister auf und schwenkte ein rothes Tuch gegen
die Ebene, woraus weit draußen ein Schuß krachte. Sofort erhob
sich ein ungeheurer Schwarm von Flamingos, und am leuchtenden
Morgenhimmel zeichnete sich in glühend rosigen Farben die Zahl 50.
Ben Filzig aber sprach: „Edelster der Fürsten! 25 Jahre regierst
Tu heute — ich aber flehe zu Allah, daß er Dir 50 schenke."

Da spielte ein feines Lächeln um die Lippen des Fürsten und

„Frühling, Frühling, theurer Freund,
Zog in meine Seele ein:

Liebe in mein altes Herz!

Frühling, Zrühlingssonnenschein I"

»»Frühling, jubelst du mein Freund?!

Späte Täuschung.

Der lacht nicht zur Winterzeit —
Doch zuweilen sieht man wohl,
wie das weite kalte Kleid
Liner warmen Brise weicht,

Die im Winter flüchtig weht:
von den lauen Winden lockert

Sich das weiße und zergeht —

Doch das ist der Frühling nicht,

Gibt nur patsch, du armer Thor,
weichlich, flau und ungesund
— Und der Schnee liegt wie zuvor!""

25. wohlinurh.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Der Fürst und sein Schatzmeister"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Hoffmann, Anton
Entstehungsdatum
um 1899
Entstehungsdatum (normiert)
1894 - 1904
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Orient
Karikatur
Turban
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 110.1899, Nr. 2795, S. 83

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