Fliegende Blätter (110.1899 (Nr. 2788-2813))

216 Zcitgcmii fr.

Im Hotel. Avis für die Gäste.

Dreimal klingeln — Kellner.

Zweimal klingeln — Stubenmädchen.
Einmal klingeln — 1 Ansichtspostkarte.

Hr- Zrau Sehnsucht.

Sie geht, von Engeln ausgeschickk,

Still durch der Menschen Reih'n,

Und wo sie ein einsam' Her; erblickt,

Da zieht Zrau Sehnsucht ein.

Und ist es edlerer Ratur.

Das Herz, das Raum ihr bot,

So treibt Frau Sehnsucht von dannen nur
Die Liebe oder der Tod.

Alb. Roderich.

A«genehmer Drost.

Gast: „Na, mit dem Essen haben
Sie mich schön 'reingelegt, ... ich werde
die ganze Nacht nicht schlafen können!"

Kellner: „Gnädiger Herr wollen ja
ohnedies morgen frühzeitig ab-
r eisen!" _

Ans ciitcm Soldatenbrief.

. . Die Wurst, die Ihr mir geschickt
habt, hat der Herr Unteroffizier gegessen.
Er sagte: Dann würde ich wenigstens
nicht Heimweh bekommen.

P r o t e st.

„Nicht wahr, Herr Kominerzienrath,
litan fühlt sich immer am wohlsten in
seinen vier Pfählen?"

„Wie haißt in seinen Pfählen? Bin
ich e' Pfahlbau er oder e' Schloß-
besitzer?!" _

Das welke Röslein.

Einsam in seinem Stübchen
Ein alter Knabe saß.

Der heut' in einem alten
vergilbten Buche las.

Zufällig er beim Blättern
Ein welkes Räslein fand;

Das hielt er lange sinnend
Und träumend in der Hand.

Dann küßte er es zärtlich,
wobei er weint und lacht.

Ach, wie doch oft das Alter
Die Menschen kindisch macht!

S- 3. Srrirr.

<S->

r-==0*> Ein Abend-Stillleben.


Verantwortlicher Rcdactcnr: I. Schneider in München. — Verlag von Braun & Schneider in München. — In Oesterreich-Ungarn
für die Herausgabe und Nedaction verantwortlich: Oskar Lechner in Wien I. — Kgl. Hof-Buchdruckerei von E. Mühlthaler in München.

Hiezu das Beiblatt.