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verlas s eit.

Alli Schwammerln sau ab'brockt,
De ganz' Kolonie;

Mi' alloa hab'n s' vergessen —
verlassen bin i'.

Iatz' steh' i' bei mein' Holzstock,
Im Schnee steh' i' d'rin,

Iatz' kenn' i' erst, was i'

Für a' „Schwammerling" bin.

i£.

-evt?' Die Stiftung.

(T^jjKie Niachtluft weht würzig von den dunklen Bergen herüber.
CP Am Himmel blinkt Stern an Stern, und der junge Dichter,
der seit drei Wochen in dem Gebirgsdörfchen weilt, fühlt eine
schwärmerische Stimmung über sich kommen. Gerade will er daran
denken, sie zu einem Gedicht über die Schönheiten der Alpenwelt
auszunützen — da hört er ganz in der Nähe der Wirthslaube, m
welcher er sitzt, ein herzbrechendes Stöhnen und Schluchzen.

Voll Mitgefühl schleicht er. näher und erkennt zu seinem Er-
staunen in der Weinenden das Wirthstöchterl, das am Obstgarten-
zaun lehnt und gerade hinausheult.

Das Herz des Dichters wird natürlich bei dem Leid des
Naturkindes weich wie Wachs. Er schlingt vertraulich den Arm

Die Stiftung.

um die schlanke Taille Evis, redet ihr begütigend zu und bittn •
ihm doch zu sagen, was ihr die Seele schwer mache. 6 ^

„O mei'I" schluchzt sie. „O mei'! G'stritt'n hab'n toir
mei' Schatz — weiß D', der Peterl und i' — und iatzt — 1ua ."

— und iatzt hat er mir d' Liab' aufg'sagt!"

Der junge Dichter ist ganz ergriffen von ihrem Schmerz, g j
nimmt ihr hübsches Köpferl, drückt es beruhigend an sich unb
lieh — er weiß selbst nicht, wie er auf diese Art, zu trösten üe^.
fallen ist — plötzlich gibt er der armen Evi ein Bußl um's anders
und sie scheint von diesem Beruhigungsmittel alsbald eine lindernd
Wirkung zu verspüren, denn sie hält ganz still und läßt sich ^
ihm weiter trösten.

Mit einem Mal aber faßt ihn von rückwärts eine derbe FM

— das Dirndl stößt einen Schrei aus und entflieht — und da,,,,

hagelt's auf den armen Poeten Püffe nieder, wie er sie nicht für
möglich gehalten hätte, und zum Schluß fliegt er von einem kräs-
tigen Fußtritt geschleudert, mitten in die Brenneffeln hinein.

Natürlich ist ihm damit der ganze Aufenthalt verleidet.
Wüthend und beschämt zugleich, zerschlagen und verbrannt macht
er andern Morgens kurzen Prozeß, schnürt sein Ränzl, bezahlt und !
wandert zur Bahnstation. Das Wirthstöchterl läßt sich glücklicher
Weise nicht sehen; so ist ihm wenigstens die Blamage und zugleich
der Zorn, der ihn bei ihrem Anblick gepackt hätte, erspart.

Da, als er in den kleinen Bahnhof tritt — er glaubt seinen
Augen kaum — kommt ihm Evi mit dem glückstrahlendsten Feien
tagsgesicht von der Welt entgegen, und der saubere Bursche, dm
sie am Arm hängt, strahlt auch vor Vergnügen. Und Beide haben
einen Mordsblumenstrauß; den strecken sie dem Dichter entgegen
und lachen und rufen: „Wir danken halt recht schön und leben E
recht wohl, und dös wer'n wir Jhna nie vergess'n, daß,S' unser
Glück g'stift't hab'n —"

„Ja was soll denn das heißen?" ruft der Poet empört.

„Ja, schau'", sagt der Bursch treuherzig, „wie Du gestern
mei' Dirndl so ab'bufselt hast, da Hab' i' Dich a' klein's wengerl
durchprügelt •— net? Und unter'm Prügeln da is mir auf oainai
d' Liab' wieder aufg'wacht zur Evi — aber scho' glei' a st
mächti', daß i' zu ihr Fensterln 'ganga bin und wir uns versöhnt
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Die Stiftung"
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Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Wagner, Erdmann
Entstehungsdatum
um 1901
Entstehungsdatum (normiert)
1896 - 1906
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 114.1901, Nr. 2906, S. 170

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