Unheimlicher Erwerb.
A: „Ist der Schriftsteller Grausig, der die vielen Schauer-
romane schreibt, wirklich so vermöglich?"
B: „Allerdings — der hat sich mit seiner Feder schon ein
ganz respektables Vermögen zusammen gemordet!"
Herausgeholfen. 283
„Ich hakü es schon bemerkt, Herr Baron, wie Sie gestern bei
Ihrem Spazierritt in den Anlagen in das große Rosenbeet
hineingeflogen sind!" — „Ja, ja, kluges Thier, mein Rappe —
Rose von jeher meine Lieblingsblume gewesen!"
100»
am ein Schneiderlein auf Wanderschaft in die Stadt, wo der
König wohnte.
Die Sonne lachte vom Himmel, Fahnen flatterten und das
Volk drängte sich summend nach dem Markte.
Dort prangte ein seidener Baldachin, schlohiveiß mit Purpur; unter dein
thronte der König und neben ihm majestätisch sein Töchterlein. Geschniegelte
Prinzen, etwa ein Dutzend, standen herum und machten ihr süße Augen.
Schön war sie nicht, dafür aber mit einer spitzigen Nase begabt und
einer absunderlichen Gewohnheit. Sie trug nämlich, und zwar tagein tag-
aus ohne Ausnahme, immer nur blaue Strümpfe, und auch heute
leuchtete es himmelblau aus den schimmernden Atlasschuhchen hervor.
Dabei war sie so furchtbar gescheit, daß sie die Mücken in der Luft
husten hörte und alle dreihundert ägyptischen Könige der Reihe nach her-
sagen konnte, sogar von hinten. Da sie überdies ihres Vaters einzige Erbin
war, hingen die Freier ihr an wie die Fliegen dein Pflaumenmus.
Sie aber wollte Keinen, der nicht noch gescheiter wäre wie sie.
So mußte denn jeglich Bewerberlein vor versammeltem Volke sie
um etwas befragen, wem sie die Antwort schuldig bliebe — so hatte sie
A: „Ist der Schriftsteller Grausig, der die vielen Schauer-
romane schreibt, wirklich so vermöglich?"
B: „Allerdings — der hat sich mit seiner Feder schon ein
ganz respektables Vermögen zusammen gemordet!"
Herausgeholfen. 283
„Ich hakü es schon bemerkt, Herr Baron, wie Sie gestern bei
Ihrem Spazierritt in den Anlagen in das große Rosenbeet
hineingeflogen sind!" — „Ja, ja, kluges Thier, mein Rappe —
Rose von jeher meine Lieblingsblume gewesen!"
100»
am ein Schneiderlein auf Wanderschaft in die Stadt, wo der
König wohnte.
Die Sonne lachte vom Himmel, Fahnen flatterten und das
Volk drängte sich summend nach dem Markte.
Dort prangte ein seidener Baldachin, schlohiveiß mit Purpur; unter dein
thronte der König und neben ihm majestätisch sein Töchterlein. Geschniegelte
Prinzen, etwa ein Dutzend, standen herum und machten ihr süße Augen.
Schön war sie nicht, dafür aber mit einer spitzigen Nase begabt und
einer absunderlichen Gewohnheit. Sie trug nämlich, und zwar tagein tag-
aus ohne Ausnahme, immer nur blaue Strümpfe, und auch heute
leuchtete es himmelblau aus den schimmernden Atlasschuhchen hervor.
Dabei war sie so furchtbar gescheit, daß sie die Mücken in der Luft
husten hörte und alle dreihundert ägyptischen Könige der Reihe nach her-
sagen konnte, sogar von hinten. Da sie überdies ihres Vaters einzige Erbin
war, hingen die Freier ihr an wie die Fliegen dein Pflaumenmus.
Sie aber wollte Keinen, der nicht noch gescheiter wäre wie sie.
So mußte denn jeglich Bewerberlein vor versammeltem Volke sie
um etwas befragen, wem sie die Antwort schuldig bliebe — so hatte sie
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Prinzessin Blaustrumpf"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsdatum (normiert)
1901 - 1901
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
In Copyright (InC) / Urheberrechtsschutz
Creditline
Fliegende Blätter, 114.1901, Nr. 2915, S. 283
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg